„Es war, als würde der Frühling beginnen!“, erzählt Lima Abdullah über die Tage 2012, als die Gesellschaft Rojavas ihr Schicksal ganz in die eigenen Hände genommen hat. „Mit dem Frühling im Herzen, im Kopf als Ziel immer Frühling, müssen wir nicht warten, bis die Sonne wieder scheint und das Eis taut, sondern können gemeinsam das Eis in uns zum Schmelzen bringen und Wege finden, das Eis zu umgehen."
Mit diesen Worten wurde zu einem Kulturabend in Jena eingeladen, anlässlich des elften Jahrestages der Revolution von Rojava vom 19. Juli 2012, aus der die heutige Autonomieregion Nord- und Ostsyrien (AANES) hervorgegangen ist. Bei der Veranstaltung am Sonntagnachmittag kamen rund 50 Menschen zusammen, „um gemeinsam den widerständigen Geist zu stärken und im kleinen eine revolutionäre Kultur miteinander aufzubauen“.
Ursprünglich im letzten Jahr im Zuge des Besuchs der Anti-G7-Protestkarawane entstanden, orientieren sich die öffentlichen Kulturabende in Jena an den Moralabenden der kurdischen Befreiungsbewegung und finden seit ungefähr einem Jahr alle drei Monate statt. Organisiert werden die Treffen von einem Bündnis der lokalen Gruppen „Gemeinsam Kämpfen“, Seebrücke, Ya Basta und FKK (Feministisch-Kreativ-Kämpferisch). Eingeladen wurde auf das Gelände eines widerständigen Ortes in Jena, eines ehemals besetzten Hauses, wo die Besucher:innen um ein Feuer herum saßen.
Zu Beginn erzählten zwei Aktivistinnen der feministischen Initiative „Gemeinsam Kämpfen“ von der Geschichte der Revolutionärin Lima Abdullah, sowie der Wichtigkeit, sich auf den Frühling vorzubereiten und sich so in Zeiten des Winters und der Kälte warm zu halten und hoffnungsvoll zu bleiben. Anschließend wurden Texte vorgelesen, Geschichten der Zapatista aus Mexiko erzählt, Spiele gespielt und vor allem viel gesungen. Mit einer Schweigeminute wurde der Gefallenen in Kurdistan und der beim rassistischen Anschlag am 22. Juli 2016 im Olympia-Stadion in München ermordeten Menschen gedacht.
„Women Defend Rojava" stellte die Kampagne „Jin Jiyan Azadî - Gemeinsam verteidigen wir das Leben" vor. Auf dem Gelände gab es einen Info- und einen Gedenktisch und nach dem Ende des Programms wurde außerdem ein Basteltisch aufgebaut, an dem Bilder zum Thema der Kampagne gestaltet werden konnten. Hier kamen verschiedene Generationen im gemeinsamen Malen und Basteln zusammen.
„Es war ein stärkender und verbindender Abend, der den Besucher:innen Kraft und Zuversicht zum gemeinsamen Weiterkämpfen und Einblicke in vielfältige widerständige Kultur gegeben hat“, so das Fazit der Veranstalter:innen.