Die Koordination der KJK (Gemeinschaft der Frauen Kurdistans) ruft zur Teilnahme an der Demonstration „Schluss mit 25 Jahren Isolation, Folter und Rechtlosigkeit“ am kommenden Samstag in Köln auf. Die europaweite Demonstration findet aus Anlass des Jahrestags der Verschleppung von Abdullah Öcalan in die Türkei statt. Der Begründer der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) wurde am 15. Februar 1999 mit einer internationalen Geheimdienstoperation aus Kenia entführt und auf die türkische Gefängnisinsel Imrali gebracht. Dieser völkerrechtswidrige Piratenakt hatte mit der erzwungenen Ausreise Öcalans aus Syrien am 9. Oktober 1998 seinen Anfang genommen und wird von der kurdischen Freiheitsbewegung als internationales Komplott bezeichnet.
Komplott der kapitalistischen Moderne
„Die Hauptkraft hinter dem internationalen Komplott war das globale System der kapitalistischen Moderne. Ziel war dabei, die kurdische Freiheitsbewegung über Rêber Apo zu vernichten, um bei der Neugestaltung des Nahen und Mittleren Ostens und insbesondere in Kurdistan freie Hand zu haben“, erklärt die KJK. In der Region finde ein intensiver Machtkampf um die Weltherrschaft statt, der auf dem Rücken der Völker ausgetragen werde. Mit Öcalans Gefangennahme sei ein Völkermord an den Kurd:innen angestrebt worden, das Komplott richte sich gleichermaßen gegen die kurdische Frauenbewegung.
Frauenbefreiung und ökologische Revolution
Öcalan habe dagegen das Modell der Demokratischen Moderne entwickelt, das den Weg zum Erfolg für den Existenz- und Freiheitskampf des kurdischen Volkes und der Frauen aufzeige, so die KJK: „Er legte dar, dass der Weg zu einer demokratischen Gesellschaft im wesentlichen auf Frauenbefreiung und einer ökologischen Revolution basiert.“ Damit habe er gleichzeitig aufgezeigt, dass die kapitalistischen Mächte Freiheit und Demokratie sowie Frauen und Völkern gegenüber feindlich agierten und mit seiner Person ein gerechtes Gesellschaftsmodell zum Tode verurteilt werden sollte.
Das Komplott ist gescheitert
Die KJK betont in ihrer Erklärung, dass das Komplott gegen die kurdischen Freiheitsbewegung gescheitert ist. Anstatt in der Gefangenschaft zugrunde zu gehen, habe Öcalan neue Gedankengänge entwickelt und einen Paradigmenwechsel vollzogen, der weltweit Hoffnung mache: „Die Stimme des freien Lebens, die von den Hegemonialmächten zum Schweigen gebracht werden sollte, hat die ganze Welt erreicht.“
Das patriarchale Herrschaftssystem hat Blut verloren
Das auf Basisdemokratie, Frauenrevolution und einem ökologischen Wandel basierende Paradigma richte sich gegen ein „System, das Frauen ihre Identität nimmt, sie entwertet und in eine Ware verwandelt, die man kaufen und verkaufen kann, sie von ihren eigenen Werten entfernt, sie zwischen Hauswänden oder Staatsgrenzen einsperrt und sie ermordet“ und habe „die Mauern dieses Lebens in Gefangenschaft, das den Frauen als Schicksal auferlegt wurde, zum Einsturz gebracht. Während die Kräfte der kapitalistischen Moderne die Frauen als ihr wichtigstes Eigentum für die Entwicklung und den Fortbestand ihres eigenen Systems betrachten, ist das Freiheitsparadigma von Rêber Apo das Tor zu einem freien Leben geworden, zu dem die Frauen strömen. Das auf der Versklavung von Frauen und männlicher Herrschaft basierende System hat mit unserem Paradigma des freien Lebens Blut verloren.“
Ein auf Frauenbefreiung basierendes System aufbauen
Die Isolation von Abdullah Öcalan sei daher auch ein Komplott „gegen alle Frauen, die ein freies Leben suchen“ und müsse aktiv und organisiert bekämpft werden, so die KJK: „Lasst uns in dem Bewusstsein handeln, dass unser Kampf außergewöhnlich ist und unser Weg zu einem freien, demokratischen und gleichen Leben führt. Lasst uns im Sinne einer Mobilmachung an der großen Aktion in Köln und allen Aktivitäten für die physische Freiheit von Rêber Apo teilnehmen. Lasst uns überall seine Gedanken lesen und verstehen. Lasst uns auf Grundlage der Freiheit von Frauen ein konföderales System aufbauen und unsere organisierte Kraft verstärken.“
Foto: Reise zur Freiheit in Mannheim, 11. Januar 2024. Weil bei der Demonstration der kurdischen Jugendbewegung Bilder von Abdullah Öcalan verboten waren, hielten die Aktivist:innen stattdessen Bücher von ihm in den Händen.