Die Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) ruft angesichts der zunehmenden Angriffe auf Kurdinnen und Kurden in der Türkei zur organisierten Selbstverteidigung auf und weist darauf hin, dass die Morde und Lynchversuche im Auftrag der türkischen Regierung stattfinden.
In der Erklärung des KCK-Exekutivrats heißt es:
In den vergangenen Tagen fanden in verschiedenen Städten der Türkei Angriffe auf Kurdinnen und Kurden statt. Wir bekunden unser Beileid mit Hakim Dal, der dabei gefallen ist, und wünschen allen Verletzten eine schnelle Genesung.
Seit dem Beginn des Freiheitskampfes des kurdischen Volkes und den zunehmenden Aufstände in Kurdistan und der Türkei in den 1990er Jahren finden regelmäßig Angriffe auf Kurdinnen und Kurden in der Türkei statt. Es gibt hunderte Beispiele für derartige Angriffe, die häufig in Lynchversuchen münden. Jüngst haben sich diese Angriffe, die zu Toten und Verletzten führen, intensiviert. Vor und während des diesjährigen muslimischen Opferfestes nahmen die Angriffe stark zu, was darauf hinweist, dass sie bewusst organisiert wurden. Die jüngsten Angriffe, die mit der Ermordung von Deniz Poyraz im HDP-Zentrum der Stadt Izmir begannen, dauern weiterhin an. Vor wenigen Tagen wurde in Afyon eine kurdische Familie angegriffen. Dabei wurde versucht, die Frauen und Männer der Familie zu lynchen. Es kam zu Folter und Verletzungen. Kurz vor dem Opferfest wurden Kurdinnen und Kurden im Stadtzentrum Ankaras angegriffen, wobei zahlreiche Menschen verletzt wurden, zwei davon schwer. In einem Dorf in der Nähe von Konya wurde zuletzt Hakim Dal vor den Augen seiner Verwandten von faschistischen Angreifern ermordet. Kurz zuvor war in Konya eine kurdische Familie angegriffen worden, wobei mehrere Familienmitglieder schwere Verletzungen davon trugen.
Ergebnis der kurdenfeindlichen Regierungspolitik
Die Angriffe auf Kurdinnen und Kurden in der Türkei stehen in direktem Zusammenhang mit der Politik, die die faschistische AKP/MHP-Regierung gegenüber der kurdischen Bevölkerung verfolgt. Diese Regierung hat alle Kurdinnen und Kurden zu Feinden erklärt, die für ihre kurdische Identität einstehen und nach Freiheit verlangen. Sie hat auch die HDP, die für eine demokratische Lösung der kurdischen Frage eintritt, zum Feind erklärt und zu einem ständigen Angriffsziel gemacht. Alle demokratischen Kräfte und Völker der Türkei, insbesondere die Kurdinnen und Kurden, die der HDP immer wieder ihre Stimme gegeben haben, werden somit massiv bedroht. Es ist allseits bekannt, dass die Feindschaft der AKP/MHP-Regierung gegenüber der PKK mit ihrem seit fast einem halben Jahrhundert andauernden Freiheitskampf und ihrem Vorsitzenden Ausdruck für ihre Feindschaft gegenüber allen Kurdinnen und Kurden ist. Weil er den Wunsch des kurdischen Volkes nach Freiheit gefördert hat, wird Rêber Apo [Abdullah Öcalan] heute massivem Druck und Isolation ausgesetzt.
Kurdische Identität soll ausgelöscht werden
All diese Angriffe finden statt, weil das kurdische Volk auf seiner Freiheit besteht. Trotz des Drucks und der Angriffe beharrt das kurdische Volk auf seinen Kampf für Freiheit und Demokratie. Das Ziel der Angriffe ist es, die Kurdinnen und Kurden von ihrem Wunsch nach Freiheit und Demokratie abzubringen. Die Angriffe auf einzelnen Familien und Individuen stellen Angriffe auf das gesamte Volk dar. Dadurch wird versucht, das Beharren des kurdischen Volkes auf ein freies und demokratisches Leben zu zerstören. Das Ziel ist, dass kein einziger Kurde bzw. keine einzige Kurdin sich noch als kurdisch bezeichnet, Kurdisch spricht oder offen die kurdische Identität auslebt. Diese Einschüchterungsangriffe dienen dem Ziel eines kurdischen Genozids und sollen zuallererst die Selbstverleugnung der Kurdinnen und Kurden bewirken. Zur Erreichung dieses Zieles finden daher geplante und organisierte Angriffe statt.
Drohungen der Regierung gelten als Angriffsbefehl
Immer wenn die AKP/MHP-Regierung Drohungen gegen die Kurdinnen und Kurden, die HDP und die demokratischen Kräfte ausspricht, wird dies von gewissen Personen als Befehl verstanden, die dann Angriffe organisieren. Es existiert ein Spezialkriegszentrum, das diese Pläne zur Einschüchterung der Kurdinnen und Kurden erstellt, organisiert und deren Umsetzung befiehlt. Innerhalb des MIT und der MHP bestehen Einheiten, die mit der praktischen Umsetzung dieses Spezialkrieges beauftragt sind. Daher steht auch der Großteil der Personen, die die Angriffe auf Kurdinnen und Kurden ausführen, in Verbindung zur MHP. Die aktuellen anti-kurdischen Angriffe, die überall stattfinden, werden also von dem kurdenfeindlichen AKP/MHP-Bündnis in Auftrag gegeben. Es ist stets Tayyip Erdoğan, der die Angriffe auf das kurdische Volk und die oppositionellen Kräfte befiehlt. Durch die Behauptung, die Kurdinnen und Kurden seien kein Teil der Türkei, werden sie zum Ziel verschiedenster Angriffe gemacht.
Gemeinsamer Demokratiekampf soll verhindert werden
Ein weiteres Ziel der Angriffe besteht darin, den gemeinsamen Kampf des kurdischen und des türkischen Volkes, sowie der demokratischen Kräfte zu behindern. Auch die Angriffe in Suruç und Ankara im Jahr 2015 zielten auf die Verhinderung dieser demokratischen Einheit ab. Denn die völkermörderische Kolonialmacht betrachtet den gemeinsamen Kampf des kurdischen Volkes und der Völker der Türkei für Demokratie als ihr eigenes Ende. Sie versucht deshalb die demokratischen Kräfte und die Kurdinnen und Kurden zu schwächen, indem sie deren Einheit verhindert. Auf diese Weise möchte sie den kurdischen Genozid noch einfacher durchführen. Wenn die völkermörderische Kolonialmacht mit diesen Angriffen die Einheit des kurdischen Volkes und der Völker der Türkei verhindern möchte, müssen die demokratischen Kräfte der Türkei ihre Solidarität mit den Kurdinnen und Kurden und den gemeinsamen Kampf mit ihnen verstärken. Sie müssen also Seite an Seite mit dem kurdischen Volk den Kampf gegen den Faschismus führen.
Geplante Angriffe als Teil der Spezialkriegspolitik
Das kurdische Volk muss sich darüber bewusst sein, dass diese Angriffe auf einen Völkermord abzielen. Es handelt sich um geplante Angriffe, die auch in Zukunft weitergehen werden. Mit dieser Spezialkriegspolitik wird Kurdistan entvölkert, während Kurdinnen und Kurden überall mit Einschüchterungsangriffen konfrontiert werden. Ein Ziel des Angriffes in Konya ist es, die Kurdinnen und Kurden in Zentralanatolien einzuschüchtern und von ihrem Land zu vertreiben. Das Ziel all dieser Angriffe ist die Durchführung eines Völkermordes.
Wenn wir leben wollen, müssen wir uns verteidigen
Wenn die Kurdinnen und Kurden leben möchten, müssen sie sich gegen all diese Angriffe verteidigen – genauso wie es alle Lebewesen tun. Durch ihre individuelle Verteidigung verteidigen sie die Existenz des gesamten kurdischen Volkes. Die Kurdinnen und Kurden verfügen über den notwendigen Mut, um diese Angriffe zurückzuschlagen. Sie dürfen sich nicht zu Opfern machen lassen. Natürlich möchten wir mit den Völkern der Türkei überall friedlich zusammen leben. Wir pflegen keine Feindschaft gegenüber einem anderen Volk. Doch im Falle von Angriffen müssen wir uns zu verteidigen wissen. Deshalb ist es notwendig, dass wir überall unsere Organisierung verstärken. Organisierung ist die größte Selbstverteidigungskraft. Nur durch Organisierung und eine klare Haltung werden sich diese Angriffe abwehren lassen.
Zweifellos müssen die Kurdinnen und Kurden auch eine gemeinsame Haltung mit den demokratischen Kräften entwickeln, um den Kampf gegen die chauvinistisch-faschistischen Banden zu führen. Die Einschüchterungs- und Völkermordangriffe gegen das kurdische Volk werden niemals unbeantwortet bleiben. All diejenigen, die diese Angriffe organisieren und ausführen, werden dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Wir rufen das gesamte kurdische Volk dazu auf, in solchen Situationen Solidarität zu zeigen und den Kampf für Freiheit und Demokratie überall zu intensiveren, um den Angriffen ein Ende zu bereiten.