In den letzten zwei Wochen sind bei Hochwassern und Überschwemmungen in Ostkurdistan und im Iran mindestens 200 Menschen ums Leben gekommen. Viele weitere Menschen werden vermisst. Betroffen von der Naturkatastrophe sind 23 der 31 Provinzen. Die Zahl der Menschen in den Flutgebieten, die ihre Häuser räumen und in Notunterkünften untergebracht werden mussten, ist mittlerweile auf 120.000 angestiegen.
Der Exekutivrat der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) hat zur Mobilisierung für die Opfer der Hochwasserkatastrophe im Iran und Ostkurdistan aufgerufen. In einer am Freitag veröffentlichten Erklärung, die mit einer Beileidsbekundung für die Todesopfer beginnt, heißt es: „Solidarität ist der bedeutsamste unter den gesellschaftlichen Werten. Als ein Volk aus der Wiege der menschlichen Zivilisation haben wir Kurdinnen und Kurden seit jeher ein ausgeprägtes Bewusstsein für Solidarität. Die Existenz der Völker dieser Region konnte angesichts Naturkatastrophen wie diesen und dem Druck von außen nur durch Solidarität bewahrt werden. Das Gefühl dieser Zusammengehörigkeit gilt auch den Opfern der Hochwasserkatastrophe im Iran und in Ostkurdistan. Das kurdische Volk und alle Nachbarländer werden ihre gesamte Kraft einsetzen und den Flutopfern beistehen“.
Ein Volk oder eine Nation zu sein, erfordere ein Höchstmaß an Solidarität, so die KCK. „Solche, die kaum füreinander eintreten, können sich weder als Volk oder Nation definieren, noch können sie ein freies oder demokratisches Leben erlangen. In diesem Sinne sollte der wichtigste Punkt auf der Tagesordnung der Völker Rojhilats und aller anderen iranischen Völker sein, Solidarität mit den Opfern zu zeigen. Zu erwarten, dass alles vom Staat getan wird, ist falsch. Staaten sind Organe, die die Interessen einer Minderheit vertreten, nicht der gesamten Gesellschaft.“
Erwartungen an den Staat verringern die Solidarität
An den Staat gerichtete Erwartungen stellten die Hauptschwäche von Gesellschaften dar und führten zu geringerer Solidarität, so die KCK weiter. Angesichts wiederkehrender Katastrophen wie dieser bestünde in Kurdistan die Notwendigkeit, das kollektive Solidaritätsbewusstsein zu stärken. Dies könne durch eine organisierte demokratische Gesellschaft ermöglicht werden, schlägt die KCK vor.
Überall aktiv werden
„Geht es um die Realität Kurdistans, darf die Existenz von Grenzen die Solidarität weder schwächen noch verhindern. In allen Teilen Kurdistans sowie im Ausland lebende Kurdinnen und Kurden müssen aktiv werden. Insbesondere die Regionen und Städte in der Nähe der von der Katastrophe betroffenen Gebiete sollten aktive Verantwortung übernehmen.
Wir erwarten, dass der iranische Staat das kurdische Volk in Zeiten solcher Katastrophen in seinen Bemühungen um Solidarität unterstützt und Hilfe von außen zulässt. Der Umgang mit solchen Katastrophen ist entscheidend für die Stärkung der Geschwisterlichkeit zwischen den Völkern. Daher sollte sichergestellt werden, dass jegliche Hilfe in die Hochwassergebiete gelangt.
Als kurdische Freiheitsbewegung stehen wir in Zeiten wie diesen stets unserem Volk bei. Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, damit die Wunden der Menschen in Ostkurdistan heilen und Kurdinnen und Kurden in allen Teilen des Landes aktiv werden.
Wir glauben fest daran, dass Solidarität die Wunden unseres Volkes heilen wird. Den von der Hochwasserkatastrophe betroffenen Menschen wünschen wir alles Gute. Wir fühlen mit den Familien, die ihre Angehörigen verloren haben. Mögen die Verstorbenen in Frieden ruhen.“