KCK ruft Bevölkerung Südkurdistans zur Unterstützung auf

Der Exekutivrat der KCK hat die Bevölkerung Südkurdistans dazu aufgerufen, gegen die Besatzungsangriffe des türkischen Staates Position zu beziehen und die Guerilla zu unterstützen. Andernfalls werde die Besatzung dauerhaft sein.

Die Ko-Vorsitzenden der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) haben sich zu der aktuellen Aggression der AKP/MHP-Regierung, der fehlenden Haltung der südkurdischen Regierungspartei PDK und den Erfordernissen der Zeit geäußert:

„Die faschistische AKP/MHP-Regierung bekämpft das kurdische Volk überall dort, wo es mit seiner eigenen Identität und Kultur frei und demokratisch lebt. Die kurdische Existenz wird verleugnet und einem Genozid unterzogen. Diese Feindseligkeit betrifft nicht nur die Menschen in Nordkurdistan. Auch außerhalb der Staatsgrenzen der Türkei sollen Kurden nicht frei und demokratisch leben können. Konkrete Beispiele sind die Haltung des türkischen Staates zu dem Unabhängigkeitsreferendum in Südkurdistan im vergangenen Jahr, der dabei erfolgten Besatzung von Kerkûk sowie die Besatzung Efrîns. Auch der Wunsch des ezidischen Volkes nach einem autonomen Leben in Şengal stößt auf Feindseligkeit. In Rojava wird das freie und demokratische Leben täglich bedroht. Diese Haltung ist bezeichnend für den kurdenfeindlichen Charakter der faschistischen AKP/MHP-Regierung.

Als diese Regierung im Winter 2015/2016 die Orte in Nordkurdistan angriff, in denen der kurdische Patriotismus am stärksten ausgeprägt ist, dabei flächendeckend ganze Stadtteile zerstörte und Hunderte Frauen, Kinder, Alte, Junge wahllos ermordete, wollte sie den Willen des kurdischen Volkes brechen.

Jetzt kündigt der Regierungschef Erdoğan kündigt an, Şengal, Mexmûr und Qendîl anzugreifen. Sein Verteidigungsminister Nurettin Canikli hat erklärt, 30 Kilometer weit die Grenze überschritten zu haben, weiter nach Qendîl und an andere Orte gehen zu wollen und diese nicht wieder zu verlassen. Offen erklärt er, die seit über 15 Jahren in Südkurdistan befindlichen Militärstützpunkte für die Besatzung weiterer Orte nutzen zu wollen.“

Keine Invasion ohne Unterstützung und Zustimmung der PDK

„Es steht eindeutig fest, dass die militärischen Kräfte des türkischen Staates eine Invasion auf Mexmûr, Şengal oder Qendîl nicht ohne Zustimmung und Unterstützung der PDK durchführen können“, heißt es weiter in der KCK-Erklärung.

„Wie kann es sein, dass die faschistische AKP/MHP-Regierung in derartig offener Form von einer dauerhaften Besatzung sprechen kann? Die HPG haben sich aus dem Şengal zurückgezogen, warum spricht die Regierung von einem Angriff auf Şengal? Diese Themen werden aufgeworfen, um über den Irak Druck aufzubauen.“

Die aggressive Politik der AKP/MHP-Regierung sei nicht überraschend, da sich diese unter den Bedingungen eines dritten Weltkrieges im Mittleren Osten durch flächendeckende Angriffe auf die Kurden auf den Beinen zu halten versuche, so der KCK-Exekutivrat. „Außer ihrer faschistischen Aggressivität gegen den Kampf des kurdischen Volkes für ein freies und demokratisches Leben hat diese Regierung nichts mehr zu bieten. Darüber hinaus besteht auch ein Zusammenhang zwischen den Angriffsdrohungen und den bevorstehenden Wahlen am 24. Juni. Außer den momentanen Luftangriffen auf Qendîl, die sich nicht von den ständig stattfindenden Angriffen unterscheiden, gibt es keine sichtbaren Militäroperationen. Trotzdem wird so getan, als ob eine Bodenoperation stattfinden würde. Diese Propaganda ist darauf ausgelegt, den Chauvinismus anzuheizen und mehr Wählerstimmen zu bekommen. Die Kriegspolitik ist die einzige Stütze der AKP, mit der sie sich über Wasser halten kann. So gesehen ist es der AKP/MHP-Regierung gar nicht möglich, von ihrer Kriegspolitik und entsprechenden Angriffen abzusehen.“

Das Schweigen der PDK ist unbegreiflich

„Die Aggressivität und die Vorbereitungen der AKP/MHP-Regierung auf eine Besatzung sind also nachvollziehbar. Nicht begreiflich ist hingegen das Schweigen der PDK angesichts einer Macht, die ihren Invasionscharakter so offen preisgibt. Will die PDK nicht Stellung beziehen zu dieser faschistischen Regierung, die ankündigt, durch PDK-Gebiet zu ziehen und ganze Landstriche besetzen zu wollen? Es gibt nur zwei mögliche Deutungen: Entweder die PDK hat nicht den Willen, etwas dagegen zu unternehmen, oder die türkischen Verlautbarungen und Angriffe erfolgen mit ihrer Zustimmung und in Zusammenarbeit.“

Bevölkerung Südkurdistans sollte Stellung beziehen

„Die AKP/MHP-Regierung ist nicht nur den Befreiungskräften, die den Gedanken des Vorsitzenden Apo folgen, feindlich gesinnt. Sie ist Feind aller Kurdinnen und Kurden, die den Willen nach einem freien Leben mit ihrer eigenen Identität, Sprache und Kultur kundtun. Der türkische Staat betrachtet es als Fehler, die Entstehung einer föderalen Struktur in Südkurdistan nicht beizeiten verhindert zu haben. Es liegt auf der Hand, dass er diesen Fehler bei Gelegenheit ausbügeln will. Von daher ist auch offenkundig, dass der Unterdrückung der größten und widerständigsten Befreiungskraft die Unterdrückung aller weiteren kurdischen politischen Strukturen folgen wird. Wer das nicht sieht, betrügt sich selbst.

Die Angriffsdrohungen gegen Qendîl, Mexmûr und Şengal richten sich gegen ganz Südkurdistan. Aus diesem Grund rufen wir die PDK, die Regierung Südkurdistans und alle weiteren politischen Kräfte aus dem Süden dazu auf, gegen die aggressive Politik der faschistischen AKP/MHP-Regierung Position zu beziehen.

Aktuell sind einige Berggipfel im Bradost-Gebiet besetzt. Die Medya-Verteidigungsgebiete und Qendîl werden ständig von Kampfflugzeugen bombardiert. Bei diesen Bombardierungen sind bereits Dutzende Zivilisten ums Leben gekommen. Die Besatzung wird ausgeweitet werden, wenn die Bevölkerung Südkurdistan nicht offen dagegen Haltung bezieht. Mit den momentanen Bombardierungen soll die Bevölkerung aus ihren Wohnorten vertrieben werden. Um eine Fluchtbewegung zu erzeugen, wird Tayyip Erdoğan, wie er selbst sagt, bei Bedarf auch Frauen und Kinder töten.

Um diese Regierung zu stoppen, muss die Bevölkerung Südkurdistans als Ganzes, mit Frauen, Kindern, Jungen und Alten aufstehen. Überall muss Bewegung gegen die Besatzungskräfte entstehen.

Sollte es zu einer Besatzungsoperation auf Qendîl oder ein anderes Gebiet kommen, wird die Guerilla, wie sie es in der Vergangenheit getan hat und heute noch tut, bis zum Letzten Widerstand leisten. Die Berge, Schluchten, Täler, Städte, Dörfer Kurdistans werden das Grab dieses Faschismus sein.

Wir rufen unser gesamtes Volk dazu auf, sich mit unserer Befreiungsbewegung und unserer Guerilla gemeinsam gegen den AKP/MHP-Faschismus zu stellen, ihm eine Niederlage zuzufügen sowie ein freies Kurdistan und einen demokratischen Mittleren Osten aufzubauen.“