Jugendkommune „Şehîd Fîraz Dağ“ in London gegründet

Kurdische Aktivist:innen haben in London die Jugendkommune „Şehîd Fîraz Dağ“ gegründet. Die nach dem Kampfnamen des unvergesslichen Filmemachers Mehmet Aksoy benannte Kommune will sich nach dem Modell „Demokratischer Konföderalismus“ organisieren.

Aktivist:innen der kurdischen Jugendbewegungen TCŞ (Tevgera Ciwanên Şoreşger) und TekoJIN (Jinên Ciwan ên Têkoşer) haben in London die Jugendkommune „Şehîd Fîraz Dağ“ gegründet. Fîraz Dağ war der Nom de Guerre des Journalisten und Filmemachers Mehmet Aksoy, der als Mitarbeiter des Medienzentrums der Volksverteidigungseinheiten (YPG) im Alter von 32 Jahren bei der Arbeit an einer Dokumentation über die Befreiungsoffensive der Stadt Raqqa am 26. September 2017 bei einem IS-Angriff ums Leben kam.

Die Jugendaktivist:innen besuchten zunächst das Grab von Mehmet Aksoy und versammelten sich anschließend im kurdischen Gesellschaftszentrum, wo ein Film über sein Leben gezeigt wurde. In einer Erklärung zur neugegründeten Jugendkommune wird die Entschlossenheit betont, den Kampf für die Freiheit von Abdullah Öcalan und des gesamten kurdischen Volkes fortzusetzen: „Wir werden unseren Kampf nicht aufgeben, bis alle Faschisten und Besatzer unser Land verlassen haben.“

Laut der Gründungserklärung will sich die Jugendkommune für das von Öcalan als Alternative zur kapitalistischen Moderne vorgelegte Modell „Demokratischer Konföderalismus“ einsetzen und sich dementsprechend organisieren. Mehmet Aksoy wird von den Aktivist:innen als Vorbild für alle Jugendlichen bezeichnet.

 

Wer war Mehmet Aksoy?

Im kurdischen Gesellschaftszentrum in London gibt es bereits eine Fîraz-Dağ-Schule mit Kursen für Kinder und Erwachsene sowie einen gleichnamigen Kinderchor. Mehmet Aksoys Familie stammt aus dem nordkurdischen Elbistan. Er wurde 1988 in Meletî (tr. Malatya) als ältestes Kind von Zeynep und Kalender Aksoy geboren. Als er vier Jahre alt war, zog seine Familie nach London. Dort besuchte er das Leyton und das Barnet College und begann sich als Teenager im kurdischen Gemeindezentrum Londons zu engagieren. Er lernte dadurch den kurdischen Freiheitskampf immer besser und genauer kennen. Bedeutend für seine politische Entwicklung waren insbesondere die Auseinandersetzung mit den Schriften des Aktivisten der „Black Panther Party” George Jackson und die Ideen Abdullah Öcalans zum demokratischen Konföderalismus.

Nach seinem erstklassigen Abschluss in Filmwissenschaften an der Queen Mary University of London im Jahr 2007 war Mehmet Aksoy Mitgründer und Chefredakteur der englischsprachigen Internetplattform Kurdish Question und Teil weiterer journalistischer Projekte. Insbesondere nach dem IS-Überfall auf Şengal im August 2014 war er mit einem hohen Tempo aktiv, um die kurdische Bevölkerung und die europäische Öffentlichkeit zu informieren und zu organisieren.

Parallel zu seinen journalistischen Bemühungen blieb Mehmet Aksoy am Film interessiert und absolvierte 2014 einen MA in Filmproduktion an der Goldsmiths University of London. Sein Werk Panfilo (2014), ein apokalyptisches Märchen über drei Generationen von Männern, die sich mit Verlust und Tod im ländlichen Italien abfinden, gewann Preise beim italienischen Kurzfilmfestival und bei den UK Student Film Awards. Auch als Programmdirektor des jährlichen Londoner Kurdischen Filmfestivals war er aktiv.