Zahlreiche Menschen haben am Samstag in Jena für Solidarität mit der Revolution in Nordsyrien und wider dem fortdauernden Krieg gegen die kurdische Gemeinschaft demonstriert. Die Demonstration war Teil des internationalen Aktionstages „Gemeinsam gegen Faschismus und Patriarchat. Gemeinsam die Rojava-Revolution verteidigen“ und fand zeitgleich mit Aktionen in Frankfurt, Hanau, Köln, Hannover, Berlin, Leipzig, Bremen, Hamburg, München, Stuttgart, Heilbronn, Nürnberg, Kassel und Köln statt.
Die polizeilichen Auflagen waren im Vergleich mit einer Solidaritätsdemonstration für Rojava am 19. Oktober in Jena weiter verschärft worden. Symbole der YPJ und YPG wurden als „Symboliken von Ablegervereinigungen der PKK" untersagt, was einen kurdischen Teilnehmer ausrufen ließ: „Sie verbieten uns alle unsere Fahnen!“ Menschen, die mit den kriminalisierten Fahnen zur Kundgebung kamen, wurden von der Polizei genötigt, diese wieder einzupacken. So war einzig die Kurdistan-Flagge auf der Demonstration sichtbar.
Viele kurdische Menschen in Jena kommen aus Rojava und haben noch Familie dort. Ein Demonstrationsteilnehmer erzählte eindrücklich von der dramatische Lage für Kurdinnen und Kurden seit der türkischen Besatzung 2018 in Efrîn. Monatlich spenden seine und andere Familien Geld an ihre dort verbliebenen Angehörigen und andere Menschen, da die Region im Nordwesten Syriens vom türkischen Militär und dschihadistischen Gruppen besetzt ist und Unterstützung der kurdischen Autonomieverwaltung und Hilfsorganisationen vor Ort nicht mehr möglich ist. Nach dem Redebeitrag wurden Spenden gesammelt, die direkt kurdischen Menschen in Efrîn zugutekommen sollen.
Trotz des traurigen Anlasses und eines kalten Winterwinds zeigten sich die Teilnehmenden kämpferisch und zogen mit den Rufen „Bijî Rojava“ (Es lebe Rojava), „Jin Jiyan Azadî“ (Frauen Leben Freiheit), „Terrorist Erdogan“ und „Deutsche Waffen, deutsches Geld - morden mit in aller Welt“ durch die Straßen.
Auf der Abschlusskundgebung wurde mit live gespielter Saz und gemeinsamen Kreistänzen die kurdische Kultur gefeiert. Dort wurde dann auch ein Teilnehmer wegen Tragens eines Kleidungsstücks mit der Aufschrift ACAB von der Polizei zur Personalienfeststellung genötigt und abfotografiert.
Die Veranstalter*innen ziehen dennoch eine positive Bilanz: „Auch wenn in der Presse nicht mehr über die türkische Invasion berichtet wird, konnten wir ein Zeichen in Jena setzen und Menschen auf den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der NATO-Armee Türkei aufmerksam machen. Viele Flugblätter wurden an die Bevölkerung verteilt. Vor allem konnten wir kurdischen Menschen in Jena zeigen, dass wir solidarisch an ihrer Seite stehen.“