„Jeder Moment des Schweigens ist ein Mord“

Gülseren Yıldırım, die Schwester des seit dem 26. Dezember im T-Typ-Gefängnis in Bafra hungerstreikenden Gefangenen Abdullatif Teymur erklärt: „Jeder Moment des Schweigens, jeder Moment ohne Lösung ist Mord.“

Der Hungerstreik der Gefangenen aus der PKK und PAJK zur Aufhebung der Isolation gegenüber dem kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan dauert seit dem 16. Dezember an. In 40 verschiedenen Gefängnissen in Kurdistan und der Türkei befinden sich mehr als 200 Gefangene im Hungerstreik. Die Familien der Gefangenen machen sich insbesondere um ihre in weit entfernte Gefängnisse exilierten Angehörigen sorgen.

ANF sprach mit Gülseren Yıldırım, der Schwester des im T-Typ-Gefängnis in Bafra bei Samsun inhaftierten Abdullatif Teymur. Teymur befindet sich seit dem 26. Dezember im unbefristeten Hungerstreik. Yıldırım sagt, die Familien der Gefangenen durchleben die gleichen Gefühle: „Wir als Familien sind auch im Gefängnis, sind auch im Exil. Es handelt sich nicht nur um eine Strafe für meinen Bruder, diese Regierung bestraft auch uns Familien. Die Gefangenen werden systematisch in weit entfernte Gefängnisse exiliert. Wir reisen zwölf Stunden für eine halbe Stunde Besuch an und dann wieder zwölf Stunden zurück. Wir werden interessanter Weise immer in die Schwarzmeerregion exiliert. Ich verfolge die Nachrichtenagenturen. Insbesondere die Gefangenen im unbefristeten Hungerstreik werden entweder exiliert oder in den Bunker geworfen. Angesichts dessen sind wir als Familien sehr besorgt.“

Die Forderungen der Gefangenen sind menschlich“

Sie fährt fort: „Mein Bruder befindet sich nun seit 15 Tagen im Hungerstreik. Mit großer Furcht erwarten wir das wöchentliche zehnminütige Telefongespräch. Jeden Moment stelle ich mir Tausende Fragen ohne Antwort: ‚Geht es ihm gut? Wie ist seine Lage? Hat er sehr abgenommen? ...‘ Die Regierung muss dieser Stimme Gehör schenken. Jeder Moment des Schweigens, jeder Moment ohne Lösung ist Mord. Die Forderungen meines Bruders und aller anderen hungerstreikenden Gefangenen sind menschlich. Sie müssen erfüllt werden. Mein Bruder befand sich sowieso schon im T-Typ-Gefängnis von Düzce. Er ist dort vom 25. bis 28. Dezember, vier Tage lang, gemeinsam mit allen anderen Gefangenen systematisch gefoltert worden.“

Ich fürchte mich nicht vor ihnen“

„Das Gefängnis von Düzce leitete Kazım Kaya. Sie haben der Folter und den Bunkerstrafen auch noch die Exilierung hinzugefügt. Das haben sie als Strafe gegen uns Familien eingesetzt. Ich akzeptiere dies nicht und werde nicht schweigen. Ich fürchte mich nicht vor ihnen und werde nicht still sein.

Wir haben schon zuvor gemeinsam mit der Familie Anzeigen eingereicht und sie gezwungen, Ermittlungen aufzunehmen. Wir werden wieder Anzeigen einreichen und die Situation genauestens beobachten. Wir werden sie nicht in Ruhe lassen, bis die Schuldigen bestraft werden. Mein Bruder ist nicht allein, wir stehen an seiner Seite.“