Istanbul: Verhaftungen wegen Wasserkocher-Wandbildern

Weil sie Abbildungen von Wasserkochern an die Wand gemalt haben, sind in Istanbul zwei Gymnasiasten verhaftet worden.

Am Dienstag sind in Istanbul zwei Gymnasiasten verhaftet worden, weil sie Wasserkocher an die Wand gemalt haben. Dem vorausgegangen war eine anonyme Anzeige gegen die beiden jungen Männer Sadettin Köse und Birol Tutuş, die im Istanbuler Stadtteil Gazi bei einer Spray-Aktion beobachtet wurden. Die Schüler hatten einige Außenfassaden ihres Viertels mit Graffitis verschönert und „HDP bedeutet Hoffnung“ geschrieben. Nachdem Köse und Tutuş nach ihrer Festnahme zunächst auf die Bezirkspolizeidirektion gebracht worden waren, erging im Anschluss an die richterliche Anhörung vor der 3. Kammer des Strafgerichts von Istanbul wegen des Verdachts der „Propaganda für eine terroristische Organisation“ Haftbefehl gegen die Schüler.

Begründet wurde die Entscheidung damit, dass es „durchaus sein könnte“, dass die jungen Männer auch für Graffitis wie „PKK“, „HPG“ und „YDG-H“ auf den Fassaden einiger Häuser verantwortlich sind, die es allerdings seit geraumer Zeit geben soll. Außerdem bestehe Fluchtgefahr, weshalb Auflagen für eine Freilassung nicht erfüllt werden können, so die Richter.

Der Wasserkocher ist eine Anspielung auf eine „Twitter-Durchsuchung“, die im letzten Jahr in der Gefängniszelle des inhaftierten Präsidentschaftskandidaten und ehemaligen Ko-Vorsitzenden der HDP, Selahattin Demirtaş durchgeführt wurde. Nachdem einer der Rechtsanwälte des Politikers im Namen seines Mandanten Beiträge auf dem Kurznachrichtendienst Twitter teilte, hatte das Gefängnispersonal kontrolliert, ob der Wasserkocher von Demirtaş einen geheimen Internetzugang haben könnte.