In der westtürkischen Metropole Istanbul sind Teilnehmende des Sternmarschs nach Gemlik von der Polizei angegriffen worden, es kam zu dutzenden Festnahmen. Unter den Betroffenen befinden sich führende Politikerinnen und Politiker der Demokratischen Partei der Völker (HDP) und ihrer Mitgliedsparteien. Sie alle wurden in das als Folterzentrum berüchtigte Präsidium Vatan im Bezirk Fatih gebracht.
Die Protestierenden hatten sich am Sonntag in Kadıköy auf der asiatischen Seite Istanbuls versammelt und sich zu mehreren Blöcken formiert. Die Bosporus-Metropole ist einer der großen Ausgangspunkte für den Sternmarsch nach Gemlik. Die Polizei war bereits früh mit einem Großaufgebot vor Ort und hatte Absperrungen im gesamten Bezirk errichtet, um die Demonstration zu unterbinden.
Einer großen Gruppe gelang es, die Absperrung zu durchbrechen und Parolen rufend loszulaufen. „Schulter an Schulter gegen den Faschismus“, „Die Repression kann uns nicht einschüchtern“ und „Es lebe der Gefängniswiderstand“ wurde dabei skandiert. Eine andere Gruppe rief „Bijî Serok Apo“ und „Tausend Grüße nach Imrali“. Die Polizei ging gewaltsam vor und prügelte auf zahlreiche Demonstrierende ein. Auch Parlamentsabgeordnete der HDP und DBP, darunter Meral Danış Beştaş, Dilşat Canbaz Kaya, Saliha Aydeniz, Ömer Öcalan und Sezai Temelli, wurden von Sicherheitskräften drangsaliert.
Nach derzeitigem Stand beläuft sich die Zahl der Festnahmen auf etwa fünfzig. Unter ihnen befinden sich unter anderem Esengül Demir, Ko-Sprecherin des HDK (Demokratischer Kongress der Völker); Özlem Gümüştaş, Ko-Vorsitzende der ESP (Sozialistische Partei der Unterdrückten); İlknur Birol und Ferhat Encü, Ko-Vorsitzende der HDP Istanbul; Roni Gören, Ko-Vorsitzender der Istanbuler SYKP (Partei des Sozialistischen Wiederaufbaus); Burcugül Çubuk, stellvertretende Vorsitzende der DP (Revolutionäre Partei); Mürüvvet Küçük, Ko-Sprecherin des Bündnisses BMG (Vereinigte Kampfkräfte). Auch die Journalistin Rozerin Gültekin von der Frauennachrichtenagentur JinNews und Ergin Çağlar von Mezopotamya Ajansı (MA) befinden sich unter den Festgenommenen.
Sternmarsch nach Gemlik
Um der Öffentlichkeit und politischen Führung der Türkei aufzuzeigen, dass Imrali die richtige Adresse für die Lösung der Probleme und Frieden ist, wollen kurdische Parteien und zivilgesellschaftliche Organisationen einen Sternmarsch nach Gemlik durchführen. Von der Hafenstadt in der Provinz Bursa verkehren Schiffe zur Gefängnisinsel Imrali, auf der Abdullah Öcalan mit drei weiteren kurdischen Gefangenen unter strikten Isolationsbedingungen festgehalten wird. Die Losung der Demonstration lautet: „Für die Verteidigung von Freiheit und gegen die Politik der Isolation – Marsch nach Gemlik“.
Die ausrichtenden Organisationen des Sternmarschs sind neben dem HDK, der HDP und deren Schwesterpartei DBP (Partei der demokratischen Regionen) auch die Bewegung freier Frauen (TJA) und der Gefangenensolidaritätsverein MED TUHAD-FED. Sie fordern einen „demokratischen und zivilisierten Schritt“ von der türkischen Regierung, um „die Mutter aller Probleme“, die kurdische Frage, im Dialog zu lösen und gesellschaftlichen Frieden zu erreichen. Unabdingbar dafür sei die Aufhebung der Isolation von Abdullah Öcalan und die Rückkehr an den Verhandlungstisch mit ihm.