IS bekennt sich zu Anschlag in Solingen

Bei einem vom IS beanspruchten Messerangriff auf einem Jubiläumsfest in Solingen sind zwei Männer und eine Frau getötet worden. Acht Menschen wurden verletzt, vier davon schwer. Ein Verdächtiger befindet sich in Gewahrsam.

Drei Tote und acht Verletzte

Bei einem Messerangriff auf einem Stadtfest im nordrhein-westfälischen Solingen sind am späten Freitagabend drei Menschen getötet worden, acht weitere wurden teils schwer verletzt. Die Tat ereignete sich gegen 21:30 Uhr auf einem vielbesuchten Marktplatz in der Innenstadt, auf dem für die Feier zum 650. Stadtgeburtstag eine Bühne aufgebaut war. Es soll sich um einen „sehr gezielten Angriff auf den Hals“ der Opfer gehandelt haben, sagte Polizeiführer Thorsten Fleiß. Bei den Toten handelt es sich nach Angaben der Polizei um eine 56-jährige Frau sowie zwei Männer im Alter von 67 und 56 Jahren.

Dem Angreifer gelang es im Tumult und in der sich anfangs ausbreitenden Panik zu entkommen. Inzwischen wurde ein Tatverdächtiger festgenommen. Das gab Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) am Samstagabend in den ARD-tagesthemen bekannt. Medienberichten zufolge soll es sich dabei um einen 26-jährigen Syrer handeln, der Ende Dezember 2022 nach Deutschland gekommen sei und einen Antrag auf Asyl gestellt habe. Er soll sich in einer Solinger Flüchtlingsunterkunft, in der es zuvor einen größeren Einsatz gab, der Polizei gestellt haben.

Im Zuge der Ermittlungen kam es früher am Tag bereits zu zwei Festnahmen. Festgenommen wurde auch ein 15-Jähriger, der möglicherweise vor der Tat Kontakt zum Angreifer hatte. Der Jugendliche soll nach der Aussage von zwei Zeuginnen vor dem Anschlag mit einer bislang unbekannten Person – dem mutmaßlichen Täter – über Absichten gesprochen haben, die laut Polizei zur Tatausführung passen würden. Ihm wird vorgeworfen, die möglicherweise geplante Straftat nicht gemeldet zu haben.

IS reklamiert Angriff für sich

Mittlerweile hat die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) erklärt, für den Anschlag verantwortlich zu sein. Ein „Soldat“ der Dschihadistenmiliz habe den Angriff „auf eine Versammlung von Christen in der Stadt Solingen in Deutschland“ am Freitag verübt, teilte das IS-Propaganda-Organ Amak im Onlinedienst Telegram rund 24 Stunden nach der Tat mit. Der Angriff sei „als Rache für Muslime in Palästina und überall“ verübt worden.

Anfangsverdacht für eine terroristische Motivation

Einen Beleg dafür, dass der IS tatsächlich hinter dem Angriff steckt, wird nicht gegeben. Auch ein Beweis für einen Kontakt zwischen IS und dem Attentäter wird nicht geliefert. Auch die Polizei Düsseldorf erhielt nach eigenen Angaben ein Bekennerschreiben des IS zu der Attacke in Solingen. Jetzt müsse geprüft werden, ob dieses Schreiben echt sei, sagte ein Polizeisprecher. Auf einer Pressekonferenz am Nachmittag sprachen Ermittler bereits von einem Anfangsverdacht für eine terroristische Motivation für die Tat.


Titelfoto: Jugendlicher im nordostsyrischen Camp Hol zeigt „Tauhid“-Geste. Der „Tauhid“-Finger, also der erhobene Zeigefinger der rechten Hand, ist nicht nur ein muslimisches Glaubensbekenntnis, sondern auch das Erkennungszeichen von Islamisten wie der Terrorgruppe IS © ANF