Die Netzwerke Riseup4Rojava und Defend Kurdistan rufen nach dem tödlichen Anschlag in Paris dazu auf, die kurdische Community nicht allein zu lassen und zur heutigen Demonstration in der französischen Hauptstadt zu kommen. In dem am Freitagabend veröffentlichten Aufruf heißt es:
Kommt nach Paris!
Vor wenigen Stunden wurde der kurdische Ahmet-Kaya-Kulturverein im Stadtzentrum Paris zum Ziel eines bewaffneten Angriffs. Ein bewaffneter Mann feuerte mehrere Schüsse auf Menschen vor dem kurdischen Gemeinschaftszentrum, in einem kurdischen Restaurant und einem Friseurgeschäft. Bisher haben drei Menschen ihr Leben verloren und es gibt zahlreiche Verwundete. Nur durch den entschlossenen und mutigen Einsatz von Augenzeugen konnte der Attentäter überwältigt und der Polizei übergeben werden.
Vieles deutet darauf hin, dass es sich bei dem Attentat nicht um einen Zufall handelt. Nur wenige Meter vom Ort des Massakers entfernt ermordete vor fast zehn Jahren ein Auftragsmörder des türkischen Geheimdienstes die drei kurdischen Revolutionärinnen Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez. Es ist mehr als verdächtig, dass genau zum Tatzeitpunkt eine Sitzung zur Vorbereitung der diesjährigen Demonstration im Gedenken an die drei ermordeten Aktivistinnen stattfinden sollte. Erst vor kurzem hatten Vertreter des türkischen Faschismus wiederholt damit gedroht, Aktivist:innen und Sympathisant:innen der Freiheitsbewegung Kurdistans gezielt anzugreifen und zu ermorden.
Antikurdisches Vernichtungskonzept
Für uns ist der blutige Angriff nicht getrennt vom allgemeinen Krieg des türkischen Faschismus und seiner Verbündeten zu betrachten. Er ist das Ergebnis einer kurdenfeindlichen Politik in der Türkei, aber auch hier in Europa, und die Fortsetzung des Auftragsmordes vom 9. Januar 2013. Der türkische Angriffskrieg in Südkurdistan und Rojava, der mit Luftangriffen, Drohnen und Chemiewaffen erbarmungslos geführt wird, und auch die Hausdurchsuchungen in der Bundesrepublik Deutschland am Donnerstag, die Verhaftung des kurdischen Politikers Tahir Köcer durch deutsche Sicherheitskräfte und die Massenverhaftungen kurdischer Politiker:innen in der Türkei am Freitagmorgen, sind Teil eines antikurdischen Vernichtungskonzeptes, in dessen letzter Konsequenz der Anschlag von Paris steht.
Aufruf zur Demonstration in Paris
Dass die europäischen Staaten dieses Konzept mittragen, hat die französische Polizei mit ihren maßlosen und schamlosen Angriffen auf friedliche Demonstrant:innen in Marseille und Paris ein weiteres Mal unter Beweis gestellt. Unsere kurdischen Genoss:innen haben für Samstag um zwölf Uhr zu einer Massendemonstration auf der Place de la Republique in Paris aufgerufen. Als Netzwerke Riseup4Rojava und Defend Kurdistan fordern wir alle Internationalist:innen und Antifaschist:innen auf, sich an die Seite der kurdischen Bevölkerung zu stellen und gemeinsam in Paris auf die Straße zu gehen!
Für uns können diese Angriffe nur eins bedeuten: Umso stärker und umso entschlossener zu kämpfen. Dieses grausame Attentat, die Kriminalisierung, Verfolgung und Ermordung von Aktivist:innen der Freiheitsbewegung Kurdistans, wird nicht unbeantwortet bleiben. Wir kennen die Schuldigen! Es lebe der Widerstand in Kurdistan! Es lebe der Widerstand der Guerilla in den Bergen und der Verteidigungskräfte in Rojava! Es lebe unser Widerstand auf den Straßen Europas!