Der kurdische Unternehmer und Politiker Ibrahim Doğuş (Labour) ist zum neuen Bürgermeister des Londoner Stadtbezirks Lambeth gewählt worden. Am Donnerstag fand bereits die offizielle Vereidigung von Doğuş statt. Seit Mai des vergangenen Jahres sitzt Doğuş bereits im Stadtrat des London Borough of Lambeth, in dem er den Unterbezirk Bishop's Ward vertrat.

Ibrahim Doğuş stammt aus der nordkurdischen Stadt Elbistan in der Provinz Maraş und lebt seit 1994 in Großbritannien. Anfang der 2000er Jahre wurde er in der Gemeindearbeit aktiv. Bei dem Versuch, türkische Drogenkriminalität zu bekämpfen, wurde er angeschossen. Vor zwei Jahren zog der Unternehmer ein weiteres Mal die Aufmerksamkeit der britischen Medien auf sich, als er sich nach dem Terroranschlag am Parlament im März 2017 mit vier Toten und 20 Verletzten weigerte, sein in der Sperrzone liegendes Restaurant Troia zu schließen und stattdessen hunderte Rettungskräfte kostenlos mit Essen und Getränken versorgte. Auch seine beiden anderen Restaurants befanden sich in der Sperrzone.

Zudem ist Ibrahim Doğuş Gründer des Zentrums für kurdischen Fortschritt (Center for Kurdish Progress) und dem Thinktank „Centre for Turkey Studies“ (CEFTUS). Auch die kostenlose Gemeindezeitung Lambeth Life wurde von dem 38-Jährigen ins Leben gerufen. Bekannt ist Doğuş auch für seine Biermarke Bira.

Zu seiner Wahl zum Bürgermeister erklärte Doğuş: „Wie viele unserer Bewohner*innen wurde ich nicht hier geboren. Ich wurde in der kurdischen Region der Türkei geboren und kam nach London, um Konflikten und Kriegen zu entfliehen. Dies ist etwas, was Lambeth so besonders macht: Es war schon immer ein Ort, an dem die Menschen Fuß fassen, einen neuen Anfang finden und sich ein besseres Leben aufbauen können. Es ist kein Wunder, dass Lambeth eine Hochburg der EU-Befürworter ist. Und als erster kurdischer Bürgermeister von Lambeth wird dies meine Botschaft sein: eine Gemeinschaft, ein Lambeth, ein London, ein Welt.”