HPG: Sieben tote Soldaten bei Gefechten in Mûş

In Mûş sind bei Auseinandersetzungen zwischen der kurdischen Guerilla und türkischen Militäreinheiten mindestens sieben Soldaten nach HPG-Angaben getötet worden. Der Kommandant Aso Ferzad kam ums Leben, ein weiterer Kämpfer geriet in Gefangenschaft.

Bei Gefechten in der nordkurdischen Provinz Mûş sind nach Angaben der Volksverteidigungskräfte (HPG) mindestens sieben türkische Soldaten getötet worden. Der Vorfall ereignete sich demnach am 18. November in einem ländlichen Gebiet im Kreis Gimgim (tr. Varto) im Rahmen einer Militäroperation. Der Guerillakommandant Aso Ferzad ist im Zuge der Auseinandersetzungen gefallen, ein weiteres HPG-Mitglied geriet in Gefangenschaft.

Die persönlichen Daten des Gefallenen lauten:

                                  

Codename: Aso Ferzad

Vor- und Nachname: Seyit Perendegel

Geburtsort: Rewanser / Rojhilat

Namen von Mutter und Vater: Tuba – Ali Mohammad

Todestag und -ort: 18. November 2022 / Mûş / Bakur

 

Aso Ferzad wurde nach HPG-Angaben in der ostkurdischen Stadt Rewanser bei Kirmaşan (Kermanschah) als Sohn einer dem kurdischen Widerstand tief verbundenen Familie geboren. „Die Tatsache, dass seine Familie der Stammesföderation der Caf [Dschaf] angehört, die viele ihrer Söhne und Töchter den Reihen des Befreiungskampfes anvertraute, spielte schon im Kindesalter eine wesentliche Rolle beim Heranreifen seines Bewusstseins für den Patriotismus“, schreiben die HPG in einem Nachruf auf Aso Ferzad. „Die soziale Kultur der Caf und ihre Verbundenheit zu Kurdistan prägten ganz maßgeblich das Streben unseres Freundes nach einem verantwortungsbewussten Umgang mit seiner Familie, seinem Umfeld und seiner Heimat. Hevalê Aso verachtete die Assimilierungs- und Aussiedlungspolitik der Kolonialstaaten. Er erkannte früh, dass es ohne den Kampf dagegen keine Errungenschaften für unser Volk geben könnte und sah es als sein eigenes Erbe des Widerstands, den Kampf jener zu führen, die vor ihm kamen. Aso Ferzad folgte dem Weg, den schon die Gefallenen gingen, und den er bereits von den vielen Epen kannte, die unsere Heldinnen und Helden geschrieben haben.“


Zur Guerilla in die Berge ging Aso Ferzad im Jahr 2012. Erste praktische Erfahrungen im Kampf sammelte er in Qendîl, später hielt er sich in nahezu allen Regionen der Medya-Verteidigungsgebiete auf. Er absolvierte mehrere ideologische und militärische Ausbildungsprogramme und entwickelte sich bereits früh zu einem versierten und ausgesprochen disziplinierten Guerillakämpfer. „Es gelang ihm meisterhaft, die neuzeitlichen Guerillataktiken anzuwenden“, so die HPG. Nach Nordkurdistan ging er als Kommandant und beteiligte sich federführend an zahlreichen Guerillaoperationen und Offensiven gegen die türkische Armee. „Hevalê Aso war eins mit dem Geist der nationalen Einheit und leistete von Süden bis Norden an allen Fronten Kurdistans Widerstand gegen den Feind. Er wird uns stets als ein Weggefährte in Erinnerung bleiben, der das Erbe der würdevollen Fahne von Qazî Mihemed und Qasimlo weiterführte. Nun liegt es an uns, diese Fahne in den Sieg zu tragen.“

Angesichts des Verlusts von Aso Ferzad sprechen die HPG den Angehörigen des Kommandanten sowie der kurdischen Gesellschaft ihr Mitgefühl aus. „Wir versprechen, das freie Leben, das die Gefallenen uns ermöglichten, zu verteidigen und unser gemeinsames Ideal von einem freien Kurdistan zu verwirklichen.“

Kriegsgeschehen in Südkurdistan

Aus der Erklärung der HPG gehen auch Einzelheiten zum aktuellen Kriegsgeschehen in Südkurdistan hervor. Im Zap schlug die Guerilla gleich zweimal am Sonntag im Widerstandsgebiet Çemço zu und setzte türkische Besatzungstruppen mit schweren Waffen unter Beschuss. Im Einsatz waren mobile Guerillateams, mindestens zwei Soldaten wurden getötet. Am Girê Cûdî in Metîna fand etwa zeitgleich eine ähnliche Aktion statt. Ob es dabei zu Verlusten der türkischen Armee kam, ist nicht bekannt.

Angriffe der türkischen Armee

Die türkische Armee begeht bei ihrer völkerrechtswidrigen Invasion in Südkurdistan weiterhin Kriegsverbrechen. Am 4. Dezember verzeichneten die HPG einen Angriff mit verbotenen Bomben in Çemço sowie fünf Luftschläge mit Kampfjets am Girê Cûdî und im Şehîd-Bêrîtan-Gebiet in Xakurke. In Saca, Şehîd Fedakar, Kurojahro und Girê Amêdî wurden insgesamt 28 Bombardierungen durch Kampfhubschrauber registriert. In Çemço, Sîda, Girê FM und am Girê Amêdî gab es zudem dutzende Angriffe mit Panzern, Haubitzen und schweren Waffen.