HPG-Erklärung zur extralegalen Hinrichtung in Licê

Die HPG haben die Tötung von Mehmet Yıldırım als extralegale Hinrichtung bezeichnet. Der Vater von vier Kindern war am Freitag bei einer Militäroperation in Licê erschossen und von der Regierung als Terrorist denunziert worden.

45-jähriger Familienvater ermordet

Die Volksverteidigungskräfte (HPG) haben die Tötung des Kurden Mehmet Yıldırım durch das türkische Militär in Licê als extralegale Hinrichtung bezeichnet. In einer am Montag über ihre Pressestelle herausgegebenen Mitteilung erklärte die Guerillaorganisation der PKK: „Der Kampf für die Wahrheit, den die Samstagsmütter mit großer Beharrlichkeit, unermüdlichem Willen und Entschlossenheit führen, dauert nunmehr seit tausend Wochen an. Dennoch ist das Schicksal tausender Gefallener des kurdischen Volkes bis heute ungeklärt. Bezeichnet als Opfer ,unbekannter Täter' ist unbestritten, wer ihre Mörder sind. Zu finden sind sie im genozidalen Staat der Türkei. Unser Respekt gilt dem Kampf der Samstagsmütter und der Familien der Gefallenen, der beispielgebend für die ganze Welt ist.

Fatalerweise gehören die unmenschlichen Angriffe des auf den Völkermord an den Kurdinnen und Kurden hinwirkenden türkischen Staates nicht der Vergangenheit an, sondern gehen mit voller Wucht weiter. Am 24. Mai 2024 wurde in Nenyas bei Licê der Patriot Mehmet Yıldırım vor den Augen seiner Familie brutal ermordet. Der faschistische türkische Staat, eingeschworener Feind des kurdischen Volkes, hat bereits in der Vergangenheit mehrere Mitglieder der Familie Yıldırım getötet. So wurde Adnan Yıldırım am 3. Juni 1994 zusammen mit Savaş Buldan und Hacı Karay verschleppt und ermordet. Der 18-jährige Medeni Yıldırım, ein Cousin Mehmet Yıldırıms, wurde am 28. Juni 2013 während einer Protestaktion von türkischen Soldaten getötet.

Mehmet Yıldırım, der 2008 verhaftet wurde und drei Jahre im Gefängnis verbrachte, war ein Mensch, der niemals seine patriotische Haltung aufgab. Er folgte dem Ideal, ein würdevolles Leben im Einklang mit seiner Identität zu führen, gemeinsam mit seiner Familie an dem Ort, an dem er geboren wurde. Wie bereits seine Verwandten vor ihm musste auch er allein deshalb auf brutale Weise sterben. Dieser Mord macht uns wieder einmal die Tatsache bewusst, dass alle Kurdinnen und Kurden, die auf ein freies und würdevolles Leben bestehen, zur Zielscheibe des genozidalen Staates werden können. Ob man zur Guerilla gehört oder Zivilperson ist, ist dabei nebensächlich.

Mehmet Yıldırım war ein leidenschaftlicher Verfechter des kurdischen Patriotismus. Er hat sich dem Feind nicht gebeugt und die Kapitulation verweigert. Er hat Widerstand geleistet, um die Liebe zur Heimat zu verteidigen. Er tat dies auf eine Weise, wie es auch Militante und Fedai tun würden. Diese konsequente Haltung kann nur als Heldenmut gewürdigt werden. Denn er nahm den Tod in Kauf, um nicht erneut in Gefangenschaft zu geraten. Unsere Gedanken sind an diesem Tag bei Mehmet Yıldırım, seinen ermordeten Verwandten und allen anderen Getöteten, deren Täter bekannt sind. Wir gedenken ihrer mit Respekt und Dankbarkeit und versprechen, den Kampf auszuweiten, um ihrer bedeutenden Haltung würdig zu sein. Ihr Blut wird nicht auf der Erde zurückgelassen. Der Familie Yıldırım und der Bevölkerung von Licê gilt unser Mitgefühl.“


Der 45-jährige Mehmet Yıldırım war am Freitag in seinem Dorf Nenyas in Licê im Zuge einer Armeeoperation getötet worden. Zuvor war die Ortschaft über Stunden von Militäreinheiten belagert worden. Einen Tag später denunzierte die türkische Regierung den Vater von vier Kindern als „PKK-Terroristen“, offenbar als Rechtfertigung für seine Ermordung. Angeblich hätte Yıldırıms Name schon länger auf der „Grauen Liste“ der steckbrieflich gesuchten „Terroristen“ gestanden, weil er an Anschlägen gegen Sicherheitskräfte und Zivilisten beteiligt gewesen sei. Beweise für die Behauptungen legte die Regierung nicht vor.