HPG bekennen sich zu Angriff in Ankara

Die HPG haben den Angriff auf den türkischen Rüstungskonzern TUSAŞ für sich reklamiert. Die Aktion eines autonomen Teams der Sondereinheit „Tabura Nemîran“ sei als Warnung für genozidale Praktikten des Staates in Kurdistan zu werten.

Fedai-Aktion gegen türkische Rüstungsindustrie

Die Volksverteidigungskräfte (HPG) haben sich zu dem Anschlag auf das türkische Rüstungsunternehmen TUSAŞ bei Ankara bekannt. Die Aktion sei von einem autonomen Team der HPG-Sondereinheit „Tabura Nemîran“ durchgeführt worden und als „Warnung gegen die genozidale Praxis und Massaker in Kurdistan sowie die Isolationspolitik der türkischen Staatsmacht“ zu werten, hieß es am Freitag in einer vom zentralen Hauptquartier der HPG herausgegebenen Mitteilung. Sie sei von langer Hand geplant gewesen und stünde nicht im Zusammenhang mit der aktuellen politischen Debatte um einen möglichen Dialogprozess zwischen dem PKK-Begründer Abdullah Öcalan und der türkischen Regierung. Zu den persönlichen Daten ihrer an dem Angriff beteiligten Mitglieder machten die HPG folgende Angaben:

                                 

Codename: Asya Ali

Vor- und Nachname: Mine Sevjîn Alçiçek

Geburtsort: Izmir

Namen von Mutter und Vater: Behice – Fazıl

Todestag und -ort: 23. Oktober 2024 / Ankara

 

 

Codename: Rojger Hêlîn

Vor- und Nachname: Ali Örek

Geburtsort: Şirnex

Namen von Mutter und Vater: Leyla – Mehmet Nezir

Todestag und -ort: 23. Oktober 2024 / Ankara

 

Es sei allgemein bekannt, dass die von TUSAŞ hergestellten Waffen für den Tod von unzähligen Menschen in Kurdistan verantwortlich sind, erklärten die HPG weiter. Nicht nur für patriotische Organisationen, sondern auch anderweitige Initiativen und Einzelpersonen sei es daher „grundlegend legitim“, die Räder der Rüstungsmaschinerie anzuhalten, die das Sterben am Laufen hielten. „Unsere Bewegung und die ihr angeschlossenen Kräfte, die mit dem Ziel angetreten sind, nicht nur das Volk Kurdistans, sondern alle Völker der Türkei anzusprechen und für sich zu gewinnen, richten sich niemals gegen Zivilpersonen. In der Vergangenheit kam es dennoch zu zivilen Opfern durch unsere Aktionen – nicht vorsätzlich, aus der Not heraus oder auf andere Weise. Dafür haben wir öffentlich Selbstkritik ausgeübt. Da es sich bei TUSAŞ aber um ein militärisches Ziel handelt, wurden keine Zivilist:innen direkt ins Visier genommen – mit Ausnahme des Todes einer Person, der aus Notwendigkeit erfolgte. Wir glauben, dass wirklich patriotische, demokratische, linke und sozialistische Kreise in der Türkei die gerechtfertigte Wahrheit erkennen werden, sofern sie diesem Vorfall mit Empathie begegnen.

Nach dieser militärischen Aktion wurden auf Befehl des türkischen Verteidigungsministeriums Luftangriffe gegen einige Punkte unserer Kräfte verübt – vorgeblich als Vergeltung für den Angriff [in Ankara]. Verluste oder Verletzte in unseren Reihen hatten wir nicht zu beklagen. Die Attacken auf zivile Ziele in Rojavayê Kurdistanê und in Şengal jedoch, die in keinem organischen Zusammenhang mit uns und der Aktion stehen, können nicht in einen kriegerischen Kontext eingebunden, sondern ausschließlich mit Kurdenfeindlichkeit erklärt werden. Während in einem Teil Kurdistans bereits ein offenes militärisches Kampffeld existiert, Bomben auf Lebensräume der Bevölkerung in einem anderen Teil Kurdistans abzuwerfen, Wasserreservate, Bäckereien, Energie-Infrastruktur und Krankenhäuser anzugreifen, sind Kriegsverbrechen, die schwere Verstöße gegen Regelungen des humanitären Völkerrechts sind. Nach uns aus den Medien vorliegenden Informationen sind bei diesen Angriffen auf Rojava und Şengal etwa 15 Zivilist:innen ums Leben gekommen, darunter auch Kinder. Wir betrachten dies als Massaker. Eine ehrenwerte Armee würde nicht auf so verabscheuungswürdige Weise Artillerie und Raketen auf die Zivilbevölkerung und ihre Infrastruktur regnen lassen und sich dann damit ,Vergeltung' brüsten. Dies ist einzig und allein ein Zeichen von Feigheit und Schwäche.

Diese Aktion, die in der Praxis eindrucksvoll zeigt, dass diejenigen, die das taktische Vorgehen unserer Guerillakräfte schon länger einer angeblichen Schwäche zuschreiben, falsch liegen, ist auch eine Antwort an eben jene Kreise, die in dieser Hinsicht einen falschen Ansatz verfolgen. Man sollte wissen, dass eine Kraft, die zu so professionellen und anspruchsvollen Aktionen fähig ist, jedes Ziel, das sie sich setzt, auch erreichen kann. Die gesamte Konzentration unserer Kräfte vertieft sich auf dieser Achse und hat allmählich ein Niveau erreicht, das sich in der Praxis niederschlagen wird. Die Tatsache, dass zum ersten Mal seit mehr als vier Jahren eine herzliche Botschaft von Rêber Apo an die Öffentlichkeit gelangt, ist jedoch eine Situation, die für alle Guerillakräfte erfreulich ist und berücksichtigt werden sollte. Auch dies ist eine Angelegenheit, die je nach den Entwicklungen zu bewerten ist.“

Der Kämpferin Asya Ali und dem Kämpfer Rojger Hêlîn gedenken die HPG mit Respekt und Dankbarkeit. „Wir verneigen uns vor ihrem großen humanitären Geist, ihrer Haltung und ihrem hingebungsvollen Handeln gegenüber unseren Werten. Wir versprechen, dass wir ihr Andenken lebendig halten werden, indem wir unseren Marsch für einen freien Vorsitzenden und ein freies Kurdistan mit Erfolg in die Zielgerade lenken.“