Angriffe auf Nord- und Ostsyrien
Die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) haben eine Zwischenbilanz zu den Folgen der jüngsten Angriffswelle der Türkei auf die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien veröffentlicht. Demnach sind bei den seit Mittwochabend andauernden Bombardierungen ziviler Siedlungsgebiete und Infrastruktur zwölf Zivilpersonen getötet und 25 weitere Menschen verletzt worden.
Die QSD teilten mit, dass die türkischen Angriffe mit Kampfflugzeugen, Drohnen und Haubitzen fortgesetzt werden. Den Angaben zufolge sind 42 Orte bombardiert worden. Bei den Angriffszielen handele es sich um lebenswichtige Infrastruktur wie Bäckereien und Energieversorgungsanlagen sowie um Einrichtungen der Sicherheitskräfte (Asayîş).
„Die Türkei führt ein weiteres Mal ihre Feindseligkeit gegenüber der Bevölkerung der Region und dem Frieden vor Augen. Mit diesen Angriffen will die Türkei ihre eigenen internen Angelegenheiten gegen unser Volk verwenden und noch mehr Chaos und Konflikte in der Region stiften“, so die Erklärung. Die QSD erklärten außerdem, gegen die Angriffe Widerstand zu leisten und die Bevölkerung zu schützen.
Hintergrund: Angriffswelle nach Anschlag in Ankara
Bei den Angriffen auf die Zivilbevölkerung und die Infrastruktur in Nord- und Ostsyrien sind seit Mittwochabend bereits Dutzende Menschen getötet und verletzt worden. Die Angriffe dauern weiter an. Der türkische Staat rechtfertigt die Angriffe auf Nordsyrien und Nordirak mit dem Anschlag auf den staatlichen Rüstungskonzern TUSAŞ bei Ankara. Zu dem Anschlag hat sich bisher niemand bekannt. Wie staatsnahe Medien in der vergangenen Nacht unter Berufung auf das türkische Verteidigungsministerium berichteten, seien in den beiden Nachbarländern 32 Ziele zerstört worden. Bei den Luftangriffen habe man logistische Einrichtungen sowie Munitionsdepots der PKK und YPG ins Visier genommen.
Vor einem Jahr war die Infrastruktur der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien gezielt von der türkischen Armee zerstört worden. Auch damals begründete die Türkei die Angriffswelle mit einem PKK-Anschlag. Am 1. Oktober 2023 waren vor dem türkischen Innenministerium in Ankara zwei Polizisten verletzt worden, als zwei Guerillakämpfer eine Fedai-Aktion durchführten. Ohne Beweise behauptete die Regierung, die Kämpfer seien in Nordsyrien ausgebildet und in die Türkei geschickt worden.
Weitere flächendeckende Bombardierungen der Zivilbevölkerung und Infrastruktur erfolgten im Dezember 2023 und im Januar 2024. Ankara rechtfertigte die Angriffe im Januar mit „Vergeltung“ für den Tod türkischer Soldaten bei einer Aktion der PKK-Guerilla im Nordirak und verwies zugleich auf das Recht auf Selbstverteidigung gemäß Artikel 51 der Charta der Vereinten Nationen. Die Zerstörung ziviler Ziele ist jedoch nicht durch das Selbstverteidigungsrecht eines Staates gedeckt und stellt ein Kriegsverbrechen dar.