HDP-Vorsitzende Buldan: Wir wollen eine vielfarbige Türkei

Die Ko-Vorsitzende der Demokratischen Partei der Völker (HDP), Pervin Buldan, ist auf ihrer Wahlkampftour in Aydın mit Alevitinnen und Aleviten zusammengetroffen.

Die HDP-Vorsitzende Pervin Buldan ist im Vorfeld der Präsidentschafts- und Parlamentswahlen am 24. Juni in der Türkei in der Kreisstadt Didim in der Westtürkei mit Alevit*innen zusammengetroffen. Die kurdische Politikerin hielt eine Ansprache zur Eröffnung des Wahlbüros der HDP in Didim und besuchte anschließend das dortige Cemevi, ein alevitisches Versammlungs- und Gotteshaus.

In ihrer Rede im Cemevi sagte Buldan: „Die erzwungenen Neuwahlen sind mit Gewalt durchgesetzt worden, weil die AKP dieses Land nicht mehr regieren kann. In den 16 Jahren Regierungszeit ist das Land an den Rand des Abgrunds gebracht worden. Die AKP, die am Wahltag gegen uns antreten wird, sollte folgendes wissen: Wir haben seit 16 Jahren jede Form von Unterdrückung und Rechtlosigkeit erlebt. Wir haben gesehen, wie sich die AKP gegenüber Glaubensrichtungen und verschiedenen Identitäten verhält. Die Massaker von Dersim, Çorum, Maraş und Gazi dürfen nie vergessen werden. So wir das Massaker von Roboski nicht in Vergessenheit geraten lassen, werden wir auch Dersim, Çorum, Sivas und Maraş niemals vergessen.“

Ein langer Kampf für das Recht auf Unterschiedlichkeit

Die Ko-Vorsitzende der HDP fuhr fort: „Die verschiedenen Weltanschauungen, die es in diesem Land gibt, haben lange dafür gekämpft, frei mit ihren eigenen Identitäten leben zu können. Die Regierung betrachtet den alevitischen Glauben jedoch als eine Bedrohung. Den Aleviten wird nicht erlaubt, Cemevis als Orte der Anbetung zu nutzen. Wenn die Rechte der Aleviten in diesem Land nicht akzeptiert werden, verzichten wir als Sunniten, wenn nötig, auch auf unsere Rechte, bis die Aleviten mit ihrer eigenen Weltanschauung leben können."

„Erdoğan hat die Aleviten im Wahlkampf entdeckt“

An die alevitische Gemeinschaft gerichtet erklärte Buldan weiter: „Diejenigen, die dieses Land regieren, haben die Rechte der alevitischen Gemeinde usurpiert. Vom ersten Tag an, an dem wir ins Parlament eingezogen sind, haben wir sichergestellt, dass die Forderungen der alevitischen Gemeinde ins Parlament eingebracht werden. Da die AKP die Mehrheit besitzt, wurden die Forderungen der alevitischen Gemeinde ebenso wie die des kurdischen Volkes immer wieder zurückgewiesen. Nun sagt Erdoğan in seinem Wahlprogramm, dass er den Cemevis einen rechtlichen Status geben will. Wir fragen: Wo warst du denn die letzten 16 Jahre? Du hast diese Gemeinde seit 16 Jahren ignoriert und wenn jetzt Wahlen kommen, dann erinnerst du dich an sie?“

Die HDP-Vorsitzende betonte die Bedeutung der Wahlen am 24. Juni als eine Chance für einen Wechsel: „Die Forderungen der Aleviten werden erfüllt werden, die des kurdischen Volkes, ebenso wie die Forderungen der Frauen. Wir, die HDP, werden eure Forderungen erfüllen, sobald die AKP weg ist.“

„Die Gelegenheit am 24. Juni nicht verpassen“

Pervin Buldan warnte in ihrer Rede aber auch: „Wenn wir diese Gelegenheit am 24. Juni verpassen, dann wird es viel schlimmer werden als jetzt. Deshalb müssen wir zusammenkommen und gemeinsam Gleichheit kämpfen.“

Zum Abschluss machte Buldan darauf aufmerksam, dass für die HDP Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen kandidieren, darunter Menschen mit kurdischer, alevitischer, , armenischer oder Suryoye-Identität, Feministinnen, Menschen mit Behinderung und junge Menschen: „Wir haben einen Kandidaten mit afrikanischen Wurzeln in Izmir. Die Vielfarbigkeit, dieser Reichtum entspricht unserem Blick auf die Türkei, dazu sind wir entschlossen. Wir haben noch 27 Tage. Lasst uns an jeder Tür klingeln, jedes Herz berühren. Lasst uns ein Herz werden, lasst uns Weggefährtinnen und Weggefährten sein. Allah möge euch helfen und Hızır ebenso.“