HDP in Bolu: Trotz Lebensgefahr - wir machen weiter

In den letzten drei Tagen hat es drei Angriffe auf die HDP in Bolu gegeben. Zuletzt versuchten Angreifer das Parteigebäude in Brand zu stecken. Der HDP-Ko-Vorsitzende in Bolu sagt: „Wir sind unseres Lebens nicht sicher, aber wir werden weitermachen.“

Das Gebäude der Demokratischen Partei der Völker (HDP) in Bolu ist nun innerhalb von drei Tagen zum dritten Mal angegriffen worden. Als es den Angreifern nicht gelang die Tür aufzubrechen, vergossen sie eine brennbare Flüssigkeit und versuchten das Gebäude in Brand zu stecken. Die Tür wurde zwar beschädigt, da sich jedoch niemand im Gebäude befand, konnten menschliche Verluste verhindert werden.

Polizei: Betrunkene die nicht wissen, was sie tun

Ibrahim Yolci, Ko-Vorsitzender der HDP in Bolu berichtet, dass jemand versucht habe, brennbares Gel vor der Tür zu verteilen, nachdem er Mittwochabend das Gebäude verlassen hatte. Donnerstagmorgen ist Yolci daraufhin zwecks Aussage zur Polizei gerufen worden, da sich zwei Personen aufgrund des Angriffs in Gewahrsam befanden. In Bezug auf die Festgenommenen habe die Polizei angegeben: „Das waren lediglich Betrunkene die nicht wussten, was sie taten. Bei solchen Leuten kann man nie wissen, was sie tun.“

Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur MA erklärt Yolci: „Es gibt keine Sicherheit für unser Leben hier, aber wir werden trotz all der Repression weiterarbeiten.“

Gouverneur: Eure Mitglieder sind wegen Terror inhaftiert

Der Politiker berichtet auch von einem Gespräch mit Offiziellen: „Nachdem der Startschuss für den Wahlkampf gefallen war, fand ein Treffen mit dem Gouverneur, der Jandarma und der Polizei statt, an dem Vertreter aller Parteien teilgenommen haben. Wir haben uns darauf geeinigt, wo die Parteien ihre Fahnen anbringen können, schüttelten uns die Hände und verließen das Treffen. Nachdem wir wie alle anderen Parteien auch, unsere Fahnen an unser Parteigebäude gehängt hatten, begannen die Angriffe. Dabei wurden unsere Fahnen verbrannt“.

Daraufhin sei Yolci zum Gouverneursamt gegangen und habe mit dem stellvertretenden Gouverneur über die Bedrohungslage gesprochen. „Ich bin gemeinsam mit unseren Kandidat*innen zum Vize-Gouverneur gegangen. Bei dem Gespräch erklärte er uns: ‚Eure höchste Führung ist wegen Terror inhaftiert. Es gibt hier 290 Personen von Euch, die wegen Terror inhaftiert sind. Weil ihr Euch nicht vom Terror distanziert, gibt es hier eben eine gewisse Sensibilität‘. Außerdem bekamen wir zu hören, dass wir unsere Fahnen nicht aufhängen sollen. Wir haben den Herrn daran erinnert, dass wir eine politische Partei sind und verließen sein Büro. Eigentlich wollten wir etwas für unsere Sicherheit erreichen.“

Weiterer Angriff nach Treffen mit Vize-Gouverneur

Zwanzig Minuten nachdem sie das Gouverneursamt verlassen hatten, wurde die HDP-Kandidatin Gönül Baş beim Einkaufen im Stadtzentrum angegriffen, berichtet Yolci und fährt fort: „Und zuletzt haben sie versucht, unser Gebäude anzuzünden.“ Yolci hebt hervor, dass sich die Mehrheit der Bevölkerung in Bolu wütend über die Angriffe gezeigt habe: „Die Menschen hier sind unruhig wegen der Angriffe, nicht wegen uns. Sie wollen, dass wir, wie alle anderen Parteien auch unseren Wahlkampf machen.“

„Wir werden Klage erheben“

Unterdessen schickte die HDP-Zentrale die Anwältin Raziye Turgut in die Stadt, um Klage einzureichen. Turgut erklärt, die Angriffe seien organisiert. „Ich werde im Namen aller Parteimitglieder, die bis heute Angriffe erlebt haben, Klage einreichen. Wir haben die Information, dass der Kandidat der MHP in die Verbrennung von Fahnen verwickelt war.  Wir werden alle Angreifer, aber auch die Sicherheitskräfte wegen Vernachlässigung ihrer Aufgaben und Strafvereitelung anzeigen. Außerdem fordern wir Schutz für die in ihrem Leben bedrohten Parteimitglieder.“