HDK-Sprecher und 16 weitere ESP-Mitglieder in Istanbul verhaftet

Der HDK-Sprecher Sedat Şenoğlu und 16 weitere Mitglieder der linken Partei ESP sind wegen Terrorvorwürfen in Istanbul verhaftet worden.

Nach der am Dienstag in Istanbul und sechs weiteren Provinzen der Türkei gestarteten Festnahmewelle gegen die Sozialistische Partei der Unterdrückten (Ezilenlerin Sosyalist Partisi, ESP) sind 17 betroffene Politikerinnen und Politiker heute dem Haftrichter im Justizgebäude Çağlayan vorgeführt und mit dem Vorwurf der „Organisationsmitgliedschaft“ und „Organisationspropaganda“ verhaftet worden.

Unter den Verhafteten befinden sich die frühere ESP-Vorsitzende Çiçek Otlu, die aktuell im Exekutivrat der Partei sitzt und erst seit vergangenem September nach zwei Jahren Untersuchungshaft wieder auf freiem Fuß ist, sowie Sedat Şenoğlu, Mitglied im ESP-Parteirat und Ko-Sprecher des Demokratischen Kongresses der Völker (HDK).

Bei den anderen verhafteten ESP-Politiker*innen handelt es sich um Volkan Uyar, Mustafa Naci Toper, Selver Orman, İlke Başak Baydar, Yücel Karadağ, Ozan Özgenler, Ozancan Sarı, İlhan Aslan, Alper Kaba, Ezgi Bedel, Zekeriya Aykut Karnap, Gözde Sivaslıoğlu, Beren Atıcı, Mustafa Bozali und Taner Taş.

Sozialistische Partei der Unterdrückten

Die ESP (türk. Ezilenlerin Sosyalist Partisi, kurd. Partiya Sosyalîst a Bindestan) wurde 2010 gegründet. Zu ihren Gründungsmitgliedern gehört unter anderem Figen Yüksekdağ, die bis September 2014 ESP-Vorsitzende war. Nach der Niederlegung ihres Amtes trat Yüksekdağ zur HDP über, kurz danach schloss sich die ESP der als Dachpartei mehrerer Kleinparteien fungierenden HDP an. Auf dem zweiten HDP-Parteikongress wurde Figen Yüksekdağ am 22. Juni 2014 zur Ko-Vorsitzenden gewählt. Zeitgleich mit Selahattin Demirtaş und zahlreichen weiteren HDP-Abgeordneten wurde sie am 4. November 2016 auf Betreiben des türkischen Präsidenten Erdoğan verhaftet.

Auf die Jugendorganisation der ESP, die Föderation Sozialistischer Jugendvereine (SGDF), wurde am 20. Juli 2015 ein Bombenattentat verübt. Bei dem IS-Anschlag in Pirsûs (Suruç) in der nordkurdischen Provinz Riha (Urfa) kamen 33 hauptsächlich junge Menschen ums Leben. Die Aktivist*innen hatten sich im Kulturzentrum Amara versammelt und wollten vor ihrer Abreise nach Kobanê eine Pressekonferenz abhalten. Die geplante Fahrt nach Kobanê sollte ein Akt der Solidarität sein. Die Jugendlichen wollten Kinderspielzeug und humanitäre Hilfsgüter in die vom IS zerstörte Stadt bringen. 104 weitere Menschen wurden bei dem Anschlag verletzt.