Die Kämpfe in Arzach (Bergkarabach), die mit dem von der Türkei unterstützten Angriff Aserbaidschans am 27. September begonnen haben, gehen weiter. Stepanakert, die Hauptstadt der Republik Arzach, wird seit Tagen bombardiert. Anna Harutunoyan ist Redakteurin der Zeitung Dinevpirov und Vorsitzende des ukrainischen Volksvereins in Armenien. Gegenüber ANF hat sie sich zum Krieg zwischen Aserbaidschan und Armenien geäußert.
Armenien ist eine Wand zwischen der Türkei und den muslimischen Staaten im Kaukasus, sagt die Journalistin: „Diese Lage verhindert die Umsetzung der Pläne des türkischen Staates im Kaukasus. Das Ziel dieses Krieges, den die Türkei mit dschihadistischen Söldnern unterstützt, sind die Vernichtung des Volks von Armenien und die Herrschaft im Kaukasus. Die lange Dauer dieses Krieges zeigt, dass auch die großen Staaten daran beteiligt sind. Weil sie den Krieg mit geplant haben, zeigen sie bisher auch nicht die notwendige Haltung.“
Dschihadisten in Aserbaidschan: Ein großer Fehler
Anna Harutunoyan weist darauf hin, dass Aserbaidschan Armenien mit den dschihadistischen Söldnern der Türkei angreift: „Es ist ein Unterschied, ob die Armeen zweier Länder gegeneinander Krieg führen oder Söldnerbanden dabei eingesetzt werden. Der Einsatz von Dschihadisten legt eine ungesetzliche Praxis offen. Meiner Meinung nach hat Aserbaidschan einen großen Fehler begangen, als Dschihadisten des IS ins Land geholt wurden, um sie im Krieg gegen Armenien einzusetzen. Diese Dschihadisten werden zu einer Plage der gesamten Region werden. Sie haben eine schmutzige Mentalität, ihr Ziel sind Plünderungen und Massaker.
Russland schweigt zu dem Angriff auf Arzach. Dadurch sieht man, dass Arzach nicht zum Territorium Armeniens gezählt wird. Ja, in Arzach ist ein Referendum durchgeführt worden, aber das ist auf internationaler Ebene nicht anerkannt worden. Daher ist das Problem in Arzach bis heute nicht gelöst worden, seit Jahren herrschen Krieg und Chaos. Russland schweigt aufgrund eigener Interessen zu den Angriffen des türkischen Staates, aber meiner Meinung nach ist diese Situation nicht von Dauer. Russland kennt die Absichten Erdogans und weiß, was er vorhat. Der ukrainische Staatspräsident hat seine Unterstützung für Aserbaidschan erklärt, aber wir wissen, dass jeder Staat seine eigenen Interessen verfolgt. Als ukrainische Menschen, die in Armenien leben, teilen wir die Ansichten des Präsidenten der Ukraine nicht. Wir unterstützen die Bevölkerung von Armenien. Dieser Krieg muss gestoppt werden, die Probleme müssen über einen Dialog gelöst werden.“
Die Journalistin betont, dass der türkische Präsident Erdogan die gesamte Bevölkerung der Region kontrollieren will: „Erdogan sollte wissen, dass diese Menschen seit Jahrhunderten hier leben und eine Geschichte haben. Sie lassen sich nicht einfach vernichten. Der türkische Staat hat sich überall Feinde geschaffen. Auf der einen Seite greift er Armenier und Kurden an, auf der anderen Seite Libyen und Syrien. Mit diesen Angriffen will er sich in der Region festsetzen. Wir unterstützen auch die Forderungen des kurdischen Volkes nach seinen Rechten. Denn der türkische Staat greift das kurdische Volk seit Jahren an, er unterdrückt es und begeht Massaker.“