Hannover: Jugend demonstriert gegen Faschismus

In Hannover haben Jugendliche gegen Faschismus demonstriert und betont, dass sich im Kampf gegen die AfD und den Rechtsruck nicht auf die Regierung verlassen werden darf.

Antifaschistische Jugendemonstration

Rund 120 Jugendliche demonstrierten am Montagabend durch die Innen- und Altstadt von Hannover und machten deutlich, dass sie einen Rechtsruck und die immer stärker werdende Bedrohung durch den Faschismus nicht länger hinnehmen wollen. Zu der Demonstration aufgerufen hat das nach den Correctiv-Recherchen neugegründete Offene Antifaschistische Jugendtreffen.

Die Demonstration startete um 18 Uhr auf dem Steintorplatz mit Redebeiträgen des Offenen Antifaschistischen Jugendtreffens, der Internationalistischen Jugendkommune und Fridays for Future. An zwei Laternen war ein Transparent befestigt mit der Parole: „35 Tausend. Ein guter Anfang! Jetzt organisieren ‒ Rechtsruck stoppen"

Damit wurde auf die große Teilnahme an Demonstrationen im Januar hingewiesen, aber auch kritisiert, dass diese für die meisten Teilnehmenden nur ein Event darstellten, bei dem man sich als AfD-Gegner:in inszenieren konnte. Ein aufrichtiger Kampf gegen den Faschismus benötige jedoch Kontinuität, Verbindlichkeit und Ernsthaftigkeit und sei mehr als eine einmalige Teilnahme an einer Massendemonstration.

In den Redebeiträgen wurde von Anfang an klar, dass die Jugend im Kampf gegen die AfD und Rechtsruck sich nicht auf die Regierungen verlassen darf. Denn diese sind Teil des Rechtsrucks, sei es in Form von neuen Polizeigesetzen, Aslyrechts- und Einbürgerungsrechtsreformen oder in der Aufrüstung des Grenzregimes, der Bundeswehr oder der Polizei.

Im Aufruf zur Demonstration hieß es, dass die AfD die Regierungsparteien mit ihren Forderungen vor sich hertreibe und den Diskurs Stück für Stück nach rechts verschiebe. Die Politik der Bundesregierung sei demnach auch in diesem Kontext zu bewerten: Olaf Scholz nutzt nicht das Wort „Remigration“, aber wenn er fordert, dass endlich wieder im großen Stil abgeschoben werden soll, meint er nichts anderes als der Faschist Martin Sellner.

Die Jugendkommune thematisierte die systeminhärente Gewalt und betonte die Wichtigkeit, gegen Faschismus auf die Straße zu gehen. Der Faschismus sei ein Angriff auf die Jugend. Es wurde erklärt, wie wichtig es sei, dass sich die Jugend ihrer Identität und Rolle in der Gesellschaft bewusst wird. In der Jugend liege die Kraft zur Erneuerung und Veränderung und überall, wo sich Menschen gegen Unrecht erheben, stehe die Jugend in den ersten Reihen und kämpfe für ihre Zukunft. Deshalb müsse die Jugend auch hier die Zukunft selbst in die Hand nehmen. Sie dürfe nicht mehr darauf hoffen, dass die Regierung und Parteien ihre Politik ändern. Stattdessen sei es die Aufgabe der Jugend, die Gesellschaft aktiv zu verändern. Es müssten Strategien entwickelt und umgesetzt werden, um einen solidarischen Wandel zu ermöglichen. Die Jugend müsse ihre Kraft und ihren Willen entfalten und aktiv Widerstand gegen Faschismus leisten.

Ebenso wurde auf die internationale Dimension des Faschismus hingewiesen und betont, dass der Kampf gegen diesen international sei: „Ob in Chiapas, Palästina, Israel, Kurdistan, überall leisten Jugendliche Widerstand!" Anschließend wurde der Gefallenen Agir Stêrk, Dîdar Harun, Bişeng Brûsk und Sara Hogir Riha gedacht.

Nach einem Redebeitrag von Fridays for Future zog die Demonstration unter zahlreichen Parolen am Hauptbahnhof vorbei durch die Innenstadt zum Landtag und von dort durch die Altstadt zurück zum Steintor. Durch kurze Redebeiträge der Moderation wurde unter anderem auf das patriarchale Weltbild der AfD, die Kämpfe der Jugend in Kurdistan und Abya Yala und die Realität von migrantischen Jugendlichen in Deutschland eingegangen. Auch in den gerufenen Parolen wurde ein internationalistischer Charakter der Demonstration deutlich. 

Am Steintor wurde eine kurze Abschlusskundgebung mit Redebeiträgen der Kampagne Halim Dener und der Linksjugend Hannover gehalten. Die Moderation rief nochmal dazu auf, Kontakte auszutauschen, zum antifaschistischen Jugendtreffen zu kommen und bei der nächsten Demo Freund:innen und Mitschüler:innen mitzunehmen, damit beim nächsten Mal doppelt so viele Menschen teilnehmen.

Mit dem Zitat „Eure Ordnung ist auf Sand gebaut. Die Revolution wird sich morgen schon rasselnd wieder in die Höh‘ richten und zu eurem Schrecken mit Posaunenklang verkünden: Ich war, ich bin, ich werde sein!"  von Rosa Luxemburg wurde die Aktion beendet. Im Anschluss folgten noch viele Jugendliche dem Aufruf, Kontakte auszutauschen, und es wurde noch lange nach Beendigung der Demo rege diskutiert.