Hamburg: Erinnerung an Dezembermassaker
In Hamburg hat eine Kundgebung im Gedenken an das Massaker von Maraş 1978, das Gefängnismassaker 2000 und das Massaker von Roboskî 2011 stattgefunden.
In Hamburg hat eine Kundgebung im Gedenken an das Massaker von Maraş 1978, das Gefängnismassaker 2000 und das Massaker von Roboskî 2011 stattgefunden.
Zum Jahrestag des Gefängnismassakers am 19. Dezember 2000 und des Pogroms von Maraş 1978 fand in Hamburg eine Kundgebung statt. Auch an das Massaker von Roboskî am 28. Dezember 2011 wurde erinnert. Das Bündnis Demokratischer Kräfte (DGB) hatte zum Gedenken an die türkischen Dezembermassaker aufgerufen.
Nach einer Schweigeminute erklärte das Bündnis: „Wir gedenken erneut voller Respekt der Menschen, die in Maraş und in Roboskî massakriert wurden.“ Erinnert wurde auch an den Widerstand gegen die F-Typ-Gefängnisse und die Massaker im Jahr 2000.
Anschließend ergriff die kurdische Politikerin Selma Irmak das Wort und erklärte in Erinnerung an das Gefängnismassaker: „In den Gefängnissen fand ein großes Verbrechen statt. Menschen wurden in Gefängnissen begraben. Diese Menschen kämpften nur für ihre Würde. Wir werden diese Genoss:innen nie vergessen. Am 19. Dezember zeigte sich einmal mehr das mörderische Gesicht des Staates. Leider hat die Menschheit trotz all dieser Gräueltaten und Massaker geschwiegen.“
Auf der Kundgebung wurde ein Transparent mit der Aufschrift „Freiheit für alle politischen Gefangenen“ entrollt und die Parolen „Die Gefallenen der Revolution sind unsterblich“ und „Freiheit für alle politischen Gefangenen“ wurden gerufen.
Das Massaker von Maraş
Das Pogrom von Maraş ereignete sich vom 19. bis zum 26. Dezember 1978 und richtete sich gegen Angehörige des alevitischen Glaubens und Linke. Die offizielle Bilanz der „Ereignisse“, für die ultranationalistische Rechtsextremisten, sogenannte „Graue Wölfe“ verantwortlich waren: 111 Tote, mehr als 1000 Verletzte, über 200 zerstörte oder niedergebrannte Häuser, etwa 100 gebrandschatzte Geschäfte. Alevitische Verbände halten demgegenüber eine Zahl von 500 Ermordeten und sogar mehr sowie insgesamt 841 angegriffene Häuser und Läden durchaus für möglich.
Das Gefängnismassaker von 2000
In der Nacht vom 18. auf den 19. Dezember 2000 stürmten 8.500 schwerbewaffnete Soldaten und Militärpolizisten, darunter auch speziell ausgebildete Spezialbataillone und Eliteeinheiten der Geheimdienste, unter dem Namen „Operation Rückkehr ins Leben“ 20 türkische Gefängnisse. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich etwa 1150 Gefangene in 48 Gefängnissen im Hungerstreik, 300 von ihnen bereits im Todesfasten, um die Einführung von Isolations- (sog. F-Typ-) Gefängnissen zu verhindern. Bei dem militärischen Großangriff mit Präzisionsgewehren, Flammenwerfern, Panzern, Hubschraubern, Rauch- und Gasgranaten, Bulldozern, Baggern, Vorschlaghämmern, Schweiß- und Bohrmaschinen wurden mindestens 30 Gefangene getötet und mehrere Hundert verletzt. Über 20.000 Tränengas-, Nervengas-, Pfeffergas- und Rauchbomben wurden in die Gefängnisse geworfen – in einem Gefängnis, in Çanakkale, allein über 5.000. In den Gefängnissen Ümraniye und Çanakkale schafften es die Angreifer erst Tage später, zu den Gefangenen vorzudringen, die sich hinter Barrikaden verteidigten. 34 Menschen gelten bis heute als offiziell „verschwunden“.
Das Massaker von Roboskî
Am 28. Dezember 2011 bombardierten vier türkische F-16-Kampfjets in Qilaban (tr. Uludere) eine Karawane von Grenzhändlern, die mit ihren Maultieren, einigen Kanistern Dieselkraftstoff, Tee und Zucker aus Südkurdistan auf dem Rückweg in ihr Dorf Roboskî waren. 34 Menschen, darunter 19 Minderjährige, wurden getötet.