Haftzeitverkürzungen wegen Hungerstreik zurückgenommen

Seit 26 Tagen findet in türkischen Haftanstalten ein Hungerstreik statt. Im F-Typ-Gefängnis Alanya sehen sich die hungerstreikenden Frauen unter anderem der Einzelhaft und der Rücknahme von Haftzeitverkürzungen ausgesetzt.

Der am 27. November begonnene Hungerstreik gegen die verschärfte Isolationshaft Abdullah Öcalans und die offensichtliche Absicht des türkischen Staats, die politischen Gefangenen physisch und psychisch zu vernichten, dauert weiter an. Am 26. Tag des Streiks traten im F-Typ-Gefängnis Alanya sechs weitere Frauen in den Hungerstreik ein.

Haftzeitverkürzungen zurückgenommen

Wie Angehörige der inhaftierten Frauen berichten, wurden die Forderungen der Gefangenen sowie ihre Schreiben an das Justizministerium von der Staatsanwaltschaft als „Organisationspropaganda“ bewertet und dahingehende Disziplinarermittlungen eingeleitet. In Folge dieses Verfahrens wurde gegen vier Frauen eine elftägige Einzelhaft verhängt. Abdulvahap Güven, Vater der politischen Gefangenen Sudan Güven, erfuhr von seiner Tochter, dass drei Gefangenen als Strafmaßnahme ihre Haftzeitverkürzung wieder entzogen wurde.

Güven beschreibt die schwierige Situation der Gefangenen folgendermaßen: „Sie bekommen sowieso seit Beginn der Pandemie keine Hygieneartikel zur Verfügung gestellt. Ihre Rechte auf sozialen Umgang wurden ihnen genommen. Sie bekommen keine Bücher oder Zeitschriften. Den Zellenblock, in dem zwei Erkrankte sind, müssen sie mit eigenen Mitteln sauber halten. Und die Putzmittel werden ihnen teuer verkauft.“

Rechte werden nicht gewährt, sie werden erkämpft“

„Als ich das letzte mal anrief und wir über die Eingriffe in die Rechte der Gefangenen reden wollten, wurde die Leitung plötzlich unterbrochen. Die zwanzig Telefonminuten, auf die es ein Anrecht gibt, sind in der Praxis häufig nach drei Minuten vorbei. Wir wissen nicht genau, welche weiteren Schwierigkeiten bestehen, weil die Verbindung sofort unterbrochen wird, sobald uns von einem Problem erzählt wird“, erzählt Güven über die Telefonate mit seiner Tochter. Es würde aber jeden Tag klarer, dass die Hungerstreiks eine richtige Entscheidung seien und welche Angriffe und Rechtsverletzungen gegen die Hungerstreikenden geführt werden. Er und die Eltern der anderen Hungerstreikenden würden ihre Kinder weiter unterstützen, denn einer Sache ist er sich sicher:„Rechte werden nicht gewährt, sie werden erkämpft.“