Großdemonstration in Hamburg: „Vereinigt gegen Rassismus"

Mehr als 400 Initiativen rufen zur Großdemonstration unter dem Motto „Vereinigt gegen Rassismus" am Samstag in Hamburg auf.

Zur Großdemonstration am 29. September unter dem Motto „Vereinigt gegen Rassismus" in Hamburg erwartet das Netzwerk „We'll Come United" 25 000 Teilnehmer. Mehr als 400 Initiativen haben zu der antirassistischen „Parade" aufgerufen, die sich am Samstag um 12 Uhr auf dem Hamburger Rathausmarkt versammelt und von dort aus starten wird.

Einen Monat nach der Hetzjagd auf Migrant*innen in Chemnitz werden am kommenden Samstag Zehntausende in Hamburg unter dem Motto „United against Racism" demonstrieren, schreibt das Netzwerk in seinem Aufruf zur antirassistischen Parade, zu der Zehntausende aus dem ganzen Bundesgebiet erwartet werden.

„In Chemnitz haben wir gezeigt, dass wir mehr sind. Am Samstag werden wir zeigen, was eigentlich Wir heißt. Wir sagen: Alle, die hier sind, sind von hier. Wir werden zeigen, dass die Gesellschaft sich nicht spalten lässt und dass Solidarität unteilbar ist. Geflüchtete und Migrant*innen sind nicht 'die Anderen'. Migration ist die Mutter dieser Gesellschaft", so Newroz Duman, Sprecherin des Netzwerks We'll Come United.

Yavuz Fersoglu (Bündnis Erdogan not Welcome / NAV-DEM)
Der türkische Staatspräsident wird diesen Freitag mit allen Ehren empfangen, trotz massiven Menschenrechts- und Kriegsverbrechen im eigenen Land und der Region. Der Flüchtlingsdeal zwischen Erdoğans Regime und der EU führt zu mehr Toden an der EU-Grenze und stärkt das Erdoğan-Regime. Dem stellen wir uns entgegen. Keine schmutzigen Deals mit dem Erdoğan-Regime!"

Die Causa Maaßen ist für Duman ein Beispiel für die Vielschichtigkeit des Rassismus in Deutschland:

Rassismus ist nicht nur das Geschäft von Neonazis und AfD. Rassismus ist ein Gesamtpaket. Rassismus entscheidet darüber, wer auf dem Mittelmeer gerettet wird und wer nicht. Rassismus entscheidet darüber, wer ein Recht auf Familienleben und auf einen Alltag ohne Angst hat. Hans-Georg Maaßen verkörpert in aller Freizügigkeit diese Bruderschaft des Rassismus. Beim Verfassungsschutz zuständig für die Vertuschung des NSU-Terrors, dann politischer Anwalt der Neonazis in Chemnitz und jetzt Sonderbeauftragter für Abschiebungen im Innenministerium. Was kommt als nächstes – Höcke als Integrationsbeauftragter? Das jetzt mit Maaßen ein Freund der AfD auf Geflüchtete losgelassen wird, ist in Wahrheit eine Kriegserklärung an die Gesellschaft der Vielen, die derzeit zu Hundertausenden im ganzen Land für Seenotrettung und Solidarität demonstriert.“

Kenan Emini (Roma Antidiscrimination Network / alle bleiben / Roma Solidarity Bündnis)
Obwohl Roma in den ost- und südosteuropäischen Staaten verfolgt und massiv diskriminiert werden, werden sie dorthin abgeschoben, denn ihre sogenannten Herkunftsstaaten gelten nun nach deutschem Recht als sicher, ihre Asylanträge damit als „offensichtlich unbegründet“. Die Regelung der ‚sicheren Herkunftsstaaten‘ kommt für sie einer Abschaffung des Asylrechts gleich. Wir fordern einen sofortigen Abschiebestopp. Jetzt – und für immer!

Auf einer Pressekonferenz am gestrigen Dienstag stellte das Netzwerk seine Forderungen vor:

Wir fordern:

- einen sofortigen bundesweiten Abschiebestopp – für Roma, für Afghan*innen, für Dublin-Abschiebungen und alle anderen! Wir fordern ein Bleiberecht für alle, die jetzt und heute hier sind und Familiennachzug für alle.

- gleiche soziale und politische Rechte, Freiheits- und Menschenrechte für alle Anwesenden – unterschiedslos und in ganz Europa.

- ein Ende des Sterbenlassens auf dem Meer, in den Camps und auf den griechischen Inseln, wo Tausende seit Jahren auf ihre Rechte warten müssen. Wir fordern sichere Fluchtwege, das Recht auf Schutz, Migration und Asyl und ein sofortiges Ende der Behinderung und Kriminalisierung der zivilen Seenotrettung.

- den Rücktritt von Bundesinnenminister Seehofer und die Auflösung des Bundesamtes für Verfassungsschutz.

Ibrahim Arslan (Tribunal NSU-Komplex auflösen, Überlebender des Brandanschlags in Mölln 1992) „Opfer und Überlebende sind keine Statisten, sie sind die Hauptzeugen des Geschehenen. Wir fordern die sofortige Abschaffung des Verfassungsschutzes mit seinen V-Leuten. Wir brauchen keine rassistische Organisation die unsere Verfassung schützt, wir schützen unsere Verfassung und unsere Demokratie selbst."

We‘ll Come United ist ein Netzwerk aus Gruppen und Personen, die sich sozial, antirassistisch, kulturell und politisch engagieren, aus Refugees und Supporter*innen, Wissenschaftler*innen, Lehrer*innen, Nachbar*innen, Menschen aller Altersgruppen und aus verschiedensten Bereichen der Gesellschaft. Im September 2017 fand in Berlin die erste Parade statt.