„Gegen jeden Rassismus“ - Demonstration in Oldenburg

„Wir müssen jetzt und endlich erkennen, dass zu lange beschwichtigt und verharmlost wurde, dass dem Rassismus in einer unsolidarischen Gesellschaft in diesem Land viel zu viel Raum gelassen wurde”, erklärt der Verein „Städtefreundschaft Oldenburg-Efrîn“.

Der Verein „Städtefreundschaft Oldenburg-Efrîn“ ruft als Reaktion auf den rechtsterroristischen Anschlag von Hanau mit zehn Todesopfern zu einer Demonstration gegen Rassismus auf. Die Demonstration am kommenden Donnerstag (27. Februar) steht unter dem Motto „Gegen jeden Rassismus - Für eine freie, menschliche und solidarische Gesellschaft der Vielen” und wird unter anderem von attac (Regionalgruppe Odenburg), dem Oldenburger Friedensbündnis, der Druckerei Gegendruck und dem Verein Wurzelwerk Oldenburg e.V. unterstützt. In einem Aufruf heißt es:

Die Trauer um die rassistische Ermordung von neun Menschen in Hanau, weil sie einen kurdischen, türkischen, afghanischen und Sinti-Roma-Hintergrund hatten, hat uns erst einmal sprachlos gemacht. Wir stehen in dieser Trauer an der Seite der Opfer und ihrer Familien und Freund*innen. Wir trauern mit ihnen und wir weinen mit ihnen. Wissend, dass wir ihre Trauer nicht wirklich nachempfinden können.

Das, was in Hanau passiert ist, macht uns aber auch wütend! Denn die Gewalt, die wir am Mittwochabend erleben mussten, ist nichts Neues, auch nicht, dass meist migrantische Menschen, Familien, Communities getroffen und nicht geschützt werden. Das kennen wir von den NSU-Morden, die bis heute nicht vollständig aufgeklärt wurden und als Morde von Einzeltäter*innen definiert werden, statt das rechtsradiale Netzwerk, das diese rassistischen Morde trägt, zu benennen und anzugreifen. Das kennen wir aber auch von den meisten anderen rassistischen Morden der letzten Jahre und Jahrzehnte.

Wir kennen auch, dass es einen gesellschaftlichen Aufschrei gibt, dass den Opfern das Mitleid ausgesprochen wird und dass versprochen wird, dass sich etwas ändert. Aber es ändert sich wenig, meist nichts. Letztlich werden sogar neue Gesetze verabschiedet, die sich gegen die Opfer richten.

„Die Toten im Mittelmeer und an den europäischen Außengrenzen sind die Brüder und Schwestern der Ermordeten“, so hat es eine Betroffene beschrieben.

Und die Täter*innen? Sie werden für psychisch krank erklärt, zu Einzeltäter*innen gemacht oder zu beidem, die geistigen Brandstifter, zum Beispiel von der AfD und von anderen Parteien, werden zu Interviews und Talkshows eingeladen, wo ihnen eine Bühne für ihre menschenverachtende Politik geboten wird, und die verhängten Strafen für die Täter*innen spiegeln meistens die Verharmlosung der rassistischen Taten wieder.

Wir müssen jetzt und endlich erkennen, dass zu lange beschwichtigt und verharmlost wurde, dass dem Rassismus in einer unsolidarischen Gesellschaft in diesem Land viel zu viel Raum gelassen wurde.

Denn mit den rassistischen Taten sind wir alle gemeint, aber getroffen werden Migrant*innen. Muslimen, Juden, Roma/Sinti, Schwarze.

Es ist mehr denn je Zeit zum Handeln!

Es gibt nur Menschen - Menschen, die unseren Schutz brauchen, die unsere Nachbar*innen und Freund*innen sind, die mit uns leben und lachen, die hier gerne mit uns leben wollen, von denen wir lernen können, mit denen wir auch streiten können - die aber niemals Fremde sind und sein dürfen.

Wir müssen uns klar machen, dass wir nicht auf die bauen können, die damals bei den NSU-Morden von Döner-Morden und heute von Shisha-Morden reden und von Fremdenfeindlichkeit statt von Rassismus.

Wir alle sind dafür verantwortlich, wie wir zusammenleben wollen, wie wir eine Gesellschaft aufbauen, in der Freiheit, Menschlichkeit und Solidarität keine Floskeln in Sonntagsreden sind, sondern die Grundlage unseres Zusammenlebens bestimmen - für alle Menschen.

Um das zu schaffen, müssen wir uns auf unsere eigenen Kräfte besinnen und noch viele Fragen und Probleme lösen. Das ist ein langer und auch kein einfacher Weg, aber nur so können wir dem zunehmenden Rassismus in der Gesellschaft und auch den anderen gesellschaftlichen Problemen begegnen und Lösungen finden, die für alle gut und richtig sind.

Es ist mehr als traurig, dass wieder Menschen sterben mussten, um das zu tun. Was muss denn noch passieren, damit wir aufwachen.

Wehret den Anfängen, stimmt dabei schon lange nicht mehr, wir sind mitten drin. Deshalb kommt alle zur Demo am 27. Februar um 17 Uhr ab Oldenburg Hauptbahnhof/Südseite.