Wie deutsche Behörden Kurd:innen schikanieren, ihnen Grundrechte verweigern, mit Entzug der Aufenthaltserlaubnis drohen, gezielt Asyl verweigern, regelmäßig Vereine mit Razzien heimsuchen oder die Keule des Paragraphen 129a/b StGB auspacken, haben wir hier immer wieder dokumentiert. In der breiten medialen Öffentlichkeit ist die Repression gegen die kurdische Diaspora dagegen meist kein Thema.
Deshalb haben sich drei Autor:innen entschieden, beispielhafte Fälle zu sammeln und aufzuzeigen, mit welch perfiden Mitteln der deutsche Staat die kurdische Community durch Einschüchterung und Kriminalisierung systematisch mundtot machen will. Gerechtfertigt wird dies immer mit dem PKK-Verbot von 1993. Seit mittlerweile 30 Jahren bildet es die Grundlage für Verfolgung aller, denen man nachsagt, sie würden sich mit der kurdischen Freiheitsbewegung solidarisieren oder sie unterstützen. Bislang hat sich keine deutsche Regierung dazu durchgerungen, dieses aus der Zeit gefallene Verbot aufzuheben. Zu schwer wiegt die Angst vor Reaktionen des autokratischen Regimes in Ankara.
Drei Expert:innen dokumentieren erstmals systematisch die anti-kurdische Repression in verschiedenen Lebensbereichen. Die Autor:innen wissen, wovon sie sprechen. Der Kommunikationswissenschaftler Dr. Kerem Schamberger ist langjähriger politischer Aktivist, jetzt zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit bei medico international und hat bereits mehrere Bücher über kurdische Themen veröffentlicht. Monika Morres ist seit 23 Jahren Leiterin des Rechtshilfefonds für Kurdinnen und Kurden in Deutschland, AZADÎ e.V. und verantwortlich für das monatlich erscheinende AZADÎ-Info. Der Soziologe Alexander Glasner-Hummel promoviert derzeit an der Ludwig-Maximilians-Universität München zum Thema „Die Wirkungen von Repression auf Öffentlichkeit".
Das Buch „Geflohen. Verboten. Ausgeschlossen. Wie die kurdische Diaspora in Deutschland mundtot gemacht wird“ wird Ende Oktober im Westend-Verlag erscheinen – rechtzeitig vor dem 30-jährigen „Jubiläum“ des Verbots der PKK in Deutschland. Es könnte ein Anstoß sein, endlich eine breite Diskussion über dieses deutsche „Demokratiedefizit“, wie es die Autor:innen nennen, in Gang zu setzen.