Gedenken im Hambacher Wald
Im Hambacher Wald hat eine Feier stattgefunden, um gemeinsam verstorbener Aktivist:innen zu gedenken.
Im Hambacher Wald hat eine Feier stattgefunden, um gemeinsam verstorbener Aktivist:innen zu gedenken.
Um die 40 Menschen kamen am letzten Sonntag an der Gedenkstätte im Hambacher Wald zusammen, um gemeinsam verstorbener Freund:innen zu gedenken. Anlässlich des sechsten Todestages von Steffen Meyn wurde auch Elf, Waka (Şehîd Şahîn Qereçox/Farid Medjahed), Lobo (Şehîd Elefteria Hambi/Eva-Maria Steiger), Mogli, Moss, Camil, Rebe, Anna Campbell (Şehîd Hêlîn Qereçox), Mike, Petra und Andy mit einer Schweigeminute, Redebeiträgen und Liedern gedacht. Auch Arielle und Rio sind unter den Verstorbenen und Gefallenen, die im Hambi aktiv waren. Bei der diesjährigen Gedenkfeier kamen Familienangehörige, Freund:innen, Mitschüler:innen und Mitbewohner:innen sowie Wegbegleiter:innen der Verstorbenen zusammen, um Anteil zu nehmen und die Erinnerung an sie lebendig zu halten.
Eröffnet wurde die Veranstaltung mit einer Rede, um die Bedeutung des Gedenkens an die Verstorbenen und Gefallenen hervorzuheben und ihr Erbe zu würdigen. Alle, die heute für eine gerechte und ökologische Welt kämpfen, können auf ihrem Leben und Wirken aufbauen, hieß es in der Rede. Sie waren alle Teil einer Bewegung, die es geschafft hat, ein Stück des Hambis zu bewahren. Auch dadurch ist es bis heute möglich, an diesem Ort zum Gedenken zusammenzukommen.
Anschließend begrüßte Elisabeth Meyn, die Mutter von Steffen Meyn, im Namen ihrer Familie alle Anwesenden und brachte ihre Gefühle zum Ausdruck. Sie berichtete von ihrer Trauer um Steffen und auch von ihrem Glauben daran, dass nichts im Universum verloren geht. Sie teilte auch mit, wie sie Wut auf die Politik verspürte und sich selbst wehrte, statt nur Opfer zu sein. Mit Bezug auf die Kämpfe der Schwarzen Bewegung in den USA und die Friedensbewegung lud sie ein, ihre Version des Liedes „We shall overcome“ zu singen. Über Steffen berichtete sie, sie habe viel von seiner Haltung gelernt und sehe ihn bis heute als ihren Lehrmeister, etwa hinsichtlich des Blickes auf die Natur und die Tiere. So war Steffen stehts offen, wollte niemanden hassen, sondern verstehen, was Menschen zu ihrem Handeln veranlasst. Er ging immer fragend auf Menschen zu. Auch und gerade diejenigen, deren Meinung er falsch fand, sprach er aktiv an. Vor Jahren schon wurde er Veganer und thematisierte das Leiden der Tiere in Theater, Kunst und Lyrik. Eines seiner berührenden Gedichte mit Bezug zur Kreuzigung Jesu wurde von Elisabeth Meyn vorgetragen.
„Die Verstorbenen sind unvergesslich, wir werden ihren Weg weitergehen. Şehîd namirin.“
Auch von Lobo (Elefteria Hambi / Eva-Maria Steiger) wurde erzählt. Sie verbrachte 2017/18 Zeit im Hambi und war eine sehr mutige Person, die starke Repression riskierte, um den Wald, den sie liebte, zu schützen. 2018 ging sie nach Rojava, um gegen den selbsternannten IS und die türkische Besatzung Westkurdistans zu kämpfen. Am 25. November 2019 fiel sie als Militante der PKK in den Bergen Kurdistans durch türkische Luftangriffe.
Elf kam zwar nicht aus einer christlichen Familie, lernte jedoch über eine befreundete Person die Lieder „Da berühren sich Himmel und Erde“ und „Sag mir wie viel Sternlein stehen“ kennen und schätzte diese sehr. So fanden diese Lieder ihren Weg auf die Gedenkveranstaltung und wurden teils mit Gesangsbegleitung auf der Bassklarinette vorgetragen. Eine, die sich auch für den Hambi einsetzte, war Petra aus Buir. Sie war Physikerin und gründete die Energie-Liga. Über Mogli berichtete Beate, ein Urgestein des Hambi und kämpferische Frau, die seit vielen Jahren Essen, Kleidung und moralische Unterstützung in den Hambi trägt: Sie begleitete Mogli und dessen Freund:innen bei seiner tödlich verlaufenden Krankheit. In ihm erkannte sie einen jungen Mann, der mit dem bürgerlichen Leben gebrochen hatte, um sich für das einzusetzen, was ihm wichtig war.
Camil und Moss waren von außen beeindruckend harte Brocken und zugleich sehr liebenswerte Menschen. Sie waren ebenso politische Menschen, die sich auf ihre Weise in der Hambacher Besetzung einsetzten. Beide waren geprägt von einem Leben in Armut, was seinen Anteil daran hat, dass sie im kapitalistischen System nicht alt werden konnten. Schon zu Beginn der Waldbesetzung war Andy im Hausprojekt WAA in Düren aktiv und verlor angesichts der Lage der Welt und aufgrund psychischer Krankheit den Lebenswillen. Auch Mike konnte und wollte mit den Widersprüchen in diesem System nicht weiter leben.
Schließlich wurde gemeinsam von allen Anwesenden ein Bild mit Materialien des Waldes gelegt und bei Musik die Gedenkfeier abgeschlossen. Beim anschließenden veganen Buffet wurde die Information verbreitet, dass ein neuer Teil des Hambacher Waldes besetzt wurde, nämlich der Manheimer Erbwald östlich der bisherigen Besetzung. Diese Information sorgte für Freude, denn es wurde deutlich, dass der Widerstand und der Kampf um den Wald auch im Sinne der verstorbenen Freund:innen weiter geht.