Gedenken an Taylan Kahraman in Düsseldorf

In Düsseldorf ist am Ort seiner Selbstverbrennung vor 23 Jahren an Taylan Kahraman erinnert worden. Der junge Kurde war einer von Dutzenden Menschen, die sich aus Protest gegen das internationale Komplott das Leben nahmen.

Im Grafenberger Wald in Düsseldorf ist Taylan Kahraman gedacht worden. Der 21-Jährige hat sich am 21. Dezember 1998 aus Protest gegen das internationale Komplott gegen Abdullah Öcalan und die kurdische Befreiungsbewegung selbst verbrannt. Am Ort seiner Selbstverbrennung haben seine Weggefährt:innen zusammen mit seinen Eltern Şengê und Cömert Kahraman am Dienstag an ihn erinnert.

Cahide Goyî vom Verband KOMAW, in dem sich Angehörige von Vermissten und Gefallenen des kurdischen Befreiungskampfes zusammengeschlossen haben, hielt bei dem Gedenken eine Ansprache, in der sie an die damaligen Atmosphäre erinnerte und Taylan als einen von Dutzenden opferbereiten Aktivisten bezeichnete. Şengê Kahraman, die sich ebenfalls bei KOMAW engagiert, sagte in einer Rede, dass der Kampf ihres Sohnes weitergeführt wird. Cömert Kahraman, der als Musiker unter dem Namen Hozan Comerd bekannt ist, erklärte: „Mit Heval Taylan erinnern wir heute an Zehntausende Gefallene und verneigen uns voller Respekt vor ihnen.“

Über das Leben von Taylan Kahraman

Taylan Özgür Kahraman wurde am 27. März 1977 in Xozat (Hozat, Provinz Dersim) geboren, dort wuchs er bis zum zwölften Lebensjahr auf. Er war der jüngste von drei Brüdern. In seinem Heimatdorf ging er zur Schule, bis er 1988 nach Deutschland kam, wo er die Gesamtschule besuchte. Schon im Alter von zwölf Jahren lernte er die kurdische Befreiungsbewegung kennen. Er trat auf zahlreichen Veranstaltungen als Saz-Spieler oder Sänger auf und beteiligte sich vor allem an den kulturellen Aktivitäten im kurdischen Verein. Die Tatsache, dass seine Familie die PKK unterstützte, hatte starken Einfluss auf ihn, dennoch hatte er schon von klein auf seinen eigenen Kopf, war eine stolze und eigenwillige Persönlichkeit. Somit ließ er sich weder von der deutschen noch von der kurdischen Kultur vereinnahmen.

Als Jugendlicher wurde er dabei erwischt, als er „Bijî Kurdistan" (Es lebe Kurdistan) an die Wand seiner Schule schrieb. Die nachfolgende Ermittlung und eine Geldstrafe stärkten seine Bindung an die Bewegung. Ende 1998 kam der damalige PKK-Vorsitzende Abdullah Öcalan nach Europa, nachdem die USA und Türkei Syrien mit Krieg gedroht hatten, sollte Öcalan weiter dort bleiben. Es folgte ein Massenprotest von Kurden weltweit. Zwischen dem 9. Oktober und Anfang Dezember 1998 verbrannten sich in Kurdistan und Europa insgesamt 19 junge Menschen aus Protest. Auch Taylan war in großer Aufregung. Mit einem Freund diskutierte er immer wieder über diese Aktionsform, obwohl Abdullah Öcalan und die kurdische Befreiungsbewegung die Selbstverbrennung wiederholt kritisiert haben.

Am 21. Dezember erfuhr Taylan, dass sein älterer Bruder Sinan Cemgil am 12. September 1998 als Guerillakämpfer der ARGK (Vorgängerorganisation der HPG) in den Bergen Kurdistans gefallen war. Am selben Tag nahm er ein Foto von Sinan und eines von Abdullah Öcalan und lief in den Grafenberger Wald, wo er sich mit Benzin überschüttete und anzündete.