Fünfzig Tage Hungerstreik in Genf

Der kurdische Aktivist Mehmet Ali Koçak ist seit fünfzig Tagen in Genf im Hungerstreik gegen die Isolation Abdullah Öcalans. „Wir müssen die Mauern des Schweigens durchbrechen“, lautet sein Aufruf.

Am 20. Februar hat sich Mehmet Ali Koçak in Genf dem Hungerstreik gegen die Isolation des PKK-Gründers Abdullah Öcalan angeschlossen, der im November von der HDP-Abgeordneten Leyla Güven eingeleitet wurde und an dem Tausende Menschen an verschiedenen Orten weltweit teilnehmen, insbesondere in den türkischen Gefängnissen.

Zu Beginn hat der Hungerstreik von Mehmet Ali Koçak vor dem Genfer UN-Büro stattgefunden. Seitdem die Polizei ihm ein Verbot erteilt hat, führt er seine Aktion im kurdischen Gesellschaftszentrum der Stadt fort.

Gegenüber ANF erklärt Koçak, er sei persönlich dazu bereit, einen Preis für die Durchsetzung seiner Forderung zu zahlen. „Wichtig ist nur, dass wir die Mauern des Schweigens brechen und die Tore Imralis geöffnet werden“, sagt der aus Dersim stammende Aktivist, der seit 13 Jahren in der Schweiz lebt.

Fragen nach seinem Gesundheitszustand weicht Mehmet Ali Koçak aus. Er antwortet gar nicht oder sagt nur: „Mir geht es bestens, moralisch geht es mir sehr gut.“ Seine zahlreichen Besucherinnen und Besucher ruft er immer wieder zur Unterstützung des Hungerstreiks auf. Von den Kurden wünscht er sich stärkeren Widerstand, von den Schweizern größere Solidarität. „Isolation ist ein Menschheitsverbrechen“, sagt er, „dagegen müssen nicht nur die Kurden ihre Stimme erheben, sondern alle, die sich als Mensch bezeichnen.“

Die Türkei wird von einer Verbrecherbande regiert

In der Türkei gibt es keinen Staat mehr, das Land wird von einer Verbrecherbande regiert, meint Koçak: „Diese Verbrecherbande versucht sich auf den Beinen zu halten, indem sie kurdisches Blut vergießt. Der Grund dafür, dass die Kurden so heftig angegriffen werden, ist die Niederlage des IS in Rojava und Syrien. Es war die Bande, die die Türkei regiert, die auch den Islamischen Staat genährt hat. Weder die AKP noch die MHP können den Sieg über den IS akzeptieren, daher werden die Kurden aggressiv angegriffen. Die Isolation Abdullah Öcalans ist Teil dieser Politik. Sie fürchten sich vor seiner Existenz, vor seinen Gedanken und vor seinem Paradigma, das in Rojava umgesetzt wird.“

Mehmet Ali Koçak verweist auf den kritischen Zustand zahlreicher Hungerstreikender in den türkischen Gefängnissen: „Sie leisten unter sehr schwierigen Umständen Widerstand. Unser Volk muss ihnen eine Stimme geben. Es ist nicht die Zeit des Stillstands, es ist die Zeit, in der auf den Straßen Widerstand geleistet werden muss. Unser Feind ist barbarisch und führt eine Politik, in der er seine Existenz auf der Nicht-Existenz der Kurden aufbaut. Wir rufen auch Europa und die europäischen Institutionen dazu auf, ihre Komplizenschaft mit dem Regime in der Türkei aufzugeben. Unsere Forderung ist zutiefst menschlich. Isolation ist ein Verbrechen an der Menschheit, dazu darf niemand schweigen.“