Am 17. Juni 2021 wurde die HDP-Mitarbeiterin Deniz Poyraz im Provinzverband der Partei in Izmir vom türkischen Faschisten Onur Gencer ermordet. Der Prozess gegen Gencer beginnt am Mittwoch, den 29. Dezember, vor dem 6. Strafgericht in Izmir. Den Prozess werden neben der Ko-Vorsitzenden der HDP, Pervin Buldan, Mitglieder der HDP-Fraktion und des Parteivorstands, Politker:innen aus Provinz- und Kreisverbänden der HDP und hunderte Mitglieder der Partei beobachten. Frauen aus dem ganzen Land, vor allem aus Istanbul, Ankara und der Ägäis, sind bereits auf dem Weg nach Izmir, um das Verfahren zum Mord an Deniz Poyraz zu verfolgen.
Die HDP wird – als eigentliches Ziel des Angriffs – beantragen, als Institution zum Verfahren zugelassen zu werden. Der Angriff soll als singuläre Attacke einer Person dargestellt werden. Dem stellt sich die HDP entgegen. Sie versucht, den Mörder und die hinter ihm stehenden Strukturen zu beleuchten. Hunderte von Anwält:innen werden die Verhandlung unterstützen, darunter mehrere Vorsitzende von Anwaltskammern. Die Anwält:innen der HDP bereiten sich seit langem auf den Prozess vor. Sie haben bereits erklärt, dass der Mörder nicht allein gehandelt habe. Er sei unterstützt worden und habe ganz offene Beziehungen zu politischen Strukturen, die sich gegen die HDP richteten. Der MIT und die Sicherheitsbehörden hätten das Massaker verhindern können, hätten aber dem Täter stattdessen die Tat erleichtert.
Die Rolle der Justiz, der Regierung und der Medien
Die AKP/MHP-Regierung nahm die HDP immer wieder in Erklärungen ins Visier und am 7. Juni reichte der Chefankläger des Obersten Kassationsgerichtshofs ein zweites Mal eine Klage für die Schließung der HDP beim Verfassungsgericht ein. Zehn Tage später, am 17. Juni, wurde das Provinzgebäude von Izmir gestürmt und Deniz Poyraz ermordet. Der Mörder Onur Gencer sagte, er habe erwartet, mehr Menschen im Gebäude des Provinzverbands der HDP zu töten. Währenddessen beschrieben die staatstreuen Medien den Angriff als „Schießerei im HDP-Provinzverband“.