Folteropfer Osman Şiban festgenommen

Der aus einem Hubschrauber gestoßene Kurde Osman Şiban ist nach einer Durchsuchung seiner Wohnung in Mersin festgenommen worden.

In den Morgenstunden stürmte die Polizei die Wohnung der Familie von Osman Şiban in Mersin und nahm ihn fest. Osman Şiban ist Zeuge und Opfer einer der schwersten Übergriffe der türkischen Armee auf Zivilist*innen in der letzten Zeit in Nordkurdistan. Şiban befand sich zum Zeitpunkt seiner Festnahme bei seiner Familie in Mersin, wo er aufgrund der ihm durch Folter zugefügten Verletzungen gepflegt wurde. Şiban wird nach der Festnahme voraussichtlich nach Wan (türk. Van) zur Staatsanwaltschaft gebracht werden. Der Anlass der Festnahme ist noch nicht bekannt.

Aus dem Hubschrauber gestoßen

Osman Şiban war gemeinsam mit dem 55-jährigen Servet Turgut am 11. September 2020 in der Nähe von Şax (türk. Çatak) während der Feldarbeit von Soldaten einer türkischen Operationseinheit festgenommen worden. Nach schwerer Folter wurden sie aus einem Militärhubschrauber gestoßen und anschließend mit Schlägen und Tritten misshandelt. Dabei erlitten sie schwere Verletzungen. Beide Männer wurden anschließend in verschiedene Krankenhäuser eingeliefert.

Servet Turgut an Folter gestorben

Während der 50-jährige Osman Şiban von der erlebten Folter vermutlich für den Rest seines Lebens gezeichnet sein wird, ist Servet Turgut am 30. September nach 20 Tagen im Koma gestorben. Die Berichterstattung über die Geschehnisse wird unterdessen kriminalisiert: Die Journalist*innen Adnan Bilen, Cemil Uğur, Şehriban Abi und Nazan Sala, die als erstes von dem Fall berichtet hatten, befinden sich wegen dem Verdacht der Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation und „staatsfeindlicher Berichterstattung über gesellschaftliche Ereignisse“ seit Oktober in Untersuchungshaft, Haftbeschwerden wurden abgelehnt.