Ezgi Orak in Gewahrsam von Antiterrorpolizei

Die am Vortag in Ankara von Zivilpolizisten entführte HDP-Aktivistin Ezgi Orak befindet sich anders als behauptet doch in Gewahrsam auf der Antiterrorzentrale in Ankara. Was ihr vorgeworfen wird, ist weiterhin unklar.

Die in Ankara auf offener Straße von Zivilpolizisten entführte HDP-Aktivistin Ezgi Orak befindet sich anders als behauptet doch in Gewahrsam der Antiterrorzentrale (TEM). Warum sie dort festgehalten wird, ist allerdings unklar. Der Rechtsbeistand der Studentin an der Hacettepe-Universität hat bisher keine Angaben gemacht.

Ezgi Orak ist Mitglied des Jugendrats der Demokratischen Partei der Völker (HDP) und befindet sich seit geraumer Zeit im Fokus polizeilicher Repression durch Festnahmen und Spitzelanwerbeversuche. Am Mittwoch wurde sie im Beisein von Begleiterinnen im Regierungsviertel Çankaya von vier Zivilbeamten, die sich nicht als solche auswiesen, gewaltsam in ein Fahrzeug gezerrt und verschleppt. Als Begründung wurde ein Fahndungsbefehl herangezogen, der gegen die junge Frau erlassen worden sei.

Doch über mehrere Stunden war der Aufenthaltsort von Orak unklar. Nach einer Vermisstenmeldung bei einer gewöhnlichen Polizeiwache hieß es zunächst, das Nummernschild des Wagens, in den die Aktivistin gezerrt wurde, sei nicht eingetragen und vermutlich gefälscht. Später wurden die Rechtsanwält:innen Oraks direkt aus der Antiterrorzentrale angerufen und über die Festnahme dort in Kenntnis gesetzt.

Der Vorfall um die Entführung von Ezgi Orak hat heftige Proteste ausgelöst. In digitalen Netzwerken empörten sich viele Nutzer:innen unter dem Hashtag #EzgiOrakNerede (Wo ist Ezgi Orak?) und verglichen das Vorgehen der Polizei mit der Praxis des “Verschwindenlassens”. Diese Methode gegen unliebsame Personen war bereits in den 1980er und 1990er Jahren in der Türkei gängige Praxis. In letzter Zeit haben die Fälle von Entführungen auf offener Straße durch staatliche Kräfte wieder ein bedrohliches Ausmaß angenommen.

Vor wenigen Tagen versuchten zwei Bewaffnete, die sich als „Zivilpolizisten“ ausgaben, in Ankara in die Wohnung der HDP-Abgeordneten Tülay Hatimoğulları einzudringen. Minutenlang drückten die Männer gegen die Tür und auf die Klingel und forderten die Parlamentarierin auf, zu öffnen. Als Hatimoğulları die Polizeidirektion beachrichtigte, flüchteten sie zu Fuß. Die HDP glaubt, dass die Politikerin Opfer eines Attentats werden sollte.