Erste Woche der Global Free Öcalan Days in Hannover

Die Global Free Öcalan Days werden in Hannover für vielfältige Aktionen genutzt, die auf die anhaltende Isolation des kurdischen Vordenkers Abdullah Öcalan aufmerksam machen und seine Ideen sowie politischen Forderungen in die Öffentlichkeit tragen.

Kreative Aktionsformen

In Hannover beteiligen sich internationalistische Aktivist:innen von Gemeinsam Kämpfen, Women Defend Rojava und der Junge Frauenkommunen mit kreativen Protestformen, Diskussionen und künstlerischen Performances an den Global Free Öcalan Days der Kampagne „Freiheit für Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage“. Ziel ist es, die Forderung nach Öcalans Freilassung und die Notwendigkeit einer politischen Lösung für Kurdistan ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.

Ein Höhepunkt der Aktionstage in Hannover wird die bevorstehende Theaterperformance „7 Akte gegen die Menschlichkeit – Die Odyssee Abdullah Öcalans" am 9. Oktober sein, die das Publikum auf eine dramatische Reise durch die jüngere politische Geschichte mitnimmt und zur weiteren Mobilisierung für die Freiheit des seit 25 Jahren in türkischer Gefangenschaft isolierten PKK-Begründers aufruft. Die Aktionen in Hannover leisten somit einen Beitrag zu den globalen Bemühungen, durch öffentlichen Druck Öcalans Freilassung zu erwirken, seine menschenrechtliche und politische Situation bekannter zu machen und seine Visionen für eine demokratische und friedliche Gesellschaft zu verbreiten.

Women Defend Rojava: Die Isolation durchbrechen

Am Dienstag sind einige Frauen dem Aufruf der Kampagne Women Defend Rojava gefolgt und haben mit einer Aktion in der Innenstadt von Hannover auf die andauernde Isolation Abdullah Öcalans aufmerksam gemacht. Es wurden symbolisch 25 Jahresringe der Isolation ausgelegt, die dann gemeinsam mit der Kraft der Frauen durchbrochen wurden. Viele interessierte Passantinnen und Passanten blieben stehen, lasen sich die Zitate durch oder informierten sich zur aktuellen Lage der politischen Gefangenschaft Abdullah Öcalans. Damit starteten die Aktionstage in Hannover mit einer Aktion von Frauen.

Globale Aktionstage: „Schluss mit 25 Jahren Isolation, Folter und Rechtlosigkeit“

Am Mittwoch fand in der linken Szene eine Flyeraktion zur Sensibilisierung für die Lage von Abdullah Öcalan statt. Aktivist:innen verteilten Flyer und führten intensive Gespräche über die Perspektiven, Ideen und Lösungsansätze des kurdischen Vordenkers. Dabei stand die Forderung nach seiner Freilassung im Mittelpunkt, sowie die Notwendigkeit, seine Philosophie und politischen Vorschläge weiter in die Öffentlichkeit zu tragen.

Der verteilte Flyer warb für die Teilnahme an den globalen Aktionstagen vom 1. bis 10. Oktober 2024. Die Kampagne zielt darauf ab, die Isolation Abdullah Öcalans zu beenden und eine demokratische Lösung für die kurdische Frage in der Türkei und im Nahen Osten zu ermöglichen. Die Aktivist:innen betonten die Dringlichkeit der Situation: Seit über drei Jahren gibt es weder Kontakt noch ein Lebenszeichen von Öcalan, und die türkische Regierung behindert jegliche Bemühungen, den Zustand der Isolation zu durchbrechen.

Die globalen Aktionstage sollen nicht nur politischen Druck aufbauen, sondern auch eine Plattform bieten, um die Philosophie Öcalans zu verbreiten. Seine Ideen und Analysen zu gesellschaftlichen Fragen werden als universelle Lösungsperspektiven verstanden, die auch über den kurdischen Kontext hinaus relevant sind.

Luftballons und Flyer am Maschsee verteilt

Am Donnerstag haben Aktivist:innen am Maschsee eine Aktion durchgeführt, bei der sie Luftballons an Kinder sowie Flugblätter zur Demokratischen Nation an Erwachsene verteilten. Dabei kamen sie ins Gespräch mit unterschiedlichen Altersklassen. Die Luftballons trugen das Bild von Abdullah Öcalan mit seinem Zitat „Kindheitswünsche sind heilige Wünsche, sind friedliche Wünsche. Diesen treu zu bleiben, ist unsere Aufgabe" und der Forderung „Freiheit für Öcalan".

Diese Aktion zielte darauf ab, das Konzept der „Demokratischen Nation" in die Öffentlichkeit zu tragen und als mögliche Lösung mit der Gesellschaft zu teilen. Das Konzept basiert auf den Ideen Abdullah Öcalans, der in seinem Werk „Manifest der demokratischen Zivilisation" einen alternativen Weg zu den herkömmlichen Nationalstaaten vorschlägt. Öcalan sieht die Demokratie als das verbindende Element der Menschen in einer Nation, die nicht auf ethnischer Homogenität oder einem gemeinsamen Territorium basiert, sondern auf dem freien Willen der Individuen und gesellschaftlichen Gruppen.

Die Demokratische Nation bietet einen Ausweg aus den festgefahrenen politischen Konflikten im Nahen Osten, indem sie Pluralismus, Freiheit und Gleichberechtigung fördert. Sie stellt einen Gegenentwurf zur staatszentrierten Nation dar, die durch Nationalismus geprägt ist. Stattdessen basiert die Demokratische Nation auf der Autonomie der Gruppen und Individuen, die in gegenseitiger Solidarität leben und sich demokratisch selbst verwalten.

Diese alternative Sichtweise auf die Nation steht im Gegensatz zu kapitalistischen und nationalistischen Konzepten, die oft mit territorialen Ansprüchen und Homogenität verbunden sind. Öcalans Vision strebt eine Gesellschaft an, in der die Vielfalt der Menschen als Reichtum (Einheit in Vielfalt) betrachtet wird, und sieht die Lösung vieler Konflikte in einer neuen, demokratischen und ökologisch orientierten Moderne.

Die Aktion am Maschsee sollte das Bewusstsein für diese alternative, friedliche Form des Zusammenlebens schärfen. Auch wurde auf die Notwendigkeit der Freiheit Abdullah Öcalans hingewiesen, was auf positive Zustimmung stieß.

Kämpfe verbinden: Politische Gefangene aus verschiedenen Kontexten

Am Freitag haben Gemeinsam Kämpfen, Women Defend Rojava, Rote Hilfe e.V. und iranische Aktivist:innen mit einem Stuhlkreis am Maschsee über verschiedene politische Gefangene informiert. Mit der Aktion wurde unter dem Motto „Kämpfe verbinden" gezeigt, dass überall auf der Welt Menschen, die sich gegen das unterdrückerische und ausbeuterische System organisieren, weggesperrt werden. Mit der Aktion wurde die Freiheit aller politischen Gefangene gefordert.

In dem Stuhlkreis wurden zwölf politische Gefangene aus verschiedene Kontinenten vorgestellt, darunter Abdullah Öcalan und Leonard Peltier sowie Anna Beniamino, eine Anarchistin aus Italien (2016 inhaftiert und zu 16 Jahren und neun Monaten in einem äußerst fragwürdigen Verfahren verurteilt, angeblich wegen subversiver Vereinigung mit dem Ziel des Terrorismus und der Untergrabung der demokratischen Ordnung – in Wahrheit jedoch vor allem, weil sie Anarchistin ist), und Anastasia Kukhta, eine feministische Aktivistin aus Belarus (2022 inhaftiert; die Vorwürfe gegen sie beinhalten Teilnahme an Protesten, Aufruf zu Aktionen, die die nationale Sicherheit der Republik Belarus gefährden, sowie Gründung oder Beteiligung an einer „extremistischen Formation“).

Theaterperformance: „7 Akte gegen die Menschlichkeit – Die Odyssee Abdullah Öcalans“

Am 9. Oktober 2024 wird im Küchengarten in Hannover die interaktive Theaterperformance „7 Akte gegen die Menschlichkeit – Die Odyssee Abdullah Öcalans“ aufgeführt. Die Premiere ist ein zentraler Teil der globalen Aktionstage und beleuchtet das historische Komplott von 1998, das mit der erzwungenen Ausreise Öcalans aus Syrien begann und zu seiner Gefangennahme und Isolation führte. Das Stück verknüpft die Ereignisse um Öcalans Festnahme mit den globalen politischen Krisen jener Zeit, darunter die Amtsenthebungsverfahren gegen Bill Clinton, die Verhaftung Pinochets in London und der Kosovo-Konflikt. Die Performance lädt das Publikum ein, die dramatischen Wendungen der Geschichte durch Öcalans Augen zu erleben und Teil dieser Erzählung zu werden. Es ist eine Reise durch die jüngste politische Geschichte, die die globalen Machtinteressen aufdeckt, die das Schicksal von Öcalan und des kurdischen Volkes prägten.

Die Aufführungen finden um 15:30 und 17:00 Uhr statt und werden von einer Diskussion über die politischen Hintergründe und Auswirkungen der damaligen Ereignisse begleitet.

Fotos © Radio Flora / ANF