Mehrere Dutzend Menschen haben am Sonntag beim „Lauf für die Freiheit von Abdullah Öcalan“ in Hamburg ein Zeichen gegen die Isolation auf Imrali gesetzt. Mit weißen T-Shirts gekleidet, auf denen das Konterfei des kurdischen Vordenkers zu sehen war, liefen die Teilnehmenden in einer langen Reihe durch die Innenstadt. Ziel der veranstaltenden „Freiheit für Öcalan“-Initiative ist es, die Öffentlichkeit für das persönliche Schicksal Öcalans und seine Haftbedingungen zu sensibilisieren.
Abdullah Öcalan, der 1978 die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) mitbegründete, befindet sich seit seiner völkerrechtswidrigen Verschleppung aus Kenia in die Türkei im Jahr 1999 auf der Gefängnisinsel Imrali in politischer Geiselhaft des türkischen Regimes. Bis auf einzelne Treffen im Jahr 2019 wird ihm seit 2011 regelmäßiger Kontakt zu seinem Verteidigungsteam verweigert, Familienbesuche darf er seit 2020 nicht mehr empfangen. Letztmalig mit Öcalan gesprochen hatte sein Bruder im Frühjahr 2021. Die Isolation im Imrali-Gefängnis, der auch Öcalans Mitgefangene Ömer Hayri Konar, Hamili Yıldırım und Veysi Aktaş unterliegen, wurde seither auf das Niveau der totalen Incommunicado-Haft getrieben.
Entgegen der europäischen Rechtsprechung, mehrmaligen Aufforderungen des UN-Menschenrechtsausschusses und einer Resolution der Parlamentarischen Versammlung des Europarats ist der türkische Staat nicht bereit, die auf Imrali praktizierte Isolation zu beenden. Die Abschaffung des Imrali-Regimes wäre aber unverzichtbar für eine Lösung der kurdischen Frage.
„Es handelt sich klar um eine völkerrechtswidrige Totalisolation, die seit Jahren von der internationalen Weltgemeinschaft hingenommen wird“, kritisierte die „Freiheit für Öcalan“-Initiative in ihrem Aufruf zu dem Walk. „Trotz jahrelanger rechtlicher, administrativer und demokratischer Bemühungen fehlen uns wahrhafte Entwicklungen, die für einen effektiven Friendens-Dialog unverzichtbar sind. Mit der Totalisolation von Herrn Abdullah Öcalan wird ein allgemeines System aufgebaut, indem sich das ganze kurdische Volk in einem Isolationszustand befindet, aus dem sie nicht ausbrechen kann. Dagegen wollen wir uns in Form eines Laufs auf die Straßen Hamburgs begeben, um unsere Solidarität zu Wort zu bringen und uns gegen jede Form der Repression zu stellen.“
Der Startschuss des Marathons fiel am Nachmittag an der Europa-Passage am Ballindamm. Die Tour führte einmal um die Alster und wurde begleitet von kurdischer Musik und kämpferischen Parolen. Nach etwa sieben Kilometern erreichten die Teilnehmenden wieder ihr Startziel. In einer Abschlussrede wurde dazu aufgerufen, an den am kommenden Dienstag beginnenden Aktionstagen für die Freiheit von Abdullah Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage teilzunehmen. Die „Global Free Öcalan Days“ werden ebenfalls von der „Freiheit für Öcalan“-Initiative organisiert. Für Montag wird die Veröffentlichung einer Übersicht mit allen geplanten Veranstaltungen erwartet.