Erneut Schutzsuchende in Nordkurdistan gestorben

Ein mit Schutzsuchenden völlig überladener Bus geriet auf der Straße zwischen Wan und Erdîş von der Fahrbahn ab und überschlug sich. Dabei wurden zwei Menschen getötet und 31 verletzt.

Auf der Straße zwischen den nordkurdischen Städten Wan (türk. Van) und Erdîş (Erçiş) kam ein Kleinbus mit mehr als 33 Schutzsuchenden an Bord von der Straße ab und überschlug sich. Dabei wurden zwei Menschen getötet und 31 verletzt. Erst vor wenigen Tagen waren acht Schutzsuchende bei einem ähnlichen Unfall gestorben.

Türkei als integraler Bestandteil des EU-Kriegs gegen Schutzsuchende

Die Türkei nimmt einen wichtigen Platz im Krieg der EU gegen Schutzsuchende ein. Neben dem schmutzigen EU-Türkei-Deal, nach dem Menschen in die Türkei zurückgeschoben werden können bzw. dort festgehalten werden, hat die EU die Aufrüstung der Ostgrenzen der Türkei, die mitten durch Kurdistan geht, durch EU-Beitrittshilfen mitfinanziert. Die Menschen kommen zu Fuß über die Berge. Eine unbekannte Zahl von ihnen bleibt im Hochgebirge auf der Strecke. Dann werden sie auf Booten über den Wan-See und in überfüllten Transportern weitergebracht. Mit dabei ist die Angst, von den türkischen Behörden aufgegriffen und zurückgeschoben zu werden. Denn in der Türkei gibt es de facto kein Recht auf Asyl.

Bis zu hundert Tote bei Unglück im Wan-See im Juli

Im Durchschnitt kommen täglich zwischen 1000 und 1500 Menschen aus Afghanistan, Iran, Irak und Mittelasien nach Wan. Nach offiziellen Angaben sind im vergangenen Jahr 40.180 Migrantinnen und Migranten an der Grenze aufgegriffen worden. Eine weit größere Anzahl fällt in die Hände von Schleppern. Am 27. Juni sank ein Boot mit Schutzsuchenden im Wan-See. Dabei kamen bis zu 100 Menschen ums Leben. Bisher konnten 61 Leichen geborgen werden. Regimekreise sind in das schmutzige Geschäft mit den Schutzsuchenden eingebunden. So gehörte das im Wan-See gesunkene Boot dem AKP-Kreisvorsitzenden von Westan (Gevaş), Tahsin Değirmencioğlu, sein Neffe war am Steuer gesessen. Auch ist es kaum vorstellbar, dass mit Schutzsuchenden massiv überladene Fahrzeuge ohne Wissen der Behörden durch Nordkurdistan fahren, wo doch Militärkontrollen ein omnipräsentes Verkehrshindernis darstellen. So drängt sich der Verdacht einer üblen Konstellation, in der auf der einen Seite die Schutzsuchenden auf immer gefährlichere Wege gezwungen werden und auf der anderen Seite Regimekreise daraus Profit schlagen, auf.