Eltern eines Imrali-Gefangenen: Isolation aufheben!

Veysi Aktaş ist einer von vier Gefangenen im Hochsicherheitsgefängnis Imrali. Seine Eltern haben seit vier Jahren keinen Kontakt mehr zu ihm.

Seit seiner Verschleppung in die Türkei vor zwanzig Jahren befindet sich Abdullah Öcalan als Repräsentant der kurdischen Befreiungsbewegung in Isolationshaft. 2009 wurden fünf Gefangene zu ihm auf die Gefängnisinsel Imrali im Marmara-Meer verlegt: Şeyhmuz Poyraz, Bayram Kaymaz, Cumali Karsu, Hasbi Özdemir und Hakkı Alpan. 2015 wurden drei von ihnen ins F-Typ-Gefängnis Tekirdağ, die anderen beiden nach Kocaeli verlegt. An ihre Stelle sollten fünf andere Gefangene nach Imrali kommen. Aus verschiedenen Haftanstalten stellten Gefangene einen entsprechenden Antrag.

Daraufhin wurden neue Namen festgelegt: Mehmet Sait Yıldırım, Ömer Hayri Konar, Çetin Arkaş, Nasrullah Kuran und Veysi Aktaş. Sie sollten als Sekretariat von Öcalan tätig werden und ihn in seiner Arbeit unterstützen. Nach einer Weile wurde Mehmet Sait Yıldırım aus gesundheitlichen Gründen aus Imrali abgezogen und ins D-Typ-Gefängnis Diyarbakir verlegt, weil er unter ständiger ärztlicher Kontrolle stehen musste und die Bedingungen auf der Insel nicht geeignet waren. Nasrullah Kuran und Çetin Arkaş wurden nach Silivri zwangsverlegt, weil sie angeblich Informationen nach draußen weitergegeben haben. Auf Wunsch Öcalans kam stattdessen Hamili Yıldırım nach Imrali.

Momentan befinden sich also außer dem PKK-Gründer Ömer Hayri Konar, Veysi Aktaş und Hamili Yıldırım in Isolationshaft auf Imrali. Seit vier Jahren haben diese Gefangenen keinerlei Kontakt zu ihren Anwälten und Familien.

Veysi Aktaş ist seit 24 Jahren im Gefängnis. Wie sein Vater Abit Aktaş mitteilt, war er vor Imrali in Haftanstalten in Istanbul, Burdur, Adıyaman, Elbistan und Kırıkkale. Zwanzig Jahre lang war die Kommunikation mit ihm problemlos möglich, aber seit vier Jahren gibt es kein Lebenszeichen mehr.

„Diese Isolation ist grausam“, sagt Abit Aktaş. „Ich bin 77 Jahre alt und habe erlebt, wie fünfzigjährige Feindschaften befriedet werden können. Irgendwann muss man sich ja doch zusammen an einen Tisch setzen. Die Regierung der Türkei muss endlich etwas tun, um das Problem zu lösen. Auf der einen Seite bezeichnen die Regierungsvertreter die Kurden als Brüder, auf der anderen Seite werden die Kurden ermordet. Erdoğan sollte heute nicht mit Isolation und Tod vor das Volk treten, sondern mit Friedensvorschlägen. Er sollte an seine Vorgängerregierungen denken. Ihm wird es genauso ergehen. Erdoğans Feindschaft gegenüber den Kurden kommt einem Völkermord gleich. Mit dieser Politik wird er niemals Erfolg haben.“

Früher konnte Vater Aktaş problemlos mit seinem Sohn kommunizieren: „Er rief jede Woche an, das machte uns jedes Mal glücklich. Jetzt wissen wir seit vier Jahren nicht mehr, ob er überhaupt noch lebt. Niemand hat das Recht, uns und unserem Sohn so etwas anzutun. Mein Sohn ist mein Ein und Alles. Wie wäre es wohl für Erdoğan, wenn er seinen Sohn vier Jahre lang nicht sehen dürfte? Die Isolation muss endlich aufgehoben werden. Richtig, unsere Sprache ist Kurdisch, wir sind Kurden. Das werden wir niemals verleugnen, selbst wenn wir dafür geköpft werden. Heute sind es die Hungerstreikenden, die ihr Leben aufs Spiel setzen. Sie opfern sich selbst. Wenn die Isolation Öcalans aufgehoben wird, sind alle Probleme gelöst. Wir wären alle sehr glücklich darüber.“

Seine Frau Faika Aktaş ergänzt: „Ich hoffe sehr, dass die Isolation aufgehoben und endlich etwas für den Frieden getan wird. Nichts ist schöner als Frieden. Die letzten 24 Jahre waren sehr hart für mich. Als Öcalan verschleppt wurde, bin ich festgenommen und beleidigt worden. All die Jahre habe ich mich nach meinem Sohn gesehnt. Und jetzt denke ich Tag und Nacht an Leyla Güven. Ihre Lage macht mich sehr traurig. Ich habe sie besucht und bin Augenzeugin ihres Kampfes geworden.“