Drogenkriminalität wird in kurdische Stadtteile getragen

In Adana sind die kurdische Stadtteile im Fokus von Drogenbanden. Die gegen die Drogenkriminalität kämpfenden Bevölkerungsteile wurden vom türkischen Staat weggesperrt. Nun gewinnen Drogenbanden mit Hilfe der Polizei Einfluss in den Vierteln.

Die kurdischen Viertel in der südtürkischen Stadt Adana haben ein Drogenproblem. So berichten Bewohner im Dağlıoğlu-Viertel, das zum mehrheitlich von Kurd*innen bewohnten Bezirk Seyhan gehört, dass die Drogenkriminalität in ihrer Nachbarschaft in letzter Zeit deutlich zugenommen hat. Diese Entwicklung geht einher mit den steigenden Festnahmen von Mitgliedern der Demokratischen Partei der Völker (HDP) in dem Bezirk. Die Bewohner*innen machen darauf aufmerksam, dass die Polizei nicht nur beide Augen vor dem wachsenden Einfluss der Drogenbanden im Viertel verschließt, sondern diese im Geheimen unterstützt. Das Alter unter den Drogenabhängigen sei im Viertel teilweise auf 13 Jahre heruntergegangen. Die Dealer bewegen sich auch am helllichten Tag frei und verkaufen ihre Drogen.

Viertel unter Dealern aufgeteilt

Der seit 18 Jahren im Dağlıoğlu-Viertel lebende Salih Demir berichtet, dass bereits viele Menschen aufgrund der Drogenkriminalität weggezogen seien. „Für unsere Jugendlichen ist das kein guter Ort mehr. Das Viertel ist unter den Dealern praktisch aufgeteilt. Die Drogen haben vor einigen Jahren Eingang in unser Viertel gefunden und jeden Tag nehmen sie zu. Hier hatte die HDP aktiv gegen den Drogenmissbrauch gearbeitet. Aber mit den letzten Festnahmewellen ist hier kaum jemand übrig geblieben, der diesen Kampf führen kann. Das wissen auch die Dealer und entsprechend handeln sie", berichtet Demir.

Ali Duran, ein weiterer Einwohner des Viertels, hofft darauf, dass die HDP in Dağlıoğlu wieder aktiver wird, um auch gegen den Drogenmissbrauch vorgehen zu können. „Ansonsten müssen wir hier so langsam um unser Leben fürchten. Ich selbst habe drei Kinder. Bis wohin soll das noch gut gehen? Es ist kein Zufall, dass die Drogen in den kurdischen Vierteln Eingang finden", so Duran.

Seher Sapan hat ebenfalls drei Kinder und lebt in Dağlıoğlu. Sie überlegt nun auch wegzuziehen, weil das Drogenproblem im Viertel immer größer wird. „Für die Zukunft meiner Kinder muss ich es tun, wenn es hier so weitergeht", sagt sie.

Burak Çelen weist daraufhin, dass die Polizei vor Ort kaum etwas gegen die Dealer unternimmt: „Sie sagen, Dealer würden festgenommen. Aber drei Tage später laufen dieselben Leute wieder frei herum. Und weil die Banden wissen, dass sie kaum etwas von der Polizei zu befürchten haben, bewegen sie sich frei."

Dem pflichtet auch der 15-jährige Cihan Orhan bei. Er erklärt, dass in der näheren Umgebung der Schulen im Viertel Drogen verkauft werden. Auch in der Schule werde dann konsumiert. Daran ändere sich auch nichts, wenn die Polizei vor den Schulen stehe. „Die Abhängigen gehen dann sehr früh von der Schule ab", so Orhan.