Dritter Hungerstreikmonat: Ein Kampf um Willen und Würde

Der dritte Monat des Hungerstreiks der Gefangenen aus der PKK und PAJK beginnt. Während die Forderungen der Gefangenen ignoriert werden, steigt das Niveau der Repression.

Am 27. November begann im Rahmen der Kampagne „Freiheit für Abdullah Öcalan und eine Lösung der kurdischen Frage“ ein Hungerstreik der politischen Gefangenen aus der PKK und PAJK. Gefangene in über 100 Gefängnissen beteiligen sich im gruppenweisen Wechsel an der Aktion. Bisher gibt es keine Reaktionen von Seiten der Regierung, die Forderungen der Gefangenen nach Aufhebung der Isolation Öcalans auch nur zu diskutieren. Die Gefangenen warnen, dass wenn bis zum 15. Februar nichts unternommen wurde, eine neue Phase des Kampfes beginnen werde. Dies könnte eine Entfristung des Hungerstreiks bedeuten. 2018/2019 war nach einem 200-tägigen unbefristeten Massenhungerstreik, an dem sich Tausende Gefangene beteiligten, die Isolation Öcalans kurzfristig durchbrochen worden.

Die in Sincan inhaftierte politische Gefangene Saadet Akın beschreibt den aktuellen Hungerstreik als „einen Kampf des Willens und der Würde“. Gleichzeitig zu den Hungerstreiks finden in Amed, Wan, Adana, Mersin, Istanbul, Izmir und Mêrdîn Mahnwachen der Angehörigen von Gefangenen statt.

Tausende Gefangene beantragen Verlegung nach Imrali

Kranke und alte Gefangene sowie Gefangene, deren Entlassung in weniger als zwei Jahren bevorsteht, sollen sich nicht am Hungerstreik beteiligen. Einige dieser Gefangenen bestanden jedoch darauf und befinden sich dennoch im Hungerstreik. Seit Beginn der Aktion richteten die Gefangenen Appelle an Vertretungen, Menschenrechtsorganisationen, Medien, politische Parteien und zivilgesellschaftliche Organisationen. Auch an das Justizministerium haben die Gefangenen ihren Protest gerichtet. Massenhaft beantragten die Gefangenen ihre Verlegung auf die Gefängnisinsel Imrali, wo der kurdische Repräsentant Abdullah Öcalan inhaftiert ist und von wo seit drei Jahren kein Lebenszeichen von ihm mehr nach außen dringt. Gleichzeitig richteten die Gefangenen ihre Briefe auch an das Europäische Komitee zur Verhinderung von Folter und erinnerten es an seine Aufgabe und Verantwortung in Bezug auf die Haftbedingungen auf Imrali.

Draußen Schweigen, drinnen Repression

Die türkische Regierung ignoriert die Forderungen der Gefangenen und gibt keine Erklärung ab. Stattdessen erhöht sie die Repression. Die Vollzugsverwaltungen missbrauchen die Justiz als Waffe, um die Gefangenen zu brechen und psychologischen Druck auszuüben. Es erfolgen Disziplinarverfahren, Isolationshaft, Razzien, Verlegungen in weit entfernte Gefängnisse und Entzug von Rechten. Trotzdem sind die Gefangenen entschlossen in ihrem Protest und bereit, ihn am 15. Februar, falls keine Maßnahmen ergriffen werden, in eine neue Phase zu überführen.

Die an der Aktion beteiligte politische Gefangene Saadet Akın erklärte: „Heute führen die Wahrheitssuchenden, diejenigen, die nach Rechten suchen, insbesondere Herr Abdullah Öcalan, in den Gefängnissen einen Kampf des Willens und der Würde. Das grundlegendste Recht, das ‚Recht auf Leben‘, das ‚Recht auf Hoffnung‘ wird durch Willkür und Feindrecht mit Füßen getreten.“ Akın fügte an, dass die Freiheit von Abdullah Öcalan der direkte Weg zur Lösung der kurdischen Frage sei, und fuhr wie folgt fort: „So wie Finger und Nagel untrennbar sind, ist die Befreiung des kurdischen Volkes und die Freiheit von Herrn Öcalan untrennbar miteinander verbunden. Die Freiheit von Herrn Öcalan bedeutet die Freiheit der kurdischen Identität, die Schaffung einer freien Gesellschaft. Wir appellieren an die Völker, die für Demokratie, Freiheit und Menschlichkeit kämpfen: Schließen wir uns gemeinsam um Abdullah Öcalan zusammen. Lasst uns die Zerschlagung der Isolation und die physische Freiheit von Abdullah Öcalan zum Zentrum unseres Lebens machen.“

Der Artikel erschien zuerst auf Türkisch in Yeni Özgür Politika