„Die Zerstörung von Gräbern entspringt der IS-Mentalität“

In Licê sind Gräber von Gefallenen verwüstet worden, in Istanbul wurde der Grabstein des vom JITEM ermordeten kurdischen Rechtsanwalts Medet Serhat zerstört. „Hinter solchen Taten steht die Mentalität des IS“, sagt Serhats Sohn Rumet Serhat.

Vorsätzliche Grausamkeit

Im Landkreis Licê in der Provinz Amed (tr. Diyarbakir) sind erneut Gräber von Gefallenen des kurdischen Befreiungskampfes zerstört worden. Die Zerstörung wurde Anfang der Woche entdeckt, als Aktivist:innen und Politiker:innen der DEM und DBP anlässlich der Feiertage zum Abschluss des Fastenmonats Ramadan die Friedhöfe Sisê und Çemê Elika besuchten. Zeitgleich wurde auch der Grabstein von Medet Serhat in Istanbul zerstört.

Zerstörte Gräber in Licê

Medet Serhat war ein kurdischer Rechtsanwalt, der 1994 vom JITEM ermordet wurde. An seinem Grab auf dem Zincirlikuyu-Friedhof wurde heute eine Erklärung im Namen des Istanbuler DEM-Verbands und des Vereins ANYAKAY-DER abgegeben. ANYAKAY-DER ist eine Hilfsvereinigung für Familien, die Angehörige in Anatolien verloren haben. An dem Protest nahmen auch Vertreter:innen weiterer politischer Parteien und zivilgesellschaftlicher Organisationen sowie Angehörige von Medet Serhat teil.

Ayhan Yıldız, Ko-Vorsitzender von ANYAKAY-DER, bezeichnete die Zerstörung von Grabstätten als vorsätzliche Grausamkeit und sagte: „Dieses Thema ist uns nicht fremd, es werden nicht das erste Mal Gräber verwüstet. In Kurdistan sind viele Friedhöfe zerstört worden. Wer auch immer diese grausamen Taten begangen hat, hat es vorsätzlich und bewusst getan. Wir werden es nicht hinnehmen und uns niemals daran gewöhnen. Die Täter müssen gefunden und vor Gericht gestellt werden.“

Die Istanbuler DEM-Abgeordnete Çiçek Otlu sagte, dass Medet Serhat ermordet wurde, weil er in einer Zeit, als die kurdische Existenz verleugnet wurde, als Anwalt gegen extralegale Hinrichtungen und das Niederbrennen von Dörfern in Kurdistan gekämpft habe. „Sein Kampf für Gerechtigkeit sollte eliminiert werden, aber wir führen diesen Kampf weiter. Das Regime verleugnet uns, unsere Leichen werden unter Gehwegsteinen verscharrt oder ihren Angehörigen als Paketsendung übergeben. Die Täter politischer Morde werden nicht ermittelt und die Verfahren werden verschleppt, bis sie schließlich verjähren. Dagegen werden wir weiter ankämpfen. Wir kämpfen seit vierzig Jahren in diesem Land und die Unterdrückung, die Verhaftungen und die extralegalen Hinrichtungen haben uns nicht stoppen können. Die Gefallenen und die Gefangenen sind für uns ideelle Werte und wir versprechen ihnen, ihren Kampf für Freiheit fortzusetzen.“

Rumet Serhat sagte an der zerstörten Grabstätte seines Vaters: „Der Grabstein meines Vaters wurde zerschlagen. Das ist alles, was sie können, und dahinter steht die IS-Mentalität. Viele Menschen sind jedoch am Feiertag hierher gekommen und wir sehen, dass Medet Serhat und der kurdischen Bewegung kein Schaden zugefügt werden konnte. Türkische und kurdische Menschen sind hier, weil sie ein Gewissen haben und etwas tun wollen.“ An die unbekannten Täter gerichtet erklärte Rumet Serhat: „Ihr seid nur dazu in der Lage, einen Grabstein anzugreifen, etwas anderes wird euch nicht gelingen.“

Foto: MA