Die-in in Genf: „UN müssen gegen Chemiewaffen vorgehen“

Mit einem Die-in vor dem UN-Sitz in Genf hat die kurdische Gemeinde in der Schweiz die türkischen Chemiewaffeneinsätze in Kurdistan angeprangert und die Vereinten Nationen aufgefordert, sich an die eigenen Bestimmungen zu halten.

Die Demokratische Kurdische Gemeinde in der Schweiz (CDK-S) und der kurdische Frauenverband YJK-S haben eine mehrtägige Protestaktion vor dem Sitz der Vereinten Nationen (UN) in Genf gegen den Einsatz von Chemiewaffen durch die türkische Armee in Kurdistan gestartet. Die Aktion begann mit einer Schweigeminute im Gedenken an die durch Giftgas getöteten Guerillakämpfer:innen. Um die C-Waffen anzuprangern, trugen viele der Teilnehmenden weiße Schutzanzüge und Gasmasken. Auf einem Transparent waren die Fotos der in den letzten Wochen in bei Chemiewaffenangriffen in Südkurdistan gefallenen Kämpfer:innen abgebildet.

Wer die Augen verschließt, macht sich mitschuldig“

Nach einem symbolischen Die-in als Protestform des gewaltlosen Widerstands hielt Mülkiye Aşırbaev, Ko-Vorsitzende der CDK Genf, eine Ansprache und sagte: „Wir stehen heute vor den UN, um diejenigen zu warnen, die nichts zu den Giftgasangriffen sagen und die Augen vor den Kriegsverbrechen des türkischen Staates verschließen. Der Einsatz von Chemiewaffen ist verboten und der türkische Staat begeht ein Menschheitsverbrechen. Wir fordern, dass die OPCW [Organisation für das Verbot chemischer Waffen] unverzüglich vor Ort die notwendigen Untersuchungen vornimmt und alles Notwendige veranlasst, damit diese Angriffe aufhören. Wer die Augen vor diesem Verbrechen verschließt, macht sich mitschuldig. Wir werden unseren Widerstand fortsetzen, bis unsere Forderungen erfüllt sind.“

Zu den Forderungen gehöre auch die Freilassung von Abdullah Öcalan, erklärte die Sprecherin weiter. An den mit dem türkischen Staat in der Kurdistan-Region Irak (KRI) kollaborierenden Barzanî-Clan und die PDK appellierte Aşırbaev, das kurdische Volk nicht zu verraten und die Zusammenarbeit mit dem Erdogan-Regime einzustellen.

Als in Dersim Giftgas eingesetzt wurde, gab es die PKK noch nicht“

Erdal Atasoy, der weitere Ko-Vorsitzende der Genfer CDK, erklärte in einer Rede: „Es wird behauptet, dass die PKK das Problem ist, aber bei den Massakern von Dersim und Zîlan gab es die PKK noch gar nicht. Es gab nur Kurdinnen und Kurden. Als Menschen aus Kurdistan werden wir uns niemals beugen und niemals auf unsere Freiheit verzichten. Von den UN wollen wir nur, dass sie sich an ihre eigenen Bestimmungen halten und den Einsatz von Chemiewaffen sanktionieren.“

Ramazan Baytar von der Genfer CDK-Kommission für Außenkontakte verlas eine Erklärung auf Französisch, zwischen den Reden riefen die Aktivist:innen „Jin Jiyan Azadî“ (Frau Leben Freiheit) und solidarisierten sich mit dem Widerstand der Guerilla.

Die Protestaktion vor dem UN-Gebäude wird bis Freitag fortgesetzt, am Samstag findet eine Demonstration statt.

Gespräche mit Parteien und Organisationen in der Schweiz

Wie die Aktivistin Asmin Engin gegenüber ANF erklärte, führt die CDK-S Gespräche über die türkischen Chemiewaffeneinsätze mit Parteien, NGOs und Medien in der gesamten Schweiz. „Als vergangene Woche die Berichte über sterbende Kämpferinnen und Kämpfer der YJA Star und HPG in den Medya-Verteidigungsgebieten erschienen, sind wir als erste Reaktion sofort auf die Straße gegangen. Angesichts der eindeutigen Aufnahmen und auch des Berichts der IPPNW-Delegation sind wir weiterhin aktiv, um die OPCW und alle zuständigen Institutionen zur Verantwortung zu rufen. Wir fordern ein sofortiges Handeln. Darüber sprechen wir auch mit Abgeordneten des Schweizer Parlaments, mit den Medien und zivilgesellschaftlichen Organisationen“, so Asmin Engin.