Den Haag: „Die Welt soll die Stimme des kurdischen Volkes hören“

Kurdische Aktivist:innen haben die Straße vor der Organisation für das Verbot chemischer Waffen in Den Haag blockiert und eine Untersuchung der verbotenen Kampfmitteleinsätze der Türkei in Kurdistan gefordert.

Kurdische Aktivist:innen und Unterstützer:innen aus mehreren europäischen Ländern haben in Den Haag gegen den Einsatz chemischer Waffen durch die türkische Armee in Kurdistan protestiert. Bei der Auftaktkundgebung vor dem Internationalen Gerichtshof erklärte Fatoş Göksungur als Ko-Vorsitzende des kurdischen Europadachverbands KCDK-E: „Der Grund, warum wir heute hier sind, ist das Schweigen der europäischen Institutionen.“ Dieses Schweigen ermutige den türkischen Staat, Kurd:innen mit verbotenen chemischen Kampfmitteln zu töten.

Der KNK-Vorsitzende Ahmet Karamus appellierte an den Gerichtshof und sagte: „Auch das kurdische Volk hat einen Anspruch auf Gerechtigkeit.“ Der Krieg in Kurdistan werde mit Waffen aus europäischer Produktion geführt.

Bei der anschließenden Demonstration trugen einige der Aktivist:innen weiße Schutzanzüge und Masken. Vor dem Sitz der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) blockierten die Demonstrant:innen den Verkehr und veranschaulichten die Chemiewaffenangriffe in Kurdistan.

 

Während die Polizei die Aktivist:innen umstellte, hielt Remzi Kartal, Ko-Vorsitzender von Kongra Gel, eine Ansprache an die Anwesenden und erklärte:

„Der türkische Staat setzt in Kurdistan, in Zap, Metîna, Avaşîn, chemisches Gas, verbotene Waffen ein. Seit Beginn der Invasion ist die Guerilla innerhalb von sechs Monaten und elf Tagen 325 Mal mit Chemiewaffen angegriffen worden. In diesem Zeitraum sind 33 Angehörige der Guerilla gefallen, viele davon Frauen.

Die Kommandantur der HPG und die KCK haben einen Appell an die ganze Welt gerichtet. Sie sagen: Der türkische Staat begeht Verbrechen an der Menschlichkeit, schweigt nicht dazu. Das ist im Europaparlament, im Europarat und in den Parlamenten verschiedener Staaten zur Sprache gebracht worden.

Die Verantwortlichen der EU sind gefragt worden: Was tut ihr dagegen, dass Chemiewaffen gegen das kurdische Volk benutzt werden, warum schweigt ihr? Die Realität sieht jedoch so aus, dass die Welt blind, taub und stumm ist. Wer ist diese Welt? Es ist der Europarat, die EU, die NATO, die USA. Was ist die Wahrheit? Die seit hundert Jahren andauernde Ungerechtigkeit dem kurdischen Volk gegenüber und die Fortsetzung des internationalen Komplotts.

Die Staaten Europas haben die Völker des Mittleren Ostens mit dem ersten Weltkrieg der Rechtlosigkeit ausgesetzt. Der türkische Staat führt eine Politik der Verleugnung und Vernichtung gegen das kurdische Volk. Diese Politik dauert seit hundert Jahren an. Aus diesem Grund wird zu den Massakern am kurdischen Volk geschwiegen. Das internationale Komplott wird von diesen Staaten fortgesetzt. Seit Halabdscha bis heute werden Chemiewaffen eingesetzt. Getötet werden Kurden, getötet werden Türken, aus diesem Grund wird geschwiegen.

Deshalb sind wir als Organisationen der kurdischen Bevölkerung in Europa heute vor den Internationalen Gerichtshof gezogen und haben gesagt: Das Unrecht an den Kurden soll beendet werden. Wir sind vor die OPCW gekommen, weil wir uns Gehör schaffen wollen. Es ist genug damit, dass den Massakern am kurdischen Volk schweigend zugesehen wird. Wir wollen, dass die OPCW die Stimme unseres Volkes hört. Gegen das kurdische Volk werden chemisches Kampfmittel eingesetzt, fahrt endlich hin, stellt Untersuchungen an. Bringt die Wahrheit ans Licht und macht sie öffentlich.

Ich danke allen, die heute gekommen sind. Wir hoffen, dass die Stimme des kurdischen Volkes gehört wird. Bis das Schweigen zu den Chemiewaffenangriffen gebrochen ist, werden wir unsere Aktionen als in Europa lebende Kurdinnen und Kurden gemeinsam mit solidarischen Menschen fortsetzen. Widerstand heißt Leben.“

Die Demonstration wurde mit Parolenrufen beendet.