Celle: Kundgebung für Şengal und gegen türkische Invasion

In Celle haben ezidische Verbände und „Rheinmetall Entwaffnen“ auf die gefährliche Situation in Şengal aufmerksam gemacht. Die ezidische Region wird nach dem IS-Genozid von 2014 in türkisch-irakischer Kooperation zunehmend isoliert und militarisiert.

Ezidische Verbände und Aktivist:innen der Kampagne Rheinmetall Entwaffnen haben am Freitag in Celle auf die Situation in der Region Şengal im Nordirak aufmerksam gemacht. Das ezidische Hauptsiedlungsgebiet wird seit geraumer Zeit vom irakischen Militär belagert. Die erhöhte Präsenz der irakischen Armee in Şengal findet parallel zu der türkischen Invasion in den Guerillagebieten in Südkurdistan und den permanenten Angriffen auf Rojava statt. Die Verbindung zwischen Şengal, Rojava und den Medya-Verteidigungsgebieten soll abgeschnitten werden, alle drei Gebiete sollen isoliert und zermürbt werden. Dafür hat die Erdogan-Regierung die Barzanî-Partei PDK und die irakische Kadhimi-Regierung eingespannt.

Auf der Kundgebung hieß es in einem gemeinsamen Redebeitrag ezidischer Organisationen: „Während die Angriffe der Türkei im Geiste ihrer imperialistisch-faschistischen Invasionspolitik fortlaufen, setzt die irakische Armee im gleichen Atemzug ihre Provokationen im ezidischen Siedlungsgebiet fort. Das Vorgehen deutet auf eine koordinierte Operation hin und zielt darauf ab, das kurdische Volk im Allgemeinen und die ezidische Bevölkerung im Besonderen zu entrechten und schließlich zu vernichten.“

Bemerkenswert sei, dass die Angriffe des Iraks auf Şengal immer unmittelbar kurz nach öffentlichen Drohungen Erdogans gestartet werden: „Der Diktator vom Bosporus führt Krieg gegen alle demokratischen Kräfte. Er bedroht und erpresst die Völkergemeinschaft oft und bei jeder Gelegenheit. Dies passiert vor aller Augen. Während die gesamte Menschheit zu Recht gegen den Okkupationskrieg Putins in der Ukraine aufsteht, sagt leider niemand etwas gegen Erdogan. Diese Doppelmoral muss ein Ende haben. Es ist nicht nachvollziehbar und hinnehmbar, dass solch ein despotischer Machthaber weiterhin die Unterstützung im vollen Umfang vom Westen erfährt.“

Die ezidischen Verbände appellierten eindringlich „an die Völkergemeinschaft und die internationalen Institutionen wie UNO, Europarat und Europaparlament und Europäische Kommission, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und konkrete Schritte einzuleiten. Wir rufen ferner alle demokratischen Kräfte auf, gegen diese fundamentalistisch-faschistische Barbarei der Türkei und ebenso gegen die Unterdrückungspolitik der irakischen Regierung im ezidischen Hauptsiedlungsgebiet Şengal ihre Stimme zu erheben.“

Bei dem Redebeitrag auf der Kundgebung handelte es sich um eine gemeinsame Erklärung von Zentralverband der êzîdischen Vereine in Deutschland (NAV-YÊK e.V.), Dachverband des êzîdischen Frauenrat (SMJÊ e.V.), Exilrat der Eziden aus Sinjar (MŞD e.V.), Bündnis der Êzidischen Jugend (HCÊ e.V.), Êzîdisches Zentrum für Kunst und Kultur (NÇÊ e.V.), Bündnis der Êzîden Syriens (HÊS e.V.) und Dachverband der êzîdischen Dorfräte (SMGÊ).