In den letzten Wochen eskalierte die Politik der irakischen Regierung und der südkurdischen PDK gegen die ezidische Şengal-Region immer weiter. Angesichts der kriegerischen Handlungen und der Repression gegen die Selbstverwaltungsstrukturen riefen am Dienstag ezidische Verbände in Bremen, Hannover und Wesel zum Protest auf.
Hannover: „Keine Alternative zum Widerstand“
In Hannover hatten das Demokratische Kurdische Gesellschaftszentrum, das Mala Êzidî in Hannover, die Frauenbewegung TAJÊ, die linke Bewegung ATIK und der Dachverbands NAV-YEK zum Protest mobilisiert. In Redebeiträgen wurde der „Verrat der PDK“ thematisiert. Die südkurdische PDK hatte 2014 die ezidische Bevölkerung der Şengal-Region entwaffnet, ihre Truppen beim Vormarsch des IS über Nacht aus der Region zurückgezogen und damit die Menschen dem Genozid überlassen. Xoşnav Ata, Ko-Vorsitzender des Demokratischen Kurdischen Gesellschaftszentrums in Hannover erklärte: „Wir werden Widerstand leisten, denn uns bleibt keine Alternative.“ Die Teilnehmer:innen solidarisierten sich mit dem Guerillawiderstand gegen die türkische Invasion in den südkurdischen Medya-Verteidigungsgebieten und forderten die Freiheit für den kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan.
Wesel: „Hinter den Angriffen stecken PDK und Türkei“
In Wesel in Nordrhein-Westfalen hatte der Ezidische Frauenrat Sîwana (SMJÊ) zu einer Kundgebung gegen die irakischen Angriffe auf Şengal und die Drohungen gegen die Region aufgerufen. Die irakischen Angriffe seien nicht unabhängig von dem Konzept, das der türkische Staat und die ihn unterstützende Barzanî-Partei PDK verfolge, hieß es in einem Redebeitrag. Dieses Vernichtungskonzept dürfe nicht zugelassen werden. Die Aktivist:innen riefen zu einer zentralen Aktion am 30. April in Düsseldorf auf.
Bremen: „Überall ist Widerstand“
In Bremen standen die türkischen Angriffe auf die Medya-Verteidigungsgebiete und die irakischen Angriffe auf die Şengal-Region im Mittelpunkt des Protests. Die Aktivist:innen versammelten sich vor dem Landesparlament der Hansestadt und brachten ihren Protest mit Parolen und Redebeiträgen zum Ausdruck.
Die Politikerin Emine Demir erklärte, die türkischen Angriffe auf die Medya-Verteidigungsgebiete und die irakischen Angriffe auf Şengal hätten gezeigt, dass eine „Allianz gegen die kurdischen Errungenschaften“ geschaffen worden sei und man die Kurd:innen erneut ins Chaos stürzen wolle. Man wolle den unter der Kontrolle der Türkei stehenden Barzanî-Clan an Stelle der kurdischen Freiheitsbewegung installieren. Demir fuhr fort: „Aber das wird nicht geschehen. Die Guerilla leistet in Südkurdistan Widerstand. Es gibt Ezidinnen und Eziden, die bereit sind, Şengal zu verteidigen. Die Kurdinnen und Kurden haben diese Errungenschaften unter Einsatz ihres Lebens erkämpft, sie werden sie nicht einfach so wieder hergeben. Wir werden Tag und Nacht auf den Straßen sein, wo immer wir sind, werden wir unsere Proteste ausweiten. Wir wollen, dass unser Volk diese Aktionen unterstützt und Widerstand gegen die Angriffe leistet.“