Türkei: Bunkerhaft für Proteste gegen Nacktdurchsuchungen

Wegen Protesten gegen Nacktdurchsuchungen wurden 13 Frauen im Gefängnis von Tarsus in Bunkerhaft genommen.

Cansu Esenli und Gamze Taşçı, zwei seit dem 5. Januar in der Türkei inhaftierte Mitglieder der Revolutionären Partei, berichten von Folter, Nacktdurchsuchungen und militärischen Zählappellen.

Cansu Esenli erklärte gegenüber der Zeitung Cumhuriyet: „Ich war vier Monate im Gefängnis von Tarsus. Ab dem ersten Moment im Gefängnis waren wir psychischer und physischer Folter ausgesetzt. Sie hielten uns in Durchgangszellen fest. Drei Tage lang gab es kein Wasser. Trotz Menstruation erhielten wir keine Binden.“

Bunker, Exil, Strafen

Nachdem sie gegen Nacktdurchsuchung auf die Art von FEMEN protestiert hatten, wurden sie in Bunkerhaft gesteckt. Esenli erzählt: „Ohne eine Strafe bekommen zu haben, verbrachte ich drei Tage im Bunker. Von den 13 Frauen wurden zwei verlegt, die anderen haben Kommunikations- und Besuchsstrafen erhalten.“

Gamze Taşçı berichtet: „Als ich dort war, haben sie vier Freundinnen an den Haaren in die Zelle geschleift. Wir haben auch dagegen protestiert. Gegen uns wurde eine Ermittlung aufgenommen und ein Besuchs- und Kommunikationsverbot verhängt. Vier Freundinnen haben außerdem eine Bunkerstrafe erhalten.“

Die Bedingungen im Gefängnis

Esenli und Taşçı zählen folgende Rechtsverletzungen und Einschränkungen auf:

- Aufgrund des Ausnahmezustands wurde der offene Besuch von einmal im Monat auf zweimonatlich reduziert.

- Aufgrund des Ausnahmezustands wurde das Recht zu telefonieren von einmal die Woche auf alle zwei Wochen einmal reduziert.

- Alle im Gefängnis werden nackt durchsucht, auch Alte und Kinder. Diejenigen, die Widerstand leisten, werden geschlagen.

- Bei den militärischen Zählappellen werden alle im Obergeschoss gesammelt und müssen in einer Reihe stehen.

- An den immer wieder stattfindenden Zellendurchsuchungen nehmen auch männliche Wächter teil.

- Die Gefangenen werden immer wieder körperlich misshandelt.

- Es werden willkürliche und unrechtmäßige Bunkerstrafen verteilt, da nach drei Strafen die vorzeitige Entlassung unmöglich wird.

- Die Bücher in den Zellen haben keinen Einband. Sie werden aber auch beschlagnahmt, weil es sich um Fotokopien handele. Weiterhin muss man sich auf sieben Bücher beschränken.

- Zeitungen werden zensiert. Wenn es Nachrichten zu Gefängnissen gibt, dann wird die ganze Seite herausgerissen.

- Radiogeräte werden verweigert oder es werden kaputte Geräte ausgegeben.

- Materialien, die in der Kantine verkauft werden, wie Schnüre, Wäscheleine oder Perlen, dürfen nicht in die Zellen der politischen Gefangenen mitgenommen werden.

- Hygiene- und Reinigungsmittel werden nur sehr begrenzt ausgegeben.

- Obwohl die Zellen nur für neun Personen ausgelegt sind, sind sie mit 18 Personen belegt. Bei den Zählappellen kommen nochmal 20 Wächter dazu.

- Die Behandlung in den Krankenhäusern erfolgt gefesselt. Um ins Krankenrevier zu kommen, muss man einen Monat warten, von dort ins Krankenhaus, dauert einen weiteren Monat.

- In den Zellen gibt es ein Problem mit der Wasserversorgung. Das Wasser ist entweder zu kalt oder unbenutzbar heiß. Oft wird das Wasser abgestellt.

- Es finden sich immer wieder verschiedene Fremdkörper im Essen. Das Essen ist nicht nahrhaft und zwei Personen müssen von einem Teller essen.

- Es heißt, es sollen 50 Personen nach Kayseri verlegt werden. Die Frauen haben große Sorge bezüglich der Folter bei der Verlegung.