Herausgeber von Öcalan-Buch protestieren gegen Beschlagnahme

Thomas Jeffrey Miley und Federico Venturini sind empört über die Beschlagnahme der arabischen Auflage eines wissenschaftlichen Buches über Abdullah Öcalan und die kurdische Frage durch den Düsseldorfer Zoll. Die Akademiker fordern die sofortige Freigabe.

Die Herausgeber der arabischsprachigen Auflage des vom Düsseldorfer Zoll eingezogenen Buches über Abdullah Öcalan und die kurdische Frage sind empört über die Beschlagnahme und fordern die sofortige Freigabe. Von Verständnis für die Zensur à la Türkei mitten in Deutschland keine Spur – das liest sich aus der Reaktion von dem Soziologiedozenten Thomas Jeffrey Miley an der Universität Cambridge sowie dem an der Universität Udine in Italien lehrenden Geographen Federico Venturini. Seit dem 13. Oktober werden 500 Exemplare der in Ägypten gedruckten arabischen Fassung von „Your Freedom and Mine: Abdullah Öcalan and the Kurdish Question in Erdogan's Turkey” von der Zollbehörde Düsseldorf festgehalten. Der Grund: Auf dem Cover ist das Gesicht von Abdullah Öcalan abgebildet. Gegen den Empfänger der Auflage wurde zudem ein Strafverfahren eingeleitet.

„Abdullah Öcalan, der Führer der kurdischen Freiheitsbewegung, der seit 1999 auf der Insel Imrali inhaftiert ist, hat eine politische Lösung für den nicht enden wollenden türkisch-kurdischen Konflikt vorgeschlagen, was viele dazu veranlasst hat, ihn als den ‚kurdischen Mandela’ zu bezeichnen. Eine internationale Friedensdelegation europäischer Koryphäen, angeführt von Mandelas Rechtsanwalt, versuchte zweimal, Öcalan in seinem Gefängnis zu treffen. Dieses Buch ist die Frucht dieser bedeutsamen Delegationen”, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme von Miley und Venturini.

Bemerkenswertes Werk vieler Mitwirkender

 „Your Freedom and Mine” biete einen entscheidenden Einblick in die dramatische Geschichte, die Realität und die Aussichten für eine Lösung der kurdischen Frage in der Türkei, indem es einen historischen Überblick, Menschenrechtsberichte, Interviews, persönliche Berichte, geopolitische Analysen und politische Philosophie kombiniert. „Der Band ist das bemerkenswerte Werk vieler Mitwirkender, darunter Politiker, Akademiker, Journalisten und führender Köpfe innerhalb der Friedensbewegung. Zu den Autoren des Buches gehören Ögmundur Jónasson (ehemaliger isländischer Justizminister), Miren Gorrotxategi (Senatorin des spanischen Parlaments), Andrej Hunko (Mitglied des deutschen Bundestages), Ulla Sandbæk (dänisches Mitglied des Europäischen Parlaments), Julie Ward (englisches Mitglied des Europäischen Parlaments) und Francis Wurtz (französisches Mitglied des Europäischen Parlaments).”

Verbot erinnert an dunkle Vergangenheit in Europa

Das Verbot eines Buches ist eine Erinnerung an eine längst überwunden geglaubte dunkle Vergangenheit in Europa, kritisieren die Akademiker. „Mehrere unabhängige Nichtregierungsorganisationen wie Freedom House, Reporter ohne Grenzen und Amnesty International haben vor der Zensur und Defiziten bei der Meinungsfreiheit in der Türkei gewarnt, verbunden mit den ständigen Verhaftungen von Journalisten und Politikern. Wir können die gleiche Behandlung in Deutschland, das als ein Standartmodell der Demokratie gilt, nicht akzeptieren. Das Buch wurde bereits in mehreren Sprachen veröffentlicht (Englisch, Italienisch, Portugiesisch und Arabisch), und es wurde auch an offiziellen Orten wie dem Europäischen Parlament in Brüssel vorgestellt. Nie hat es eine ähnlich empörende Behandlung erfahren”, so Miley und Venturini: „Wir fordern die Einstellung jeglicher Strafverfahren bezüglich des Buches, die sofortige Freigabe aller Exemplare, die Streichung der PKK von der EU-Terroristenliste und ein Ende der Rüstungsexporte an die Türkei."