Brutaler rassistischer Angriff auf kurdischen Jugendlichen

Ein 17-jähriger Kurde ist in Ankara Opfer eines rassistischen Angriffs geworden. Die Täter griffen mit Metzgerbeil, Messer und Knüppel an.

Ein siebzehnjähriger Kurde ist in Ankara Opfer eines brutalen rassistischen Angriffs geworden. Am Samstagabend wurde er im Stadtbezirk Mamak von drei Männern beleidigt, zu Boden geworfen und mit Metzgerbeil, Messer und Knüppel malträtiert. „Wir wollen euch Dreckskurden nicht. Türközü wird euer Grab werden“, hätten die Angreifer, von denen zwei namentlich bekannt sind, gedroht. Doch trotz ärztlich attestierten Verletzungen und einer Anzeige hat die Polizei keine Maßnahmen gegen die Täter ergriffen. Stattdessen sei dem Jugendlichen und seiner Familie nahegelegt worden, umzuziehen.

Bei dem Opfer des rassistischen Übergriffs handelt es sich um Volkan Temel. Die Familie stammt ursprünglich aus Şirnex und lebt schon länger im Viertel Türközü, dessen wortwörtliche Bedeutung „von türkischer Herkunft“ lautet. Nach Angaben von Mizgin Temel hätte mutmaßlich dieselbe Gruppe vor einiger Zeit schon einmal versucht, den Bruder anzugreifen. Die kurdenfeindliche Aggression der Faschisten aus Türközü dauere aber schon länger an. „Seit etwa einem Jahr werden wir laufend beleidigt und diskriminiert. Sie wollen nicht, dass Kurden in dem Viertel leben“, so Temel.

Dem Jugendlichen wurde unter anderem beinahe das Gesicht zertrümmert. Die Nase ist gebrochen, er hat eine Fraktur am rechten Jochbein, dazu Prellungen, Schnittwunden und ein Trauma. Laut Mizgin Temel falle ihrem Bruder das Atmen schwer und er hätte Schmerzen in der Brust. „Es fällt uns schwer zu begreifen, dass die Täter noch nicht einmal festgenommen worden sind. Uns wurde der ‚Rat‘ erteilt, aus dem Viertel wegzuziehen, bevor uns ‚noch Schlimmeres‘ zustoßen könnte. Die Polizei könne nichts für uns tun, als maximale Maßnahme könne höchstens ein Bußgeld verhängt werden.“ Die Angehörigen des Jugendlichen sind empört über die Weigerung, rechtlich gegen die Angreifer vorzugehen.

Die rassistisch oder nationalistisch motivierte Gewalt gegen Kurdinnen und Kurden in der Türkei als Ergebnis einer vom türkischen Regime geschaffenen und befeuerten politischen und ideologischen Polarisierung nimmt immer bedrohlichere Ausmaße an. Immer öfter fühlen sich Rechtsextreme und Ultranationalisten zum Handeln gegen die „kurdische Bedrohung“ genötigt. Ende Juli waren im zentralanatolischen Konya sieben Mitglieder einer kurdischen Familie von einem türkischen Nationalisten ermordet worden.