In der vergangenen Nacht hat sich ein weiterer Angriff auf eine Zentrale der Demokratischen Partei der Völker (HDP) in der Türkei ereignet. Das Schild des Bezirksverbands Erdemli in Mersin wurde von Unbekannten zerschossen. Bemerkt wurde der Angriff am Sonntagmorgen, als Parteimitglieder die Räumlichkeiten öffneten. Als die HDP den Vorfall öffentlich machte, traf die Militärpolizei (Jandarma) vor dem Gebäude ein. Auch zahlreiche HDP-Mitglieder sind in die Zentrale gekommen.
Der Provinzverband der HDP in Mersin verurteilte den bewaffneten Angriff im Kurznachrichtendienst Twitter und deutete einen Zusammenhang mit den großen Newroz-Feiern in der Türkei an.
Angriffe auf die HDP
In der Türkei kommt es häufig zu rassistisch und faschistisch motivierten Angriffen auf Gebäude der HDP. Mitte Februar wurde ein Molotowcocktail auf den HDP-Kreisverband Yüreğir in der benachbarten Mittelmeerprovinz Adana geworfen, wenige Tage zuvor wurde das Auto der HDP-Abgeordneten Ayşe Sürücü beschossen. Die offensichtlich aus einer Kleinkaliberwaffe auf den in Riha parkenden Wagen abgefeuerte Kugel schlug in der hinteren Windschutzscheibe ein und landete im Kofferraum. Verletzt wurde niemand, da sich zum Zeitpunkt des Vorfalls keine Personen in dem Fahrzeug aufhielten.
Ende vergangenen Jahres ist in Istanbul ein Kreisverbandsbüro von einem bewaffneten Faschisten angegriffen worden, zwei Personen wurden dabei verletzt. In Riha haben Unbekannte im November die Tür eines Parteigebäudes mit einem Kreuz markiert und das Emblem der „Idealistenvereine“ der rechtsextremen „Grauen Wölfe“ sowie Schmähparolen angebracht. Der bislang folgenschwerste Anschlag gegen die Partei ereignete sich im Juni 2021, als bei einem Angriff auf die Parteizentrale in Izmir die Mitarbeiterin Deniz Poyraz erschossen wurde. Die staatlich dirigierte Hetze gegen die HDP macht die Partei und ihre Mitglieder immer öfter zur Zielscheibe von Gewalt. Konsequenzen für die Täter gibt es selten.