Besatzungstruppen schicken Vater Foto seines ermordeten Sohns

Während Bozan Xelîl mit seinem Sohn telefonierte, der bei Heyva Sor während der türkischen Angriffe auf Girê Spî arbeitete, wurde dieser von den Besatzungstruppen ermordet. Die Täter schickten dem Vater anschließend ein Bild des erschossenen Sohns.

Der 19-jährige Mihemed Bozan Xelîl war Krankenwagenfahrer beim Kurdischen Roten Halbmond (Heyva Sor a Kurd), als der türkische Staat mit seinen SNA-Proxys in Girê Spî (Tall Abyad) einfiel. Während er mit seinem Vater telefonierte, wurde er von Milizionären extralegal hingerichtet. Später schickten sie ein Bild seines blutigen Leichnams an den Vater. Der Schmerz für den Vater, Bozan Xelîl, ist immer noch frisch. Er erzählt, wie sein Sohn von den protürkischen Milizionären grausam hingerichtet wurde.

Trotz der Bombardierung seine Pflicht weiter erfüllt“

Xelîl berichtet, dass die Familie aufgrund der Bombardierungen Girê Spî verlassen musste, sein Sohn aber trotz allem nicht gehen wollte und seine Aufgabe als Sanitäter fortsetzte. Xelîl erinnert sich: „Wir gingen nach Ain Issa. Aber die türkischen Flugzeuge bombardierten überall. Auf dem Weg sahen wir ausgebombte Fahrzeuge. Die zerfetzten Leichen von Zivilisten lagen auf der Straße. Der Himmel war in schwarze Wolken gehüllt. Das alles hat mich sehr traurig gemacht.“

Während sie telefonierten erschossen sie ihn

Der Vater berichtet über die Ermordung seines Sohnes: „Wir haben uns am Telefon unterhalten. Er sagte, dass weiter Kämpfe stattfinden und einige Menschen verletzt wurden. Sie würden die Verletzten nun ins Krankenhaus bringen. Genau in dem Moment begannen die Schüsse. Plötzlich war mein Sohn still; die Krankenschwestern schrien. Dann kamen die Schüsse noch näher. Einer von diesen Verbrechern nahm das Telefon auf und sagte: ‚Ich habe den Jungen und zwei Krankenschwestern getötet.‘ In diesem Moment erlebte ich einen unbeschreiblichen Schmerz.“

Die Hinrichtung trug sich am 13. Oktober zu. Am 25. Oktober berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR), dass die drei Sanitäter nach ihrer Ermordung in der Nähe von Silûk in die Kanalisation geworfen worden seien. Der Vater weiter: „Jeder weiß, wer hinter diesen Massakern steht. Für den türkischen Staat ist die Ermordung von Zivilisten zur Routinehandlung geworden.“

Auf der Suche nach der Leiche des Sohnes

Xelîl versuchte, mit den Tätern über das Telefon seines Sohnes Kontakt aufzunehmen, um den Leichnam zu erhalten. Aber statt des Leichnams schickten ihm die Mörder ein Bild seines blutüberströmten Sohns. Vor wenigen Wochen wurde der Sohn nun vom Rat der Familien der Gefallenen des Kantons Kobanê zum Gefallenen erklärt und eine Trauerfeier ohne seine sterblichen Überreste veranstaltet.


Ein ungeahndetes Kriegsverbrechen

Dieses Massaker durch SNA-Söldner stellt einen direkten Verstoß gegen die Genfer-Konvention dar, das Angriffe auf Zivilist*innen, Sanitäter*innen und Hilfsorganisationen verbietet. Gleichzeitig dürfen auch keine Gefangenen oder Personen, die sich ergeben haben, bedroht oder getötet werden. Bei diesen Handlungen handelt es sich also de facto und de jure um Kriegsverbrechen, die unter türkischer Regie durchgeführt wurden. Dennoch hat bisher keine internationale Institution diese Verbrechen aufgegriffen und entsprechende Verfahren eingeleitet. Es blieb bisher immer nur bei verbalem Protest.