Für das kommende Wochenende kündigen das Aktionsbündnis Ende Gelände und das Migrantische und Schwarze Bündnis Antikoloniale Attacke Aktionen zivilen Ungehorsams in Brunsbüttel und Hamburg an. Im Rahmen eines globalen Aktionstages gegen Gas, Fracking und Kolonialismus fordern sie den sofortigen Gasausstieg und ein Ende neokolonialer Ausbeutung. Zeitgleichzeitig sind Proteste im Namen der „Shale Must Fall“-Kampagne in zahlreichen Ländern geplant, so etwa in Argentinien, Kolumbien, UK, Irland, Norwegen, Kanada und den USA.
Ende Gelände: Klimakrise und Ausbeutung gehen Hand in Hand
Elia Nejem, Sprecherin von Ende Gelände, sagt dazu: „Die Klimakrise und neokoloniale Ausbeutung gehen Hand in Hand. Das zeigt sich deutlich an den Planungen für ein Fracking-Gas-Terminal hier in Brunsbüttel. Gas ist ein Brandbeschleuniger der Klimakrise, weil zusätzlich zum CO2 auch das noch schädlichere Methan freigesetzt wird. Gleichzeitig vergiftet Fracking Böden und Trinkwasser. All das trifft besonders Menschen im Globalen Süden und indigene Gemeinschaften. Statt noch mehr fossile Infrastruktur brauchen wir den sofortigen Gasausstieg.“
Antikoloniale Attacke: Kein Frieden mit diesen Verhältnissen
Rokaya Hamid, Sprecherin von Antikoloniale Attacke, erklärt: "Rund um die Uhr übt Deutschland neokoloniale Gewalt aus. Deutsche Gesetze und Strukturen garantieren koloniale, rassistische Ausbeutung von Ressourcen. Es kann also um nichts anderes gehen als die konsequente Analyse und darausfolgende Zerstörung dieses Erbes. Es gilt sämtliche koloniale und imperialistische Institutionen im Kampf um Befreiung zu überwinden. Wir schließen keinen Frieden mit diesen Verhältnissen!"
Klimakolonialismus: „Sie tun im Ausland das, was ihnen zu Hause verboten ist“
Esteban Servat, Aktivist aus Argentinien, ist ebenfalls zu den Protesten angereist: "Fracking zerstört mein Heimatland Argentinien, wo der größte deutsche Öl- und Gaskonzern Wintershall einer der wichtigsten Akteure ist. Die Heuchelei und der Klimakolonialismus dieses und anderer multinationaler EU-Konzerne, ist verantwortlich für Menschenrechtsverletzungen, Vertreibungen indigener Gemeinschaften wie der Mapuche in Vaca Muerta, Verfolgungen und endlose Krankheiten. Sie tun damit im Ausland das, was ihnen zu Hause verboten ist. Kinder sterben an Orten der Fracking-Bohrungen an Leukämie mit einer Rate, die dreimal höher ist als der nationale Durchschnitt. Die deutsche Regierung fördert und subventioniert diese Ausbeutung durch den Bau von LNG-Importterminals wie hier in Brunsbüttel. Dies bedeutet den Untergang für den Planeten und wird Deutschland jahrzehntelang an den Verbrauch des schmutzigsten fossilen Brennstoffs von allen, Fracking-Gas, binden."
Internationales Podium zu kolonialer Kontinuität
Bereits am Donnerstag findet ein Podium mit internationaler Besetzung in Hamburg statt. Aktivist:innen aus Argentinien und Texas werden über die kolonialen Kontinuitäten sprechen, die Fracking zwischen Ländern des Globalen Nordens und des Globalen Südens zieht. Die Veranstaltung findet am 29. Juli um 19 Uhr in der Fabrique Hamburg im Valentinskamp auf Englisch statt, es wird eine Übersetzung ins Deutsche angeboten. Gäste sind Dr. Christopher Basaldú (Esto’k Gna, Carrizo Comecrudo Tribe of Texas), Josette Hinojosa (community activist aus Somi Se'k, Brownsville, Texas), Elida Castillo (community activist aus der Coastal Bend region, Texas), Esteban Servat (Aktivist und Gründer von EcoLeaks aus Vaca Muerta, Argentinien), Llanquiray Painemal Morales (Mapuche Aktivistin) und Elia Nejem (Sprecherin von Ende Gelände), die Moderation macht Katja George (350.org).